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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Autoren: Anne Bishop
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Bücher hat mich daran erinnert und…«
    »Ich verstehe.« Saetan trank sein Glas aus und griff nach dem Spazierstock.
    Geoffrey begleitete ihn zur Tür. Als Saetan auf den Flur hinaustrat, spürte er, wie der andere ihn leicht und zögerlich berührte. Saetan wandte sich um.
    »Saetan … hast du denn noch Hoffnung?«
    Einen langen Augenblick dachte Saetan über die Frage nach, bevor er die einzige ihm mögliche Antwort gab: »Ich kann nicht anders.«
    Cassandra schloss das Buch, ließ erschöpft die Schultern kreisen und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Keinerlei Veränderung. Sie ist nicht aus dem Abgrund emporgestiegen – oder wo auch immer sie sein mag. Und je länger sie sich jenseits der Reichweite eines anderen Geistes befindet, umso geringer stehen die Chancen, dass wir sie je wieder zurückbekommen.«
    Saetan musterte die Frau mit ihrem staubig roten Haar und den müden, smaragdgrünen Augen. Vor langer, langer Zeit, als Cassandra Hexe gewesen war, die Königin mit den schwarzen
Juwelen, war er ihr Gefährte gewesen und hatte sie geliebt. Und auf ihre eigene Art hatte sie ähnlich für ihn empfunden – bis er der Dunkelheit sein Opfer dargebracht und mit schwarzen Juwelen zurückgekehrt war. Danach hatte ihre Beziehung hauptsächlich auf dem Austausch ihrer unterschiedlichen Talente beruht – seine Fähigkeiten im Bett und im Gegenzug dafür die ihrigen in der Kunst der Schwarzen Witwen –, bis sie ihren eigenen Tod vorgetäuscht hatte und Hüterin geworden war. Die Sterbeszene an ihrem Bett hatte sie so gut gespielt, und sein Vertrauen in sie als Königin war derart unerschütterlich gewesen, dass ihm nie der Gedanke gekommen war, sie habe all dies inszeniert, um ihrer Herrschaft als Hexe ein Ende zu setzen – und von ihm loszukommen.
    Nun waren sie wieder vereint.
    Doch als er sie umarmte, um sie zu trösten, konnte er spüren, wie sie sich innerlich zurückzog und ein angstvolles Schaudern unterdrücken musste. Niemals konnte sie vergessen, dass er auf dunklen Straßen wanderte, die nicht einmal sie zu betreten wagte, und dass man ihn im Dunklen Reich schon zu Lebzeiten den Höllenfürsten genannt hatte.
    Nachdem Saetan Cassandra auf die Stirn geküsst hatte, trat er einen Schritt zurück. »Ruh dich etwas aus«, meinte er sanft. »Ich setze mich eine Weile zu ihr.«
    Cassandra warf zuerst ihm, dann dem Bett einen Blick zu. »Nicht einmal du wirst sie erreichen können, Saetan«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
    Saetan betrachtete die blasse, zerbrechlich wirkende Gestalt, die in einem Meer von schwarzen Seidenlaken lag. »Ich weiß.«
    Als Cassandra die Tür hinter sich schloss, fragte er sich, ob sie trotz des schrecklichen Preises, den sie alle dafür zu zahlen hatten, eine gewisse Genugtuung bei dem Gedanken empfand, dass Jaenelle selbst für ihn unerreichbar war.
    Er schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben, zog den Sessel näher an das Bett heran und stieß einen Seufzer aus. Wie sehr er sich wünschte, das Zimmer wäre nicht derart unpersönlich! Wenn wenigstens Bilder an den langen Wänden aus poliertem schwarzem Gestein hängen würden.

    Was gäbe er nicht um das Durcheinander der Habseligkeiten eines jungen Mädchens!
    Doch diese Räumlichkeiten waren erst kurz vor dem Alptraum an Cassandras Altar fertig gestellt worden. Jaenelle hatte keinerlei Gelegenheit gehabt, sie mit ihrer mentalen Signatur zu versehen und zu ihrem eigenen Reich zu machen. Selbst die kleinen Schätze, die sie hier gelassen hatte, waren nicht häufig genug durch ihre Hände geglitten, um wirklich zu ihr zu gehören. An diesem Ort gab es keinen vertrauten Anker, an den sie sich klammern konnte, um aus dem Abgrund heraufzuklettern, der ein Teil der Dunkelheit war.
    Abgesehen von ihm.
    Saetan stützte sich mit einem Arm auf dem Bett auf und beugte sich vor, um das goldene Haar zärtlich aus dem viel zu dünnen Gesicht zu streichen. Zwar befand sich ihr Körper im Prozess der Heilung, doch er genas nur sehr langsam, da die kranke Hülle leer war. Jaenelle, seine junge Königin, die Tochter seiner Seele, war in der Dunkelheit verschollen – oder in der inneren Landschaft, die man das Verzerrte Reich nannte. Und sie war unerreichbar für ihn.
    Allerdings wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, dass seine Liebe sie erreichen konnte.
    Mit geschlossenen Augen legte Saetan ihr eine Hand auf den Kopf und stieg innerlich bis zur Höhe der schwarzen Juwelen hinab. Langsam, vorsichtig ließ er sich
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