Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Waffen hergestellt, wäre ich nicht so auf die Welt gekommen. Das alles tun sie doch nur, um das an uns wieder gutzumachen, was sie in Jahrhunderten während der Ausübung ihrer Wissenschaft kaputtgemacht haben.«
    »Im Vergleich zu dem, was es früher gab, ist dein Bein gar nichts, Lori«, sagte die alte Margali. »Schon zu meiner Zeit kamen oft Missgeburten zur Welt und mussten entsorgt werden. Vor dem Vertrag war es sogar noch schlimmer. Das Material, das sie für Waffen und manche Wissenschaften verwendet haben, hat bei unseren Frauen Fehlgeburten und deformierte Kinder hervorgerufen. In den Bergen gibt es ein Tal voller Kinderknochen.
    Man hat die Kleinen nach der Geburt dort hingebracht, damit sie sterben. Ich muss es wissen. Vor vielen Jahren sind auch einige der meinen dort hingekommen. Bevor die Hebamme Molly ausgebildet wurde und zu uns kam «
    Ginevra hörte all dies durch den roten Zornesschleier, der sie gelegentlich einhüllte. Waren alle Menschen in diesem Ort Comyn?
    Überprüfte man sie deswegen auf Laran? War es so, dann war die Turmbesatzung natürlich freundlich, schließlich gehörten alle zu ihnen, zur Elite, die über dem Rest der Welt stand.
    »Dann hattet ihr mit eurem Turm großes Glück, wenn diese Leute noch Interesse an eurem Dorf haben«, hörte sie Rina sagen. »Sagt mal, wie ist es in Dalereuth heute?«
    Ginevra spürte, dass Rina bemüht war, sie zum Schweigen zu bringen, damit sie sich abregte. Ihre Schwester wollte den Stimmen lauschen, die von der Fischerei und der Landwirtschaft erzählten und von neuen Industrien wie der Glaserei, der Töpferei und der Ausbildung der Frauen sprachen. Sie schaute sich alarmiert um.

    »Frauen? Hier werden Frauen ausgebildet?«
    »O ja, Mestra«, sagte Margali. »Jede Frau erlernt ein nützliches Handwerk. Die Männer sind nämlich den ganzen Tag beim Fischen, auf dem Feld oder bei der Garde. Es gab zu viele Witwen und Kinder, die ernährt werden mussten, deswegen wollen die Frauen jetzt Berufe erlernen, wenn sie noch jung sind. Damit sie, falls ihre Männer der See zum Opfer fallen oder im Kampf mit in den Bergen umherstrolchenden Banditen ums Leben kommen, sich und ihre Kinder selbst ernähren können, statt zur Hure oder zum Dienstmädchen eines Mannes zu werden.« Die alte Margali schüttelte stolz ihr graues Haar. »Ich selbst bin nun Schreiberin.
    Heutzutage lernen fast alle lesen und schreiben. Ich bringe den Kleinen die ersten Buchstaben bei. Außerdem stelle ich mit meinen Arbeiterinnen auch aus Holz Papier her. Ich gelte in der Gemeinde als begüterte Frau. Dem Rat gehöre ich auch an.«
    »Wenn es hier viel mehr Frauen als Männer gibt, wie heiratet man dann?«, fragte Rina.
    »Viele von uns heiraten gar nicht. Anfangs waren wir den Männern egal. Sie glaubten, wenn die eine nicht zu ihnen passte, suchen sie sich eben eine andere. Aber sie erfuhren bald, dass andere sie nicht haben wollten, wenn sie schon nicht zu ihrer ersten Frau gepasst hatten. Deswegen verhalten sie sich uns gegenüber anständig. Wenn eine Frau arbeiten muss, braucht sie keinen Mann, der für sie sorgt. Gerade Ihr müsstet so etwas doch wissen!«
    Ginevra konnte ihre Überraschung nicht für sich behalten. »So etwas habe ich ja noch nie gehört! Wir hätten nie geglaubt, so etwas je außerhalb eines Gildenhauses zu erleben!«
    »Dann seht ihr also, dass wir euch hier nicht brauchen«, sagte Kate mit fester Stimme.
    »Ihr braucht gar kein Gildenhaus?«, fragte Rina.
    »Das alte Gildenhaus steht noch, und wir halten es in Stand«, erwiderte Lori. »Möchtet Ihr mit Eurer Schwester dort leben?«
    »Unser Gildenhaus in Thendara platzt aus allen Nähten«, erklärte Rina. »Es kommen viele misshandelte Frauen zu uns, denen wir uns nicht verweigern können. Wir wollten das Gildenhaus von Dalereuth für einige unserer Schwestern in Thendara neu eröffnen.«
    »Wir brauchen euch hier nicht«, wiederholte Kate.
    »Wenn ihr jedoch nützliche Arbeit verrichtet und zur Gemeinschaft beitragt, seid ihr willkommen«, sagte die alte Margali.
    »Es sei denn, ihr macht uns unser Gewerbe streitig«, sagte Kate.
    »Ich möchte keine neue Bäckerei hier sehen, Lori braucht keine zweite Weberin und Molly keine zweite Hebamme oder Heilerin.«
    »Ich werde mit dem Rat sprechen«, sagte Margali. Sie schritt davon, und ihre langen Röcke wirbelten um ihre Fußgelenke.
    Die Leute hier brauchen uns vielleicht nicht, aber wir brauchen das Gildenhaus für unsere Schwestern in Thendara.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher