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Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht

Titel: Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
Autoren: Anne Bishop
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verbracht, während sich Surreal und Lucivar um die Besucher gekümmert hatten, die ängstlich an die Tür des Stadthauses klopften.
    Er hatte es gemerkt, als Zhara das Haus betreten hatte. Obwohl Lucivar sich Mühe gegeben hatte, ihn vor den aufgewühlten Gefühlen der Besucher abzuschirmen, waren die Spitzen von Zharas panischer Angst bis zu ihm durchgedrungen. Man hatte seine Warnung gefunden: zwei Leichen, vollkommen verschont von dem Hexenfeuer, während alles andere in Lektras Haus ein Raub der Flammen geworden war. Obgleich er mächtig war, gewährte sein Gift keinen angenehmen Tod, und dass ihm daran gelegen gewesen war, aller Welt zu zeigen, wie die beiden gestorben waren, hatte die adeligen Angehörigen des Blutes in der Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Jetzt wusste also die Königin von Amdarh, was so viele Hexen in Terreille gelernt hatten, wenn auch meist zu spät: Der Kriegerprinz mit den schwarzen Juwelen, den man den Sadisten nannte, empfand keinerlei Mitleid für jemanden, den er als Feind betrachtete. Sie würden diese Warnung nicht vergessen, weil er dafür sorgen würde, dass niemand sie vergaß. Von nun an würde er seine schwarzen Juwelen jedes Mal offen zur Schau stellen, wenn er durch die Straßen von Amdarh ging. Und die Angehörigen des Blutes würden begreifen, dass ihr weiteres Überleben nicht von seinem Mitleid abhing, sondern von Jaenelles. Solange sie den Sadisten im Zaum hielt, würde er sich seiner Königin fügen. Doch wenn jemand versuchen sollte, dieses Band zu zerstören …
    Allerdings gab es eine Person, die dieses Band zerstören könnte - und sie wartete am anderen Ende des Salons auf ihn.

    Als er das Zimmer betrat, sah er sie am Fenster stehen. Es war zu dunkel, um den Garten erkennen zu können, und er fragte sich, was ihre Aufmerksamkeit dennoch gefesselt hielt.
    »Ist es vorbei?«, fragte Jaenelle.
    »Ja.«
    »Die Rechnung ist zu deiner Zufriedenheit beglichen?«
    »Ja.« Er konnte ihre Stimmung nicht erkennen, und das machte ihm Angst. »Jaenelle …«
    Mit einem Wink der linken Hand brachte sie ihn zum Schweigen. Ihm wurde vor Erleichterung schwindelig, als er sah, dass sie noch immer ihren Ehering trug.
    »Ich bin, was ich bin«, sagte er.
    Mit einem Kopfnicken drehte sie sich zu ihm um. »Ein Kriegerprinz mit schwarzen Juwelen, der in seiner Jugend eine brutale Ausbildung erfahren hat. Das schlägt sich immer noch in deinem Wesen nieder, sobald du zur Waffe wirst. Doch das ist nur eine Seite von dir. Die andere Seite ist ein warmer, liebevoller Mann mit Sinn für Humor und mehr Nachsicht für die Torheiten anderer, als du je zuzugeben bereit wärst. Ich kann den Sadisten wie auch Daemon Sadi annehmen. Die Frage lautet nun, kannst du mich annehmen?«
    »Ja.« Er trat einen Schritt auf sie zu. »Das habe ich schon immer getan.«
    Jaenelle schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht mehr stärker als du. Ich trage kein Juwel mehr, das deine Macht in den Schatten stellt.«
    »Das weiß ich.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Dein Verlust …«
    »Ich habe nichts verloren. Bis du das nicht akzeptieren kannst, wirst du immer wieder hierüber stolpern.« Sie deutete mit dem Finger auf Schatten der Dämmerung. Dann streckte sie ihm die Hand entgegen. »Es gibt da etwas, das du dir ansehen solltest.«
    Er griff nach ihrer Hand. Im nächsten Augenblick befanden sie sich nicht mehr in dem Salon, sondern an einem nebligen
Ort mitten im Abgrund. Er war schon zweimal zuvor an dem nebligen Ort gewesen. Warum hatte Jaenelle ihn jetzt hierher gebracht?
    Der Nebel zog sich zurück und bildete eine runde Mauer um sie. Beinahe rund. Genau vor ihm befand sich jedoch eine Öffnung in der Nebelwand.
    *Jaenelle?*
    Keine Antwort. Da sie wollte, dass er sich etwas ansah, trat er durch die Öffnung, und ging dann vorsichtig ein paar Schritte, bis er zu einer Kante kam und in eine gewaltige Schlucht blicken konnte.
    Das riesige spiralförmige Netz, das die Schlucht ausfüllte, verschlug ihm den Atem. Es war an dem nebligen Ort verankert und bog sich bis zur anderen Seite der Schlucht, dann wand es sich erneut und führte in einer sanften Spirale so tief in den Abgrund hinunter, dass er das Ende nicht ausmachen konnte.
    Er betrachtete das Netz und versuchte, es zu verstehen. Da fühlte er tief, tief unter sich ein mächtiges Zittern. Im selben Augenblick drang das leise Geräusch von Hufen, die auf Stein schlugen, an sein Ohr. Daemon drehte sich um und sah, wie sie aus dem Nebel
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