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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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einen Arm aus, fasste Marguerite um die Taille und zog sie an sich. Einen kurzen Moment lang war sie überrascht und versteifte sich vor Schreck. Dann zwang sie sich, sich zu entspannen und locker zu sein. Sie lehnte sich in seinem Arm zurück.
    Durch ihre Röcke und seine Hose hindurch spürte sie seine Erregung. „Ich verstehe schon, Signor, kein Eis heute Nacht.“
    „Die italienische Sonne hat es zum Schmelzen gebracht.“
    Sie lächelte ihn verführerisch an und legte die Arme um seinen Nacken. Kühl und verlockend wie Seide fühlte sich sein Haar auf ihren Händen an. Sie fuhr mit den Fingern durch seine Locken und atmete seinen warmen, sauberen Duft ein. „Ich bin überzeugt, diese italienische Sonne könnte das Eis völlig zum Schmelzen bringen, Signor. Ihr würdet seine Kälte nie wieder spüren.“
    Als Antwort küsste er sie. Es ging so schnell, dass ihr gar keine Zeit zum Nachdenken blieb. Sein Kuss war nicht hart und verletzend, sondern sanft und zart. Er knabberte an ihren Lippen, so verführerisch, dass sie beinahe alles um sich herum vergaß. Und einen Augenblick lang vergaß sie auch wirklich alles andere. Sie war nicht mehr Marguerite Dumas, die „Smaragdlilie“. Sie war nur eine Frau, die von einem gut aussehenden Mann geküsst wurde, einem Mann, der sie mit seinem Duft, seinen starken Armen und seinen zärtlichen Küssen bezauberte. Sie schmiegte sich enger an ihn, so eng, dass sie miteinander zu verschmelzen schienen. Sein Kuss wurde immer fordernder, leidenschaftlich umspielte er mit seiner Zunge ihre.
    Überwältigt löste sie sich von ihm. Was sie jetzt brauchte, war Eiseskälte, klare Gedanken und präzises Handeln. Nicht diese – Lust. Dieses Verlangen. Die „Smaragdlilie“ kannte kein Verlangen, schon gar kein sinnliches. Nikolai Ostrowski war ein Auftrag, nicht mehr.
    Warum fiel es ihr dann aber so schwer, sich daran zu erinnern, wenn sie ihm in die hellblauen Augen blickte?
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Was seid Ihr heute Abend hitzig, Signor!“
    „Ich sagte Euch doch, dass die italienische Sonne mich so hat werden lassen.“
    „Dann kommt mit mir, Signor, ich werde dafür sorgen, dass Ihr abkühlt – nach einiger Zeit.“ Sie nahm die Hand des Russen. Mit seinen Fingern hielt er ihre fest, während Marguerite ihn zu der kleinen Tür führte, aus der sie zuvor getreten war.
    Sie stiegen die enge Treppe hinauf. Nikolai duckte sich, um nicht mit dem Kopf an die Balken über ihnen zu stoßen. Wieder umfing sie die Stille, und die helle, laute Welt war ausgeschlossen. Marguerite spürte, wie ihr das Herz in der Brust schlug, fühlte ein inneres Zittern. Fast war es jetzt so weit.
    An der Tür zu ihrem kleinen Gemach presste Nikolai sie plötzlich an sich, drehte sie herum, um sie gegen die Wand zu drücken. Marguerites Herz schlug schneller – hatte er sie etwa durchschaut? War sie ihm in die Falle gegangen?
    Doch er schlitzte ihr nicht die Kehle auf. Er drückte sie nur gegen die Wand, lehnte sich an Marguerite und musterte sie, als könnte er ihr bis in die Seele schauen, bis in ihre mit Sünden beladene Seele.
    „Woher kommst du, Bella?“, fragte er leise. Sein Akzent war jetzt stärker, und in den Worten schwang so etwas wie eine eisige russische Melodie mit.
    Marguerite lächelte ihn an. „Ich sagte doch: vom Festland. Das ist jetzt unsere einträglichste Zeit im Jahr, aber man muss in Venedig sein, um wirklich Geld zu machen.“
    „Dann bist du also schon lange eine Hure, dorogaja ?“
    Sie lachte. „Oh ja. Wie es scheint, schon eine Ewigkeit.“
    „Dann ist es ein Wunder. Denn du hast immer noch deine Zähne, deine klaren Augen …“ Er streckte die Hand aus und strich über ihre nackte Brust, rieb mit dem Daumen über die rot geschminkte Knospe und ließ Marguerite heftig erschauern. „Deine weiche Haut.“
    „Ich wurde unter einem glücklichen Stern geboren, Signor. Mein Vater sagte das“, meinte sie, immer noch aufgewühlt. Und was sie sagte, war wahr. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte es ihr Vater tatsächlich zu ihr gesagt. Und dabei hatte er sie auf seinen Schultern sitzen lassen, damit sie die hellen, funkelnden Sterne am Himmel über der Champagne sehen konnte.
    Doch dann war ihr Stern erloschen, und jetzt stand sie hier in einem venezianischen Bordell mit diesem rätselhaften Mann.
    „Ein glücklicher Stern auf dem Festland.“ Er lächelte.
    „Eben. Ihr selbst müsst auch unter einem günstigen Zeichen geboren sein, da Ihr doch so
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