Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
kannst beide sehen, wenn du willst.«
    »Sie leben also.«
    Galee tat erstaunt.
    »Du scheinst uns für Barbaren zu halten, Honga. Verscherze dir mein Wohlwollen nicht, indem du mich beleidigst.«
    »Jemand soll mich zu ihnen führen.«
    »Später.«
    Mythor sah ein, daß er Galee nicht zwingen durfte. Nun, da er wußte, daß dem Beuteldrachen und der Feuergöttin nichts geschehen war, fiel eine schwere Last von ihm ab. Er ließ seinen Becher ein zweitesmal füllen.
    Gedankenverloren saß er mit überkreuzten Beinen da und hielt die Ellbogen auf seine Knie gestützt. Alton steckte locker in der Scheide, denn noch war er nicht bereit, dem Schein vorbehaltlos zu trauen. Erst wenn er seinen Freunden wirklich gegenüberstand, würde er Galees Ehrlichkeit nicht länger anzweifeln.
    Wie ein drohender Schatten lauerte die Gefahr im Hintergrund, die von den Enterseglern ausging und den Besessenen. Mythor sah wieder die Nissen vor sich, vernahm erneut das Peitschen der nach ihm schlagenden Fangarme und schauderte.
    Irgendwie bemerkte er aber, daß Galee sich zur Seite beugte und mit Scida leise zu tuscheln begann. Es schien, als solle er nicht hören, was die beiden miteinander zu besprechen hatten.
    Krampfhaft lauschte er ihren Worten, ohne dabei zu erkennen zu geben, daß er aufmerksam geworden war.
    »…warum sollte ich mich mit wenigem abspeisen lassen«, zischte Scida aufgebracht.
    »Ist die Gewähr, daß du auf Gondaha tun und lassen kannst, was du willst, wenig?« erwiderte Galee verhalten.
    »Sie bringt mir meine Amazonen nicht zurück.«
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Mythor die Herrscherin der Schwimmenden Stadt eine unwirsche Handbewegung vollführen.
    »Ich weiß nichts von deinen Kriegerinnen.«
    Unbewußt war sie in einen lauteren Tonfall verfallen und schwieg daraufhin. Ein rascher Seitenblick auf Honga zeigte ihr, daß der Tau scheinbar gedankenverloren an seinem Wein nippte.
    »Was ist nun?« forderte Scida.
    Galee seufzte.
    »Ich gebe dir zwei Dutzend meiner Frauen. Du kannst über sie gebieten, wie es dir beliebt.«
    »Dann werde ich Gondaha bis in den letzten Winkel durchkämmen.«
    »Meinetwegen.« Galee nickte. »Aber stehe auch du zu deinem Wort.«
    »Es gilt. Honga gehört dir.«
    Mythor glaubte, aus allen Wolken zu fallen. Es fiel schwer, das Gehörte zu verdauen.
    Die Hand am Schwertknauf, sprang er hoch. Ihn packte die blanke Wut. Daß Scida ihn derart hintergehen würde, hätte er nicht erwartet.
    »Niemals lasse ich mich wie ein Stück Vieh verschachern«, rief er aus.
    Im Saal wurde es schlagartig still. Manche Frauen griffen ebenfalls zu ihren Waffen.
    »Du gehörst jetzt mir«, sagte Galee mit gefährlich leiser Stimme. »Wage nicht, dich meinem Willen zu widersetzen. Es könnte dir schlecht ergehen.«
    »Ich hätte es wissen müssen. Deine Freundlichkeit war nichts als Lug und Trug.«
    Galee lachte.
    »Du vergißt, Honga, daß du nur ein Mann bist. Du wirst dich fügen. Also lasse dein Schwert stecken.«
    Drohend kamen die Frauen näher. Sie würden nicht zögern, ihn zu töten. Gegen diese Übermacht war jeder Widerstand sinnlos. Heftig stieß Mythor Alton in die Scheide zurück.
    »Ich wußte, daß du vernünftig bist«, sagte Scida und streckte Galee zum Abschied die Hand hin. »Mach mir keine Schande, Honga. Du hast viel von mir gelernt.«
    Aber in Wirklichkeit meinte sie: Erforsche das Geheimnis!
    Mythor erkannte, daß die Amazone denselben Verdacht hegte wie er. Trotzdem fühlte er sich hintergangen.
    Scida hatte es verstanden, ihn zu ihrem Ködersklaven zu machen, ohne daß er sich dagegen wehren konnte. Sobald er den Mund aufmachte, würden die Weiber über ihn herfallen.
*
    Scida war gegangen. Noch immer fühlte Mythor Galees Blicke auf sich ruhen. Schweigsam und abweisend gab er sich, obwohl er wußte, daß er die Frau mit diesem Verhalten reizte.
    »Wo hast du gelernt, mit dem Schwert umzugehen?« fragte sie nach einer Weile.
    »Scida brachte es mir bei.«
    »Nicht in eineinhalb Monden.« winkte Galee ab. »Das schafft selbst eine Frau nicht. Zudem wußtest du bereits vorher, meisterlich mit der Klinge umzugehen.« Sie betrachtete ihre Hand, die eine deutliche Narbe erkennen ließ. »Warst du jemals in einem deiner Leben im Land der Wilden Männer?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte Mythor.
    Galee schürzte die Lippen. Sie wirkte nachdenklich.
    »Kein Tau versteht es auch nur annähernd, eine Waffe so zu führen.«
    »Wenn du eine Erklärung wünschst, ich kann sie dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher