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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals
Autoren: Michael Moorcock
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Krug, der in einem Loch mitten im Tisch stand. »Du warst der letzte, der uns noch fehlte«, sagte er. »Ich wurde als erster an Bord genommen. Bis jetzt habe ich es noch nicht bereut, die Reise angetreten zu haben.«
    »Dein Name, Herr?« Elric wollte in dieser Beziehung nicht länger im dunkeln tappen.
    »Ach, Namen? Namen? Ich habe so viele. Am liebsten ist mir der Name Erekose. Aber soweit ich weiß, hat man mich auch Urlik Skarsol und John Daker und Ilian von Garathorm genannt. Einige wollten mir sogar einreden, daß ich Elric Frauentöter gewesen bin.«
    »Frauentöter? Ein unschöner Spitzname. Was ist das für ein anderer Elric?«
    »Das weiß ich nicht genau«, erwiderte Erekose. »Aber offenbar teile ich mit mehr als einem Mann an Bord dieses Schiffes den Namen. Wie Brut war ich auf der Suche nach Tanelorn und fand mich statt dessen hier wieder.«
    »Das haben wir ebenfalls gemein«, warf ein anderer ein, ein dunkelhäutiger Krieger, der größte in der Runde, dessen Züge auf seltsame Weise durch eine Narbe betont wurden, die wie ein umgekehrtes V von der Stirn über beide Augen und Wangen bis hinab zu den Kiefernknochen führte. »Ich befand mich in einem Land, das Ghaja-Ki hieß, eine denkbar häßliche sumpfige Gegend voller perverser, kränkelnder und verseuchter Lebewesen. Ich hatte sagen hören, daß hier eine Stadt existiere, und hielt es für möglich, daß es sich um Tanelorn handelte. Aber das war ein Irrtum. In dieser Stadt lebte eine blauhäutige hermaphroditische Rasse, die den Entschluß faßte, meine, wie sie meinte, Mißbildung an Hautfarbe und Sexualität zu korrigieren. Diese Narbe ist ihr Werk. Der Schmerz der Operation verschaffte mir die Kräfte, den Wesen zu entfliehen. Nackt floh ich in die Sümpfe und mühte mich manche Meile, bis der Sumpf zu einem See wurde, der sich in einen breiten Fluß ergoß. Über diesem Flußlauf hingen schwarze Wolken von Insekten, die sich hungrig auf mich stürzten. Da erschien dieses Schiff, und ich war sehr froh, darin Schutz zu finden. Ich bin Otto Blendker, einst Gelehrter aus Brunse, jetzt vermiete ich mein Schwert für mein Sünden.«
    »Dieses Brunse - liegt es in der Nähe von Elwher?« fragte Elric. Noch nie hatte er in den Jungen Königreichen von einem solchen Ort erzählen hören, noch dazu einem Ort mit einem so fremdartigen Namen.
    Der Mann im Dunkeln schüttelte den Kopf. »Von Elwher weiß ich nichts.«
    »Dann ist die Welt ja wesentlich größer, als ich dachte«, stellte Elric fest.
    »In der Tat«, sagte Erekose. »Was würdest du zu der Theorie sagen, daß das Meer, auf dem wir uns bewegen, mehr als eine Welt umspannt?«
    »Ich wäre geneigt, dir zu glauben.« Elric lächelte. »Ich habe solche Theorien schon studiert. Darüber hinaus habe ich schon in anderen Welten als der meine Abenteuer bestanden.«
    »Es freut mich, das zu hören«, sagte Erekose. »Nicht alle Männer an Bord dieses Schiffes sind bereit, meine Theorie anzuerkennen.«
    »Ich bin jetzt schon eher geneigt, sie zu akzeptieren«, sagte Otto Blendker, »obgleich sie erschreckend ist.«
    »Da hast du recht«, stimmte Erekose zu. »Erschreckender, als du dir vorstellen kannst, Freund Otto.«
    Elric beugte sich über den Tisch und verhalf sich zu einem neuen Trunk. Seine Kleidung trocknete bereits, er begann sich sogar wohl zu fühlen. »Froh werde ich sein, wenn diese neblige Küste hinter uns liegt.«
    »Die Küste haben wir bereits verlassen«, sagte Brut. »Was aber den Nebel angeht, der begleitet uns überallhin. Der Nebel scheint dem Schiff zu folgen - oder das Schiff erzeugt den Nebel, wo immer es sich auch hinwendet. Nur selten sehen wir Land, und wenn wir es zu Gesicht bekommen, wie vorhin, ist das Bild verhangen, undeutlich, wie die Spiegelung in einem matten, verbeulten Schild.«
    »Wir befahren ein übernatürliches Meer«, sagte ein anderer Mann und streckte eine behandschuhte Hand nach dem Krug aus. Elric reichte ihm das Gefäß. »In Hasghan, meiner Heimat, gibt es eine Sage über ein verhextes Meer. Wenn ein Seemann in solche Gewässer gerät, kann es sein, daß er nie zurückkehrt, daß er bis in alle Ewigkeit darin herumirren muß.«
    »Ich fürchte, deine Sage enthält zumindest einen Kern der Wahrheit, Terndrik aus Hasghan«, sagte Brut.
    »Wie viele Krieger sind an Bord?« wollte Elric wissen.
    »Sechzehn - außer den Vieren«, antwortete Erekose. »Insgesamt zwanzig. Die Mannschaft zählt etwa zehn Köpfe, und dazu rechnet der Kapitän. Du wirst ihn
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