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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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könnte ihn doch ausgezogen haben«, sagte Jonathan.
    »Die Möglichkeit besteht natürlich«, erwiderte Hershfield. »Aber es bleibt auch noch eine andere.«
    Keiner der Männer sagte ein Wort.
    »Doch, ich würde schon sagen, dass das wichtig ist«, brach Hershfield schließlich das Schweigen. »Insbesondere deshalb, weil er auf seine fünfzehnjährige Nichte aufpassen sollte.«
    »Meine Frau hat Shayndie mehrfach gefragt, ob da irgendwelche merkwürdigen Dinge liefen. Das hat sie aber beharrlich abgestritten.«
    Weder Decker noch Hershfield gaben darauf eine Antwort.
    Jonathan geriet ins Stottern: »Ja, natürlich besteht die Möglichkeit, dass sie gelogen. oder ihn gedeckt hat. Aber, wie passt dann der Mord ins Bild?«
    »Vielleicht hat er sie ja bedroht, Jonathan. Vielleicht hatte sie einfach ge nug von der Geschichte«, sagte Decker und sah zu Hershfield. »In diesem Fall bräuchte sie einen sehr guten Strafverteidiger.«
    »Und warum ist sie dann freiwillig mit ihm zu dieser Kunstausstellung gegangen, Akiva?«, fragte Jonathan. »Glaub mir, Shayndie ist ein sehr eigensinniges Mädchen. Wenn er sie belästigt hätte, hätte sie bestimmt was gesagt.«
    »Nicht unbedingt, Jonathan. Vor allem dann nicht, wenn sie in ihn verliebt war.«
    »Das ist doch alles nur Spekulation«, reagierte Jonathan nun ungehalten.
    Decker legte seinem Halbbruder eine Hand auf die Schulter. »Mir geht es doch nicht darum, dich zu verärgern, Jon. Aber wenn ich mir diese Fragen stelle und Mr. Hershfield diesen Gedanken ebenfalls in Erwägung zieht, bin ich mir sicher, dass auch die New Yorker Polizei auf diese Idee kommt.«
    »Das stimmt«, sagte Hershfield.
    »Du hast wahrscheinlich Recht.«
    »Diese Beziehung - zwischen Onkel und Nichte - interessiert mich besonders«, sagte Hershfield. »So etwas ist recht ungewöhnlich, vor allem in einer Gemeinschaft, in der es heranwachsenden Mädchen nicht erlaubt ist, sich mit einem Mann allein in einem Raum aufzuhalten, außer es ist ihr Vater. Warum, glauben Sie, haben die Eltern des Mädchens eine solche Beziehung geduldet?«
    Jonathan versuchte erneut, Shayndies Probleme zu erläutern. »Ephraim schien der Einzige zu sein, der einen Draht zu ihr h atte. Ich habe nie etwas beobachtet, was auch nur im Entferntesten anstößig gewesen wäre.«
    »Wie viel Zeit haben Sie und Ihre Frau mit Ihrer Nichte verbracht?«
    »Sie ist sonntags immer zum Abendessen zu uns gekommen. hin und wieder hat sie auch mal den Schabbat bei uns verbracht, obwohl Chaim das nicht so gern sah. Er hat nie einen Hehl aus seiner Abneigung gemacht. Wir gehören dem konservativen Judentum an und mein Bruder dem Chassidismus.«
    »In seinen Augen sind wir also alle gojim.« »Wahrscheinlich«, gab Jonathan zu.
    »Und Ihr Schwager mochte es nicht, dass Sie seine Tochter zu sich einluden, weil Sie zu den Konservativen gehören. Aber es machte ihm nichts aus, dass sein geschiedener, drogenabhängiger Bruder viel Zeit mit ihr verbrachte?« Hershfield wandte sich an Decker. »Irgendwas hab ich hier nicht verstanden.«
    Decker zuckte die Achseln. »Sie wissen mehr über die Sache als ich.«
    »Sie haben eben gesagt, dass Sie und Ihre Frau Shayndie mehrfach zu ihrem Verhältnis zu ihrem Onkel, dem Bruder Ihrer Frau, befragt haben. Warum?«
    »Um. um einfach sicherzugehen.«
    »Es gab also keinerlei. frühere Vorfälle, die diese Fragen nahe gelegt hätten?«
    »Nein, absolut nichts. Raisie und ich haben uns über diese Beziehung unterhalten und kamen beide zu dem Schluss, dass wir mit dem Mädchen reden müssten. Sie wissen doch selbst, dass Sex in dieser Gemeinschaft ein Tabuthema ist.«
    »Das gilt auch für ein Verhältnis zwischen Onkel und Nichte. Halacha- technisch kommt es dem Inzest gleich.«
    »Soweit ich weiß, hat er sie nicht belästigt.«
    »Lassen Sie uns kurz das Thema wechseln«, sagte Hershfield.
    »Sie haben mir erzählt, dass Chaim zusammen mit seinem Vater im gemeinsamen Unternehmen arbeitet. Was ist mit Ephraim? Was hat er sonst gemacht, wenn er sich nicht mit Drogen beschäftigte?«
    »Wie ich schon sagte: Er war seit über zwei Jahren clean«, beharrte Jonathan.
    »Okay. Und er hat zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder im Familienunternehmen gearbeitet.«
    »Ja.«
    »Zusammen mit Chaim?«
    »Chaim ist seit zwanzig Jahren in dem Geschäft, daher hat er natürlich mehr zu sagen. Aber Ephraim wusste das.« »Es hat also keinerlei Probleme gegeben?«
    »Nicht dass ich wüsste. Meiner Ansicht nach war mein
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