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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals
Autoren: Michael Moorcock
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ließ, das er nicht tun wollte, bestand die Gefahr, sich die mächtige, wenn auch unberechenbare Wesenheit zum Feind zu machen. Andererseits saßen sie hier in der Falle der Olab-Krieger und konnten ihnen nicht entgehen. Wenn der Jademann sich in Bewegung setzte, würden die Olab bestimmt fliehen, und dann hätten sie Zeit, zum Schiff zurückzukehren und das Meer zu erreichen. Er erklärte seinen Begleitern die Lage. Smiorgan und Avan sahen ihn zweifelnd an, der letzte vilmirische Seemann voller Entsetzen. »Ich muß es tun«, entschied Elric. »Für diesen Mann. Ich muß Arioch rufen und den Bann beseitigen, der auf R'lin K'ren A'a liegt.«
    »Und uns in ein noch schlimmeres Verderben stürzen?« rief Herzog Avan und legte unwillkürlich die Hand auf den Schwertknauf. »Nein, ich finde, wir sollten den Kampf gegen die Olab riskieren. Laß den Mann in Ruhe - er ist verrückt, er redet sinnloses Zeug. Marschieren wir weiter.«
    »Wenn du möchtest - geh«, sagte Elric. »Ich bleibe bei dem Wesen, das zum Leben verurteilt ist.«
    »Dann bleibst du für immer. Du kannst seine Geschichte unmöglich glauben!«
    »Aber ich glaube sie!«
    »Du mußt uns begleiten! Dein Schwert wird uns helfen. Ohne deine Klinge werden uns die Olab vernichten.«
    »Du hast selbst gesehen, daß Sturmbringer gegen die Olab kaum etwas erreicht.«
    »Aber immerhin ein wenig. Laß mich nicht im Stich, Elric!«
    »Ich lasse dich nicht im Stich. Ich muß Arioch rufen. Dieser Ruf wird zu deinem Vorteil sein, wenn nicht zu meinem.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt.«
    »Um meine Zauberkräfte ging es dir auf dieser Reise. Jetzt sollst du sie haben!«
    Avan wich zurück. Er schien in diesem Augenblick ihn mehr zu fürchten als die Olab, mehr noch als die Beschwörung des Hohen Lords. Er schien in Elrics Gesicht eine Drohung zu erkennen, von der nicht einmal Elric etwas spürte.
    »Wir müssen nach draußen gehen«, sagte J'osui C'reln Reyr. »Wir müssen uns vor den Jademann stellen.«
    »Und wenn dies geschehen ist«, fragte Elric plötzlich, »wie verlassen wir dann R'lin K'ren A'a?«
    »Es gibt ein Boot. Ohne Vorräte, doch viele Schätze von der Insel sind darin verstaut. Es ist am Westende der Insel vertäut.«
    »Das wenigstens ist ein Trost«, sagte Elric. »Und du selbst kannst es nicht benützen?«
    »Ich konnte die Insel nicht verlassen.«
    »Gehört das zu dem Fluch?«
    »Aye - zum Fluch meiner Feigheit.«
    »Die Feigheit hat dich tausend Jahre lang hier festgehalten?«
    »Aye.«
    Sie verließen den Raum und traten auf den Platz hinaus. Die Nacht war hereingebrochen, und ein riesiger Mond stand am Himmel. Von seinem Standort aus hatte Elric den Eindruck, als umgebe der Mond den Kopf des Jademannes mit einem Heiligenschein. Es war totenstill. Elric nahm das Bild im Juwel aus seinem Beutel und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Mit der Rechten zog er Sturmbringer. Avan, Smiorgan und der vilmirische Seemann wichen zurück.
    Er starrte auf die riesigen Jadebeine, die Geschlechtsteile, den Torso, den Arm, den Kopf, hob das Schwert und rief: »Arioch!«
    Sturmbringers Stimme ertönte beinahe noch lauter. Das Schwert zuckte in seiner Rechten, drohte ihm aus den Fingern zu gleiten.
    »Arioch!«
    Die Zuschauer sahen nichts anderes als das strahlend pulsierende Schwert, das bleiche Gesicht und die Hände des Albinos und seine roten Augen, die in der Dunkelheit funkelten.
    »Arioch!«
    Plötzlich drang eine Stimme an Elrics Ohr, eine Stimme, die nicht Arioch gehörte, und ihm war,

    als hätte das Schwert selbst zu sprechen begonnen.
    »Elric - Arioch braucht Blut und Seelen. Blut und Seelen, Herr.«
    »Nein. Dies sind meine Freunde, und den Olab kann Sturmbringer nichts tun. Arioch muß ohne Blut, ohne Seelen erscheinen.«
    »Nur sie können ihn mit Gewißheit rufen«, sagte die Stimme schon viel deutlicher. Sie hatte einen sarkastischen Unterton und schien hinter ihm zu erklingen. Er drehte sich um, aber dort war niemand.
    Er sah Herzog Avans nervöses Gesicht, und als sich seine Augen auf das Gesicht des Vilmiriers richteten, schwang das Schwert herum, drehte sich in Elrics Händen und schoß auf den Herzog zu.
    »Nein!« rief Elric. »Halt!«
    Doch Sturmbringer kam erst zur Ruhe, als es sich tief in Herzog Avans Herz gebohrt und seinen Durst gestillt hatte. Wie gelähmt sah der Seemann seinen Herrn sterben.
    Herzog Avan begann zu zittern.
    »Elric, was für einen Verrat begehst du.«
    Er schrie auf. »Ah, nein!«
    Er
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