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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie
Autoren: Amanda Mccabe
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Seide. Sie hatte es am Nachmittag gebraucht bei einem Kleiderhändler gekauft. Es musste einmal einer großen Kurtisane gehört haben. Doch jetzt war die Goldstickerei leicht fleckig, der Saum ausgefranst und die Nähte abgestoßen. Trotzdem war es immer noch hübsch und brachte ihre zierliche Figur gut zur Geltung. Sie zog den Ausschnitt etwas tiefer, bis er ihr über die Schultern rutschte und eine Brust entblößte.
    Hm, dachte sie und betrachtete ihre weiße Brust. Sie wusste, dass sie hübsche Brüste hatte. Sie waren weder zu groß noch zu klein, perfekt geformt und sehr weiß. Vielleicht sollten sie Marguerite für ihre vielleicht ein wenig zu kurz geratenen Beine entschädigen oder für die Narben auf ihrem Bauch. Doch verglichen mit den Brüsten der anderen Huren erschienen sie ihr ein wenig zu unscheinbar. Marguerite griff nach dem Töpfchen mit Rouge und strich etwas von der roten Paste auf die entblößte Brustspitze. So. Das würde Aufmerksamkeit erregen. Sie rieb sich noch etwas davon auf die Lippen und tupfte Jasminparfüm hinter die Ohren. Es roch schwer und süß und so ganz anders als die Maiglöckchenessenz, die sie sonst benutzte.
    Jetzt war sie bereit. Marguerite hob ihre weiten Röcke und vergewisserte sich, dass ihr Dolch mit der scharf geschliffenen Spitze noch fest an ihren Schenkel gebunden war.
    Dann strich sie ihr Kleid glatt und schlüpfte aus dem kleinen Raum. Der Gang draußen war schmal; von ihm gingen die meisten Zimmer des Bordells ab. Die Decke war so niedrig, dass Marguerite den Kopf einziehen musste. Der Gang lag verlassen da. Doch selbst hier konnte sie noch das Gelächter und Stöhnen, das Klirren der Tonbecher und das Zischen einer Peitsche hören, welche für jene bestimmt war, die einen etwas exotischeren Geschmack besaßen. Marguerite hoffte, dass es kein russisches Laster war. Wenn sie ihr Hinterteil für die Peitsche entblößen musste, würde dabei der Dolch zum Vorschein kommen.
    Vorsichtig stieg sie in den Schuhen mit den hohen Absätzen eine enge, steile Wendeltreppe hinunter. Die niedrige Tür am Ende der Treppe führte aus dem verschachtelten Teil des Gebäudes hinaus in den großen, lauten öffentlichen Raum.
    Es war wie ein Stolpern in eine neue Welt. Die Geräusche klangen hier nicht länger gedämpft, sondern klar und laut und hallten von der niedrigen, rauchgeschwärzten Decke wider. Dicker, beißender Qualm von der Feuerstelle mischte sich mit dem Parfum der Frauen, dem Geruch nach Fleisch, Schweiß und verschüttetem Bier. Der Holzboden unter Marguerites Füßen war klebrig und voller Flecke.
    Einen Moment blieb Marguerite in der Tür stehen und ließ vorsichtig den Blick über das Geschehen schweifen. In der Nähe des Kamins saß man zum Karten- und Würfelspiel zusammen. Den hohen Münzstapeln auf jedem Tisch und den konzentrierten Gesichtern der Spieler nach zu urteilen, handelte es sich um ein ernsthaftes Spiel. Es wurde gegessen und getrunken, einfache Kost, bestehend aus Brot, Käse und Schinken. Doch das Wichtigste waren die Huren. Es gab jede Art von Huren, die ein Mann sich nur vorstellen konnte: kleine, große, fette, dünne, blonde und brünette. Sogar ein junger Mann in einem blauen Atlaskleid war darunter. Er sah nicht schlecht aus, mit seiner glatten Haut und seinem seidigen schwarzen Haar. Schade nur, dass er nichts gegen den Adamsapfel machen konnte.
    Marguerite betrachtete sie alle mit kühlem Blick. Für diese eine Nacht waren sie ihre Konkurrenz. Sie wusste, dass sie schön war. Sie wusste es, seitdem ihr Vater sie als Kind an den Hof gebracht hatte. Aber sie bildete sich nichts darauf ein. Es war einfach nur ein Vorteil, was ihre Arbeit betraf, besonders in Zeiten wie diesen. Sie war hübscher als alle hier, selbst als der Junge in Blau. Deshalb sollte sie fähig sein, Nikolais Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    Auf jeden Fall würde es jetzt weniger schwierig werden als eben noch. Denn viele der Frauen, die ihn umdrängt hatten, waren fort. Der Patron hatte dafür gesorgt, dass sie sich auch um die anderen Gäste kümmerten. Jetzt waren da nur noch die beiden auf seinem Schoß. Halb ausgezogen, trugen sie noch ihre camicias und rekelten sich kichernd auf seinen Oberschenkeln. Marguerite straffte die Schultern, drückte die Brust raus, warf den Kopf nach hinten und schlenderte langsam an dem Russen und seinem Harem vorbei. Sie ließ ihre Schleppe über seine Stiefel gleiten, ließ ihn ihr Parfum riechen, einen Blick auf ihre weiße Brust und ihr
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