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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Tag gelaufen. Zum Schlafen haben wir uns hinter einem Findling versteckt, damit uns niemand entdeckt. Es hat uns auch niemand gefunden. Wir möchten Fechten lernen. Hätten wir es schon gekonnt, hätten wir ihr helfen können.«
    »Ja, und dann hätte man euch getötet oder noch Schlimmeres mit euch angestellt«, brummte Dikon.
    »Wisst ihr denn nicht, dass man den Eid der Entsagenden erst ablegen kann, wenn man mindestens fünfzehn Jahre alt ist?«, fragte Ginevra ernst.
    Die beiden Kinder schauten sie mit großen Augen an.
    »Hört zu, ihr beiden. Auch wenn ihr den Weg nach Thendara geschafft hättet - Mutter Carla hätte euch nach Hause zurückschicken müssen. Ihr seid noch zu jung. Wenn es in ein paar Jahren noch immer euer fester Wunsch ist, könnt ihr noch mal mit uns reden, aber nicht jetzt.«
    »Uns ist aber etwas eingefallen«, sagte Jess. »Wir wollen noch mal hingehen und als Pflegekinder im Gildenhaus leben, bis wir alt genug sind, um den Eid zu sprechen.«
    »Unmöglich«, sagte Ginevra. »Wir ziehen nicht herum und holen die Kinder anderer Leute ins Gildenhaus. Es sei denn, es gibt einen sehr gewichtigen Grund dafür: Wenn die Eltern nicht gut zu ihnen sind. So etwas tun wir nicht.«
    »Denn eure Eltern möchten euch bei sich zu Hause in Dalereuth haben«, sagte Kate.
    »Damit wäre die Sache erledigt«, sagte Ginevra. Die beiden kleinen Mädchen schauten sie traurig und schmollend an.
    »Ihr müsst es verstehen, Kinder. Ihr seid noch viel zu jung, und hier habt ihr es gut. Gehorsam gegenüber den Hausregeln ist bei uns sehr wichtig, und wer nicht lernt, seinen Eltern zu gehorchen, wird unter keinen Umständen in die Gilde aufgenommen. Schmollt also nicht. Hört auf eure Eltern und lernt alles, was ihr lernen könnt.
    Wenn ihr in ein paar Jahren noch der gleichen Meinung seid, könnt ihr noch mal bei uns vorsprechen. Aber jetzt nicht.«
    Nach einer erneuten Versicherung, dass niemand ihre kleinen Mädchen ergreifen und fortbringen würde, gingen die beiden Familien: die Eltern erleichtert, die Kinder leicht eingeschnappt.
    Es war spät, als die beiden Frauen die Treppe zu ihren Zimmern hinaufgingen. Sie waren müde, verwirrt und durcheinander.
    »Es ist zu einfach, Rina. Wenn etwas zu einfach und zu luxuriös ist, ist es mir nicht ganz geheuer. Für einen Ort, der angeblich arm ist, geht es den Menschen hier zu gut.«
    »Vielleicht sind wir morgen klüger.«
    Der Morgen dämmerte klar und kühl heran. Ginevra erkannte, dass das Geräusch, das ihre besorgten Träume gequält hatte, die konstante Bewegung des Meeres war. Sie fragte sich, wie man sich an diese Rastlosigkeit gewöhnen konnte. Wie sollten sie und Rina mit diesen lächelnden Menschen fertig werden? Ablehnung und Feindseligkeit verstand sie. Sie verstand auch die Gesellschaft in einem Gildenhaus. Aber diese Nettigkeit überstieg ihren Horizont.
    Hatten die Bewohner Dalereuths gewusst, dass sie kommen würden? Hatten sie sich zusammengesetzt und ihnen ein Theaterstück vorgespielt, um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen? Und wenn ja, warum?
    Nach dem kräftigen Frühstück, das sie allein im Gemeinschaftsraum einnahmen, begaben sie sich zum Gildenhaus.
    Wie Judy erzählt hatte, konnte man es nicht verfehlen. Es stand der Herberge ziemlich genau gegenüber, und die massive Eichentür öffnete sich zur gepflasterten Straße hin. Ein breites Tor führte an der Gebäudeseite auf das Grundstück. Die beiden Frauen betraten es und kamen auf ein weitläufiges Gelände, zu dem Stallungen, ein gepflasterter Stallhof und eine große Koppel gehörten. Früher hatten hier Pferde gegrast. Hinter dem Haus lag ein kleiner, von einer Mauer umsäumter Garten. Ein Beet wurde als Kräutergarten verwendet.
    »Ob er wohl Molly gehört?«, sagte Rina. »Hier wachsen alle möglichen Kräuter. Manche kenne ich gar nicht.«
    »Kann schon sein. Vielleicht sind die Leute deswegen so nett zu uns. Sie möchten nicht, dass wir ihnen ihr Kräutergärtchen wegnehmen.«
    Der Rest des Grundstücks war überwuchert. Um den Obstgarten musste sich auch jemand dringend kümmern. Der Teil, der hinter dem Haus lag, war ebenfalls von einer Mauer umgeben. Durch das dortige Tor konnte man die Küstenstraße und den Deich sehen. Das Meeresrauschen war hier noch deutlicher hörbar.
    Die beiden Frauen schauten sich das Haus von innen an und stellten fest, dass es sich in relativ gutem Zustand befand. Es war jedoch nur spärlich möbliert, denn man hatte alle beweglichen Gegenstände
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