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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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hübsch seid.“ Sie sagte es neckend, aber es stimmte trotzdem. Kein normaler Sterblicher sollte solche Schönheit und solchen Charme besitzen dürfen. Er war wirklich gesegnet. Bis heute.
    So war dies jetzt für sie beide eine schicksalsträchtige Stunde.
    „Wenn wir beide so vom Glück begünstigt sind, Signora Bella, warum sind wir dann hier ?“, murmelte er, als könnte er wirklich ihre Gedanken lesen. „Eine Hure und ein Schauspieler, die beide für ihr Abendessen singen müssen. Können wir uns einander überhaupt leisten?“
    „Ich bin gar nicht so teuer“, sagte Marguerite. Sie stellte sich auf die Zehen und flüsterte ihm ins Ohr: „Nicht für Euch. Ich glaube, wir ähneln uns, ich und Ihr. Hure und Schauspieler. Und wir lieben unsere Heimatländer, auch wenn wir es nicht zugeben.“
    Er trat zurück und starrte sie an, als hätten ihre Worte ihn überrascht. Aber sie ließ ihn nicht gehen. Sie zog ihn an sich und küsste ihn mit all der geheimen Leidenschaft ihres Herzens.
    „Ihr kommt aus keinem irdischen Land“, murmelte er heiser. Er bedeckte ihren Hals und ihre bloße Schulter mit feurigen Küssen. „Ihr kommt aus einem verzauberten Feenreich. Und in der Morgendämmerung werdet Ihr sicher wieder dorthin entschwinden.“
    „Bis dahin sind es noch Stunden“, wisperte Marguerite. „Wir müssen das Beste aus der Nacht machen.“
    Nikolai beugte sich vor, umschloss mit den Lippen die Knospe ihrer Brust, liebkoste die harte, rote Spitze mit seiner Zunge, bis Marguerites genussvolles Stöhnen sich mit den anderen Seufzern im Haus mischte. Sie war benommen von einer Leidenschaft, die ihr die Sinne vernebelte und eine nicht gekannte Hitze in ihr aufsteigen ließ. Sie merkte, wie der Russe nach dem Saum ihres Kleides griff und ihren Rock hinaufschob.
    Der kalte Luftzug an ihren nackten Beinen brachte sie rasch wieder zur Vernunft. Non ! Er durfte nicht den Dolch bemerken, sonst wäre alles verloren. Lachend befreite sie sich aus seiner Umarmung. „Ich sagte, wir haben noch die ganze Nacht, Signor! Wir können es uns ein wenig bequemer machen.“ Sie öffnete die Tür und führte ihn zu dem schmalen Feldbett, das unter dem einzigen Fenster des Zimmers stand. Später, wenn sie ihren Auftrag erledigt hätte, würde sie durch diese Öffnung fliehen und über die Dächer Venedigs entkommen. Nicht in irgendein Königreich der Feen, sondern hinter die Vorhänge einer Gondel. „Bella“ würde dann für immer verschwunden sein.
    Sie drückte Nikolai, der keinen Widerstand leistete, auf die Laken und betrachtete ihn einen Moment lang im Mondlicht. Sein goldfarbenes Haar breitete sich auf dem zerknitterten, schmuddeligen Leinen aus. So hübsch – so unwirklich. Wie ein gefallener Engel lächelte er sie spitzbübisch an.
    „Also können wir uns wie zivilisierte Wesen im Bett vergnügen?“, sagte er.
    „Richtig.“ Sie setzte sich neben ihn und fuhr mit den Fingerspitzen über seine muskulöse Brust, die Rippenbögen, die flachen Kreise seiner Brustwarzen. Er war herrlich – wie die Landkarte eines exotischen, unentdeckten Landes. Sie spürte sein Herz, das unter ihren Liebkosungen raste. „Wir können jeden Augenblick genießen. Jede einzelne Berührung.“ Sie küsste seine Brustwarze, nahm die harte Spitze zwischen die Zähne und schmeckte das Salz auf seiner Haut.
    Nikolai erschauerte, als er in ihr Haar griff und sich unter ihr zu bewegen begann. Sein ganzer Körper war angespannt wie eine Bogensehne. Oui , jetzt hielt ihn der Zauber der Begierde gefangen. Sie selbst durfte auf keinen Fall sein Opfer werden.
    „Wie viel wird mich das kosten?“, fragte er mit rauer Stimme.
    Marguerite legte sich zu ihm und schmiegte sich eng an ihn. „Eure Seele“, flüsterte sie.
    Dann handelte sie, wie sie es schon einige Male zuvor getan hatte. Wie man sie zu handeln gelehrt hatte. In einer einzigen fließenden Bewegung fasste sie unter ihre Röcke, packte den Dolch, richtete sich auf und hob die Klinge hoch in die Luft. Sie sah kurz Nikolais Augen, die im Mondlicht silbrig leuchteten. Sein Körper lag nackt vor ihr. Sie musste nur zustechen. Sie musste nur den Dolch in dieses Herz senken, und ein Feind Frankreichs wäre vernichtet.
    Aber diese Augen – diese blauen, wissenden Augen. Marguerite war gefangen von ihrer Tiefe, die der des Meeres glich. Er schien noch nicht mal überrascht zu sein.
    Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, doch der reichte aus, um Marguerite ihren Vorteil verlieren zu lassen.
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