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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals
Autoren: Michael Moorcock
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K'ren A'a gesehen haben.« Er ging an Bord und begann die Schrankfächer zu durchsuchen.
    Elric starrte zur Stadt zurück und dachte an einen Mann, der sein Freund hätte werden können wie Graf Smiorgan. Er hatte keine Freunde in Melnibone - nur Cymoril. Er seufzte.
    Smiorgan hatte mehrere Fächer geöffnet und grinste breit. »Ich bete zu den Göttern, daß ich sicher in die Purpurnen Städte zurückkehre - hier ist, was ich suchte! Sieh doch, Elric!
    Reichtümer! So hat diese Expedition uns schließlich doch etwas eingebracht.«
    »Aye.« Elrics Gedanken galten ganz anderen Dingen. Er zwang sich dazu, sachliche Überlegungen anzustellen. »Aber von den Edelsteinen können wir nicht leben, Graf Smiorgan«, sagte er. »Und der Weg nach Hause ist weit.«
    »Nach Hause?« Graf Smiorgan straffte den breiten Rücken; seine Hände waren voller Halsbänder. »Nach Melnibone?«
    »Zu den Jungen Königreichen. Wenn ich mich recht erinnere, botest du mir an, in deinem Hause Gast zu sein.«
    »Für den Rest deines Lebens, wenn du willst. Du hast mir das Leben gerettet, Freund Elric -jetzt hast du mir geholfen, meine Ehre zu retten.«
    »Die letzten Ereignisse beunruhigen dich also nicht? Du hast gesehen, wozu meine Klinge fähig ist - gegenüber Freunden ebenso wie Feinden!«
    »Wir neigen nicht zur Schwermut, wir Menschen der Purpurnen Städte«, sagte Graf Smiorgan ernst. »Und unsere Freundschaften sehen wir nicht zu eng. Du hast eine Pein erfahren, Prinz Elric, die ich nie erleben, nie begreifen werde - doch ich hatte dir mein Vertrauen längst geschenkt. Warum sollte ich es dir wieder nehmen? Solches Verhalten wird uns in den Purpurnen Städten nicht beigebracht.« Graf Smiorgan strich sich über den schwarzen Bart und blinzelte. »Zwischen den Trümmern von Avans Schoner habe ich ein paar Vorratskisten gesehen. Wir fahren um die Insel und holen sie.«
    Elric versuchte seine bedrückte Stimmung zu vertreiben, aber das war nicht leicht, hatte er doch einen Mann getötet, der ihm vertraut hatte. Daß Smiorgan von Vertrauen sprach, verstärkte das Schuldgefühl nur noch mehr.
    Mit vereinten Kräften schoben sie das Boot in das schilfbestandene Wasser. Ein letztesmal blickte Elric auf den stummen Wald, und ein Schauder lief durch seinen Körper. Er dachte an all die Hoffnungen, die ihn während der Fahrt den Fluß herauf beseelt hatten, und schalt sich einen Dummkopf.
    Er versuchte zurückzudenken, versuchte sich zurechtzulegen, wie er an diesen Ort gelangt war - doch seine Vergangenheit vermengte sich bereits zu sehr mit den ungewöhnlich klaren Träumen, zu denen er neigte. Hatte es Saxif D'Aan und die Welt der blauen Sonne wirklich gegeben? Ihr Bild verblaßte bereits. Gab es diesen Ort wirklich? Seine Umgebung hatte etwas Traumhaftes. Es war ihm, als hätte er seit seiner Flucht aus Pikarayd zahlreiche schicksalhafte Meere befahren. Der Frieden, den die Purpurnen Städte ihm versprachen, schien ihm plötzlich sehr verheißungsvoll.
    Bald würde die Zeit kommen, da er zu Cymoril in die Träumende Stadt zurückkehren mußte, da er entscheiden mußte, ob er bereit war, die Verantwortung des strahlenden melniboneischen Reiches zu tragen - doch bis zu jenem Augenblick wollte er Gast seines neuen Freundes Smiorgan sein und sich mit den Gebräuchen der einfacheren, aufgeschlosseneren Bürger von Menii vertraut machen.
    Als sie das Segel setzten und das Boot Fahrt aufnahm, fragte Elric plötzlich: »Du vertraust mir also, Graf Smiorgan?«
    Die direkte Frage überraschte den See-Lord ein wenig. Er strich sich über den Bart. »Aye«, sagte er schließlich. »Als Mensch. Doch wir leben in einer zynischen Zeit, Prinz Elric. Selbst die Götter haben ihre Unschuld verloren, nicht wahr?«
    Elric war verwirrt. »Glaubst du, daß ich dich je verraten werde, so - so wie ich Avan verraten habe, drüben auf der Insel?«
    Smiorgan schüttelte den Kopf. »Es entspricht nicht meiner Natur, über solche Dinge nachzugrübeln. Du bist loyal, Prinz Elric. Du täuschst Zynismus vor, doch habe ich bisher wohl kaum einen Menschen getroffen, der so dringend ein wenig richtigen Zynismus gebraucht hätte wie du.« Er lächelte. »Dein Schwert hat dich verraten, nicht wahr?«
    »Vermutlich um mir zu dienen.«
    »Aye. Darin liegt die Ironie. Der Mensch kann dem Menschen vertrauen, Prinz Elric, doch vielleicht werden wir nie eine wirklich vernünftige Welt haben, solange es die Menschen nicht lernen, der Menschheit zu trauen. So etwas müßte wohl den Tod
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