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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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zum dreiundvierzigsten Stock hinaufsausten, klagte Hannah, dass ihr die Ohren wehtäten. Und als sie schließlich die erste Empfangsdame erreichten, jammerte das Mädchen, dass sie sich nicht mehr viel länger beherrschen könne.
    »Können wir mal kurz zur Toilette?«, fragte Rina.
    »Drei Stockwerke tiefer«, erwiderte die Empfangsdame. »Nehmen Sie den internen Aufzug und dann rechts. Fragen Sie dort nach Britta.«
    »Aber da drüben ist doch eine Toilette«, warf Decker ein und deutete auf eine Tür.
    »Die ist nur für Angestellte. Im vierzigsten Stock, Sir. Dort befindet sich übrigens auch Mr. Hershfields Kanzlei.«
    »Hier geht es ja noch bürokratischer zu als bei der Polizei von Los Angeles.«
    »Komm schon, Peter.« Rina zupfte an seiner Jacke. »Sie zu verärgern hilft uns auch nicht weiter.«
    »Hören Sie auf Ihre Frau«, meinte die Sekretärin und kehrte ihm den Rücken zu.
    Sie warteten vor dem Aufzug, während Hannah in Deckers Arm wimmerte.
    »Weine ruhig etwas lauter, Süße«, sagte Decker.
    »Peter...«
    »Und winsel ein wenig. Heulen ist auch gut.«
    Eine weitere Aufzugsfahrt. Jetzt klagte Hannah, dass ihr schlecht sei. Sie klammerte sich an ihre Mutter. Rina nahm sie in den Arm und stürmte auf die nächstbeste weibliche Person zu eine Frau jenseits der fünfzig mit kurz geschnittenen braunen Haaren und großen Kreolen. Sie hatte braune Knopfaugen und leuchtend rot geschminkte Lippen. Ihr schwarzer Pullover war mit Schmuck behängt. Auf ihrer Nasenspitze saß eine schmale Lesebrille.
    »Ich suche eine Britta«, verkündete Rina. »Das bin ich.«
    »Die beiden haben einen Termin mit Mr. Hershfield.« Rina deutete mit dem Daumen in Richtung der beiden Männer. »Und ich brauche sofort eine Toilette. Die Kleine muss mal dringend, und anscheinend ist das hier das einzige Stockwerk im gesamten Gebäude, das über eine Besuchertoilette verfügt!«
    »Hat Lenore Sie denn nicht die im dreiundvierzigsten Stock benutzen lassen?«
    »Nein, leider nicht!«
    »Eine echte Spitzenkraft!« Britta nahm einen Schlüsselring aus ihrer Schublade. »Ach, Sie Ärmste. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg.« Dann wandte sie sich an die Männer. »Ist einer von Ihnen Rabbi Levine?«
    »Ja, ich«, antwortete Jonathan.
    »Dritte Tür rechts. Mr. Hershfield erwartet Sie schon. Den Kaffee bringe ich gleich.« Sie wandte sich wieder Rina zu: »Kommen Sie. Ich weiß, was es heißt, wenn man eine kleine Blase hat. Nach der Geburt meines letzten Kindes habe ich mir bei jedem Niesen den Rock versaut.«
    Decker sah zu, wie die Frauen hinter einer Tür verschwanden, die zum stillen Örtchen führte, dann begaben Jonathan und er sich auf die Suche nach Hershfields Büro. Ein goldenes Türschild verkündete, dass Hershfield eine eingetragene Gesellschaft war. Als Jonathan an die Tür klopfte, bat eine Stentorstimme sie in den Raum.
    Das Büro besaß die Größe eines Vorzimmers. Und es war das Vorzimmer: Auf dem Schreibtisch stand ein Schild mit dem Namen MS. MOORE. Aber der Mensch hinter dem Schreibtisch war definitiv keine Frau. Seine Wangen waren so eingefallen, dass die Backenknochen förmlich durch die dünne Haut stachen. Die dünnen dunklen Haare, die sich an der hohen Stirn lichteten, trug er glatt nach hinten gekämmt. Zwei dünne Linien bildeten die Lippen, und die Augen verschwanden unter dichten Augenbrauen, funkelten aber übermütig. Der Mann war perfekt gekleidet: schwarzes Wollsakko, weißes Hemd mit Doppelmanschetten und eine gemusterte Krawatte mit Pferden und Gladiatoren wahrscheinlich ein zweihundert Dollar teures Stück von Leonard.
    Hershfield blickte zu den beiden Männern hoch, die vor ihm standen. »Das ist das Zimmer meiner Sekretärin. Hier krieg ich um sechs Uhr morgens am meisten geschafft, wenn mich nämlich niemand stört. und nicht alle zwanzig Sekunden irgendwelche Telefonate zu mir durchgestellt werden. Natürlich ist das ihr Job. Telefonate durchstellen und meine Termine organisieren. Ich weiß zwar nicht, wieso, aber der Schreibtisch meiner Sekretärin ist meiner Arbeit irgendwie förderlicher. Vielleicht, weil er nicht mit meinem eigenen Kram beladen ist.«
    Hershfield schob seine Unterlagen zusammen, stand auf, zog einen Schlüsselring aus der Tasche und öffnete die Tür zum Nebenzimmer. »Bitte, kommen Sie herein.«
    Ein Raum mit einer angenehmen Größe, dachte Decker. Zwar nicht besonders tief, aber die hohen Fenster ließen das Büro weit und offen erscheinen und gaben den Blick frei auf
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