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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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Ihnen nahestehender Mensch eine Depression entwickelt oder schon an einer Depression leidet. Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen.
Was sich ändert und noch ändern sollte
    Die Häufigkeit depressiver Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Depressionen durch eine höhere Belastung der Menschen im sozialen Bereich und im Arbeitsleben tatsächlich etwas häufiger auftreten als früher. Im Folgenden seien zwei wesentliche gesellschaftliche Veränderungen genannt, die mit großer Wahrscheinlichkeit mit der ansteigenden Zahl von Depressionen in Zusammenhang stehen könnten.
Auflösung der klassischen Familienstruktur: Die klassische Familie mit Eltern und einem oder mehreren Kindern ist zwar auch heute noch vorherrschend, aber dennoch gibt es immer mehr Scheidungen, Alleinerziehende und Patchwork-Familien. Diese Umstände bringen auch unsichere Bindungen zu Bezugspersonen mit sich. Aus diesem Grund erkranken Kinder von geschiedenen Paaren häufiger an psychischen Erkrankungen wie der Depression als Kinder von Paaren, die während der Erziehung der Kinder zusammenleben.
Höhere Anforderungen im Beruf: Das Arbeitsleben intensiviert sich zunehmend. Durch Personalkürzungen und fortgeschrittene technische Möglichkeiten muss immer mehr in gleicher Zeit erledigt werden. Darüber hinaus sind Arbeitsplätze heute weniger sicher und oft reicht der Lohn einer Arbeit nicht zum Leben. Dies alles bedeutet für viele zunehmenden Stress, der wiederum ein Risikofaktor für Depressionen ist.
    Betrachtet man den Anstieg depressiver Erkrankungen genau, kommt allerdings noch dazu, dass Depressionen immer häufiger richtig diagnostiziert werden, sodass ein Teil des Anstiegs ein Scheinanstieg ist, der letztlich durch Fortschritte der Wissenschaft sowie durch das vergrößerte Wissen bei Ärzten und Bevölkerung über die Art der Krankheit und die Möglichkeiten ihrer Behandlung zustande kommt.
    Depression in Zahlen
    In Deutschland sind derzeit zirka vier Millionen Menschen, also etwa 5 Prozent der Bevölkerung, von Depression betroffen. Noch größer ist die Zahl derjenigen, die irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer Depression erkranken: Wahrscheinlich bekommen 10 bis 20 Prozent der Bundesbürger einmal oder mehrmals in ihrem Leben eine Depression. Das Risiko, an einer bipolaren Störung mit depressiven und manischen Episoden ( siehe [→] ) zu erkranken, liegt bei 1 bis 2 Prozent.
    Das Tabu fällt ...
    Möglicherweise werden depressive Erkrankungen nicht nur aufgrund des gestiegenen Wissens, sondern auch aufgrund einer gewissen Enttabuisierung häufiger erkannt. Das heißt, die stillschweigende Ablehnung der Depression und anderer psychischer Erkrankungen durch die Gesellschaft weicht langsam einer toleranteren Haltung, was letztlich auch dazu führt, dass depressive Menschen sich heute eher in Behandlung begeben als früher. Neuere Untersuchungen zeigen jedenfalls, dass mittlerweile ein Großteil der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern die Depression für eine echte Erkrankung hält und weiß, dass der Betreffende keine Schuld an seiner Erkrankung hat. Auch dass die Depression durch einen Arzt oder Psychotherapeuten behandelt werden kann und sollte, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Trotzdem bestehen weiterhin große Wissensdefizite und Vorurteile.
    ... aber Irrtümer bestehen nach wie vor
    Ein weitverbreiteter Irrtum, der in Umfragen immer wieder festgestellt wird, ist, dass Antidepressiva abhängig machen – obwohl es keineswegs der Fall ist. Eine wichtige Aufgabe in der Depressionsbehandlung besteht also darin, solche Wissenslücken zu schließen. Allerdings ist dabei nicht nur gegen kleinere Irrtümer, sondern auch gegen tief verwurzelte Vorurteile zu kämpfen.
    Als psychiatrische Erkrankung rangiert die Depression neben den Angststörungen, der Schizophrenie, der Demenz, den Suchterkrankungen und den Störungen der sexuellen Orientierung ganz weit unten in der Hierarchie der Erkrankungen. Wer Krebs oder einen Herzinfarkt hat, erfährt allerorten Mitleid und Anteilnahme. Psychiatrische Erkrankungen und die Betroffenen werden dagegen immer noch sehr häufig negativ beurteilt. Diese Geringschätzung und Abwertung spiegelt sich auch in den landläufigen Bezeichnungen für psychiatrische Kliniken, etwa »Klapsmühle« oder »Irrenanstalt«, wider. Und auch die Medikamente, die bei psychischen Erkrankungen eingesetzt werden und den Kranken wirklich helfen, die
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