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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
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zu Elisabeth.
Kann ich sie mal sprechen?“
    „Meine Tochter ist nicht hier.
Sie ist in Berlin.“
    Hinter Krokow weitete sich die
Diele zu einer rustikalen Wohnhalle, in der eine breite Zirbelholz-Treppe nach
oben führte. Dort oben entstand eine minimale Bewegung. Nackter Fuß und ein
Stück Bein unterm Saum eines Bademantels zogen sich rasch aus dem Blickfeld
zurück. Tim machte einen Schritt vorwärts. Aber sofort schob sich der
Fleischberg Krokow in den Weg.
    War das Elisabeth?, überlegte
Tim. Oder Krakows Frau?
    „Fühlen Sie sich bedroht?“ Er
deutete auf Krakows Pistole, die jetzt locker zwischen den Wurstfingern hing.
    „Hier schleichen Einbrecher
rum. Ich meinte, ich hätte jemand hinter den Büschen gesehen. So, dann wollen
wir mal hoffen, dass deine Freundin der Freundin wieder auftaucht.“ Krakow trat
zurück und schloss die Tür.
    „Wir wohnen Klosterberg Straße
27“, rief Tim gegen das Portal an. „Carsten ist der Name. Ist ein Ferienhaus.
Und falls Sie von Regina hören...“„
    Aber Krakow reagierte nicht.
Kotzbrocken!, dachte Tim.
     
    *
     
    Elisabeth huschte in ihr Zimmer
zurück. Sie hatte gelauscht und war jetzt verwirrt. Ihr Vater log. Er hatte ihr
eingeschärft, in ihren vier Wänden zu bleiben und sich nirgendwo zu zeigen
wegen der Kidnapper. Aber Himmel!, dieser tolle Typ an der Tür war doch kein
Entführer. Der doch nicht!
    Wenn mir diese Regina so
ähnlich ist, überlegte Elisabeth, wieso interessiert das meinen Vater nicht?
Oder interessiert es ihn doch? Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihrem
Verschwinden und unserer Situation?
    Elisabeth konnte ihren Vater
nicht fragen. Es hätte nur einen Wutanfall ausgelöst. So war es immer gewesen.
Sie hatte das früh gelernt. Nicht fragen, nicht einmischen, nur gehorchen. So
ging er um mit ihrer Mutter und ihr.
    Elisabeth schlüpfte in
Hausschuhe, verließ ihr Zimmer und spähte über das Geländer der Galerie
hinunter in die Eingangshalle. Krokow kam aus seinem Arbeitszimmer, den Kopf
gesenkt, eine Tasche in den Händen: eine Umhängetasche für Mädchen. Elisabeth
war verwundert. Ihr gehörte die Tasche nicht. Krokow wühlte darin. Dann machte
er kehrt. Ohne Tasche kam er aus seinem Zimmer zurück und ging nach hinten ins
weitläufige Parterre. Dort schloss er die Tür der Trinkstube hinter sich,
seinem Lieblingsaufenthalt.
    Zwei Minuten später hatte
Elisabeth die Tasche im Schreibtisch ihres Vaters gefunden. Als sie den Pass
aufschlug und das Foto sah, machte ihr Herz einen Sprung. Für einen Moment
meinte sie, das wäre sie selbst.
     
    *
     
    Diese Stille am Ende der
Klosterberg Straße! Noch nie hatten sich Gaby und Tims Mutter so verloren
gefühlt. Die Jungs jagten umher. Aber jemand musste hier sein. Die beiden
bangten, hofften und versuchten, ruhig zu bleiben. Eben hatten sie — fast mit
Schuldgefühlen — in Reginas Koffer gestöbert und Gaby fand das dicke Tagebuch,
dem ihre Freundin Geheimnisse anvertraute, über die man nicht spricht. Aber
Regina machte auch nützliche Eintragungen. Telefonnummern, zum Beispiel. Die
standen ganz hinten und nur die las Gaby jetzt vor.
    „Hier, Susanne! Andy —
Zeltlager an der Ostsee. Die Rufnummer, Gott sei Dank!“
    Susanne rief an. Ein
Campingplatz meldete sich. Bitte, Andreas Hagen. Ja, mit der Gruppe. Wird
dauern, muss erst geholt werden.
    Warten. Doch schon nach drei
Minuten war Andy am Rohr.
    „...und deshalb bitte ich Sie,
Andy, seien Sie ganz ehrlich, ja?“, schloss Susanne ihre Erklärung. „Auch wenn
ihr Mist gebaut habt — bitte sagen Sie mir, ob Regina zu Ihnen unterwegs ist.“
    Dem 17-Jährigen stockte der
Atem. „Frau Carsten, ich schwöre! Nichts haben wir verabredet. Nichts. Ich
würde das auch nicht gutheißen. Man hat doch Verantwortung. Und solche
Heimlichkeit... Nein! Reginas Eltern wären ja entsetzt. Und mit Recht. Nein,
Frau Carsten, ich sehe Regina erst in drei Wochen.“
    „Danke Andy! Wir melden uns.
Machen Sie sich keine Sorgen.“
    Susanne legte auf.
    „Greilisch“, sagte Gaby.
„Dieser Wahnsinnige! Hat er sich an Regina vergriffen? Was sonst soll es sein?“
     
    *
     
    Als Karl und Klößchen
zurückkamen von der vergeblichen Suche nach Regina, legte Susanne gerade den
Hörer auf. Sie hatte mit der Polizei telefoniert und sich auf Kommissar
Glockner berufen, der die hiesigen Kollegen vorsorglich informiert hatte: über
Greilisch.
    „Wir haben überall gesucht und
gesucht“, berichtete Karl. „Haben auch die Leute gefragt. Aber niemand
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