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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
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suchte er nach einem Ausweg.
    »Weisch nischt«, meinte Gerrek ungefragt.
    »Chabe schie lange nischt geschehen.«
    »Wie lange?«
    »Scher…«
    »Ach, halt’s Maul«, brauste Galee auf. »Die Hexe wird ein Opfer der Besessenen geworden sein.«
    Mythor machte einen Schritt auf sie zu.
    Er war erstaunt.
    »Du weißt von ihnen?«
    »Kann ich’s ändern?« Galee gab sich gelassen. »Es gibt die Verdammten, seit Gondaha beim letzten Mal die Schattenzone streifte. Aber sie leben in den Höhlen, die Teile der Schwimmenden Stadt durchziehen, und kommen nur gelegentlich an die Oberfläche, um sich ein Opfer zu holen. Für uns bedeuten sie keine Gefahr.«
    Ein dunkler Punkt tauchte in der Ferne auf, der rasch größer wurde. Zwei riesige Segel zeichneten sich vor dem Sonnenuntergang ab. Für einige Augenblicke schien das Schiff zu brennen, dann verschmolz es mit den ersten Schatten der Dämmerung.
    »Es ist die Sturmbrecher «, sagte Galee. »Burra hält ihren Teil der Vereinbarung ein.«
    »Ich denke nicht, daß du den deinen ebenfalls erfüllen kannst«, behauptete Mythor. Seine Hand lag wieder auf Altons Knauf.
    Galee bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick.
    »Ich habe dir das Schwert nicht gelassen, damit du im sinnlosen Kampf gegen eine erdrückende Übermacht verletzt wirst, sondern weil Burra durch ihre Botin verlangte, daß Gerrek und du in voller Ausrüstung übergeben werden sollt.«
    »Du nennst deine Weiber eine Übermacht…?«
    »Versuche, gegen sie zu bestehen«, höhnte Galee. »Es würde dir schlecht bekommen.«
    Die Niedergeschlagenheit war Mythor anzusehen. Er starrte der Sturmbrecher entgegen, die schnell die See durchpflügte.
    Allein hätte er zweifellos auf verlorenem Posten gestanden – aber er war nicht nur auf sich gestellt.
    Von Bord des Schiffes stiegen drei Ballons auf. Sie kamen schnell heran, weil ein günstiger Wind sie trieb.
    Mythor bemerkte, daß seine Bewacherinnen mehr auf die Luftschiffe achteten als auf ihn. Es war eine Verzweiflungstat, die er vorhatte, doch wenn die Überraschung auf seiner Seite war, mochte sie gelingen.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er Alton und schlug auf Gerreks Fesseln ein, hoffend, daß das Gläserne Schwert sich als stärker erweisen mochte als das Eisen der Kette. Tatsächlich gab es ein dumpfes Knacken. Einige der Glieder sprangen regelrecht auf.
    »Mach schneller!« zischte der Mandaler. Bis zum äußersten spannte er seine Muskeln an und versuchte, die Kette zu dehnen. Aber erst Mythors zweiter wuchtiger Hieb ließ die Fesseln abfallen.
    Das alles ging so schnell, daß Galee und ihre Weiber keine Zeit fanden, Mythors Handeln zu vereiteln. Als sie schreiend auf ihn eindrangen, wirbelte er bereits herum.
    Gerrek massierte sich noch die Arme, dann bückte er sich und packte ein fast drei Ellen messendes Kettenstück, das er wild durch die Luft schwang.
    Eine der Frauen, deren Schwerthieb Mythor soeben parierte, schrie gellend auf, als das Eisen gegen ihre Knie schlug. Schwer stürzte sie zu Boden.
    »Gut gemacht«, rief Mythor.
    Drei Weiber drangen zugleich auf ihn ein. Er hatte Mühe, sich ihrer zu erwehren, aber indem er Alton beidhändig führte, verschaffte er sich vorübergehend etwas Bewegungsfreiheit.
    Mit der Kette streckte Gerrek eine weitere der Angreiferinnen nieder.
    »Dich werde ich lehren…«, brüllte Galee und stürzte sich auf ihn. Ihre Klinge zuckte im rechten Moment vor, und die Waffe des Mandalers wickelte sich mehrmals um das Schwert. Mit einem wütenden Ruck riß sie dem Beuteldrachen die Kette aus der Hand.
    »Ergreift ihn zuerst!«
    Gerrek warf sich herum und floh. Mythor hinderte die Weiber daran, dem Mandaler zu folgen.
    »Ihr Närrinnen«, kreischte Galee. »Laßt ihn nicht entkommen.«
    Das Klirren der Schwerter mußte weithin zu hören sein. Mythor erhaschte einen flüchtigen Blick auf die näher kommenden Luftschiffe. Sie waren kaum noch tausend Schritte entfernt.
    Langsam wich der Kämpfer der Lichtwelt zurück. Die Weiber kreisten ihn ein, aber er hielt sie sich mit schwungvollen Hieben vom Leib.
    Gerrek, der bereits hinter der Kuppe des Hügels verschwunden war, kam zurück. Mit weit ausholenden Bewegungen schwang er sein Kurzschwert – mehr so, als schlage er mit einem Dreschflegel zu.
    »Verschwinde schon!« rief Mythor.
    Der Beuteldrache indes zeigte sich unschlüssig. Selbst daß drei der Frauen auf ihn zukamen, schien ihn nicht mehr zu schrecken. Breitbeinig stand er da, die Fäuste in die Hüften
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