Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
hat
Regina gesehen.“
    Susanne nickte. „Die Polizei
will sofort zu Greilisch nach Obingau. Vielleicht hat er Regina in sein
Ferienhaus verschleppt.“
    Gaby hatte ein Fenster
geöffnet, aber die Vorhänge geschlossen. Die Geräusche aus dem Garten drangen
herein. In diesem Moment zerbrach dort ein Zweig — zerbrach knackend unter
einem Tritt. Alle horchten. Kam Tim endlich zurück? Nichts rührte sich. Aber
jetzt raschelten die Büsche.
    „Das ist Greilisch“, flüsterte
Klößchen. „Den kaufen wir uns. Komm, Karl.“
    Sie stürmten hinaus. In dem
nachtdunklen Garten prallte Klößchen gegen eine Gestalt. Ein blonder Schopf.
Ein Schreckenslaut, Karl und Klößchen griffen zu, und jetzt kam auch Gaby,
bewaffnet mit einer Nudelrolle.

    Es war ein junger Bursche —
etwa 15, mit lässigem Outfit. Er roch nach Pferdestall und war starr vor
Schreck. Die drei ließen ihn los, aber nicht ganz. Karl krallte weiterhin die
Finger in den Jeanshemd-Ärmel und zog den Typ ins Licht der geöffneten Haustür.
    „Wer bist du? Was schleichst du
hier rum?“
    „Entschuldigung! Ich...
eigentlich... Ich bin Erich Bachhuber. Meine Mutter hat mir erzählt von... dem
Mädchen hier. Und da wollte ich...“
    Er stockte und senkte den Kopf.
    Ist harmlos, dachte Gaby, die
ihn streng musterte. Aber was weiß er von Regina? Das muss er erklären.
    Erich wurde hereingebeten, was
keinen Widerspruch zuließ, und grüßte artig, als er Susanne sah.
    „Es ist wegen der unglaublichen
Ähnlichkeit“, erklärte er. „Meine Mutter hat das andere Mädchen hier — nicht
dich“, er sah Gaby an, „hat sie mit Elisabeth Krokow verwechselt, total
verwechselt. Die Krokows sind unsere neuen Nachbarn.“
    „Ähnlichkeit?“, fragte Susanne.
    „Ja. Meine Mutter wollte erst
gar nicht glauben, dass es nicht Elisabeth ist. Das hat mich neugierig gemacht.
Und ich dachte mir, du wirfst hier mal einen Blick durchs Fenster. Ist ja nicht
die feine Art. Aber es hätte doch niemandem geschadet, nicht wahr?“
    „Ja“, rief Gaby. „Stimmt. Ich
war dabei, als deine Mutter die Regina für Elisabeth gehalten hat.“
    „Sie sind sich ähnlich wie
eineiige Zwillinge, sagt meine Mutter“, nickte Erich. „Und natürlich gleich
alt.“
    „Wer ist Elisabeth Krakow?“,
fragte Susanne.
    „Na, die Tochter von diesem
neureichen Typ aus Ostberlin. Dass der sich hier mit einem Ferien-Wohnsitz
ansiedelt, sieht zwar niemand gern. Aber Geld hat er.“ Erich erzählte, was er
wusste.
    „Im Moment ist Regina nicht
da“, sagte Susanne. „Kommst morgen noch mal, okay?“
    „Ja, gern. Dann gute Nacht
allerseits.“ Und Erich trollte sich.
     
    *
     
    Elisabeth hatte flüsternd ihrer
Mutter berichtet — in deren Zimmer, das außer Hörweite des Hausherrn war. Und
noch nie hatte das Mädchen eine so erschütternde Reaktion erlebt, obwohl das
Familienleben der Krokows reich war an Unerquicklichkeit und beinharter Szene.
Elisabeths Mutter war einem Zusammenbruch nahe.
    Mit einem Glas Wasser eilte
Elisabeth zurück aus dem Bad — und flößte es ihr ein. Petra war kalkweiß,
zitterte. Ihre Zähne schlugen gegen das Glas.
    „Mami! Reg dich nicht auf! So
schlimm ist das doch nicht. Diese Regina sieht aus wie ich. Ist auch am selben
Tag geboren. Warum erschrickt dich das so? So was kommt vor. Irre, aber...
Seltsam ist nur, dass Vati die Tasche hat. Also muss Regina hier gewesen sein.“
    Petra antwortete nicht. Ihre
Erinnerung spulte zurück zu dem entsetzlichen Tag — einem Tag, den ihr
Bewusstsein in tiefste Tiefen verdrängt hatte.
    „Mami!“ Der Gedanke war
aufgeblitzt. „Vati sagt, irgendwelche Verbrecher wollen mich entführen. Und
jetzt ist diese Regina verschwunden. Ob sie... ob ihr was passiert ist? Ich
meine: Ob man sie mit mir verwechselt hat?“
    Petras blutleere Lippen
gehorchten nur mühsam. „Vielleicht. Vielleicht ist es so.“ Ihre zitternde Hand
fuhr über Elisabeths Wange. „Das Böse... holt mich ein. Nach 15 Jahren.“
    „Mami, was meinst du?“
    „Ich glaube, Elisabeth, diese
Regina ist... deine Schwester.“

24. Damals in der geteilten
Stadt
     
    Tim stellte sein Bike in die
leere Garage und trat dann ins Haus zu seinen Leuten.
    Keine Nachricht von Regina,
wobei keine besser war als eine schlechte.
    „Ich habe zweimal die
Uferpromenade abgesucht und war bis Reitham“, erklärte Tim. „Im Übrigen — was
du noch nicht weißt, Mutti — scheint Regina eine Doppelgängerin zu haben. Und
die heißt Elisabeth Krokow.“
    Susanne nickte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher