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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Autoren: Anne Bishop
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1
    1Terreille
    V on Wächtern umringt, betrat der eyrische Mischling Lucivar Yaslana den Hof. Er war sich gewiss, im nächsten Moment den Befehl zu seiner Hinrichtung zu vernehmen. Es konnte keinen anderen Anlass geben, weswegen ein Sklave aus den Salzminen in diesen Hof gebracht wurde, und Zuultah, die Königin von Pruul, hatte allen Grund, seinen Tod herbeizuwünschen. Prythian, der Hohepriesterin von Askavi, war zwar immer noch daran gelegen, ihn am Leben zu erhalten, da sie weiterhin hoffte, ihn eines Tages ihren Wünschen gefügig machen zu können. Doch im Hof neben Zuultah stand nicht Prythian.
    Stattdessen befand sich dort Dorothea SaDiablo, die Hohepriesterin von Hayll.
    Lucivar breitete seine dunklen Flügel aus, bis sie ihre volle Spannweite erreicht hatten, um sie an Pruuls Wüstenluft trocknen zu lassen.
    Lady Zuultah warf dem Hauptmann ihrer Wache einen Blick zu, und im nächsten Moment sauste die Peitsche des Aufsehers durch die Luft und grub sich tief in Lucivars Rücken.
    Durch zusammengebissene Zähne stieß der gefangene Kriegerprinz ein Zischen aus, bevor er die Flügel wieder anlegte.
    »Jeder weitere aufrührerische Akt bringt dir fünfzig Peitschenhiebe ein«, fuhr Zuultah ihn an, bevor sie sich wieder Dorothea SaDiablo zuwandte.
    Was wird hier gespielt?, fragte Lucivar sich. Was hatte Dorothea aus ihrer Höhle in Hayll hervorgelockt? Und wer war der zornig wirkende Prinz mit den grünen Juwelen, der
ein wenig abseits von den beiden Frauen stand und ein gefaltetes, quadratisches Stück Stoff umklammert hielt?
    Als Lucivar behutsam seine mentalen Fühler ausstreckte, konnte er sämtliche emotionalen Signaturen um sich her spüren. Zuultah war aufgeregt, und natürlich fehlte auch die übliche, ihrem Wesen innewohnende Boshaftigkeit nicht. Dorothea strahlte eine gewisse Dringlichkeit und Angst aus. Unter der Wut des fremden Prinzen verbargen sich Trauer und Schuldgefühle.
    Dorotheas Furcht fand Lucivar besonders interessant, da dieser Umstand nur eines bedeuten konnte: Daemon Sadi war noch nicht wieder aufgegriffen worden.
    Ein grausames, zufriedenes Lächeln umspielte Lucivars Lippen.
    Der Prinz mit den grünen Juwelen wurde auf der Stelle feindselig, als er den Gefangenen lächeln sah. »Wir vergeuden unsere Zeit«, sagte er scharf, indem er einen Schritt auf Lucivar zuging.
    Dorothea wirbelte herum. »Prinz Alexander, diese Angelegenheit muss …«
    Philip Alexander entfaltete das Tuch und hielt es mit ausgebreiteten Armen an zwei Ecken fest.
    Lucivar starrte das befleckte Laken an. So viel Blut. Zu viel Blut. Blut war der lebende Fluss – und der mentale Faden. Wenn er jenen Blutfleck mental abtastete …
    Etwas tief in seinem Innern verstummte und fühlte sich an, als könne es jeden Augenblick zerbrechen.
    Dennoch zwang er sich, dem aggressiven Blick Philip Alexanders standzuhalten.
    »Vor einer Woche entführte Daemon Sadi meine zwölfjährige Nichte und brachte sie zu Cassandras Altar, wo er sie vergewaltigte und bestialisch ermordete.« Philip bewegte die Handgelenke und setzte damit das Laken in wellenförmige Bewegung.
    Lucivar musste hart schlucken, um sich nicht zu übergeben. Langsam schüttelte er den Kopf. »Er kann sie nicht vergewaltigt haben«, sagte er mehr zu sich als zu Philip.
»Er kann es nicht. Er ist körperlich dazu nicht in der Lage …«
    »Vielleicht war es ihm bisher nur nicht blutig genug«, erwiderte Philip barsch. »Dies ist Jaenelles Blut, und die Krieger, die ihr zu Hilfe eilten, haben Sadi wiedererkannt.«
    Widerstrebend wandte Lucivar sich an Dorothea. »Seid ihr euch sicher?«
    »Leider kam mir zu spät zu Ohren, dass Sadi ein unnatürliches Interesse an dem Kind entwickelt hatte.« Graziös zuckte Dorothea mit den Schultern. »Vielleicht fühlte er sich gekränkt, als sie versuchte, sich seinen Annäherungsversuchen zu entziehen. Du weißt so gut wie ich, dass er zu allem fähig ist, wenn er in Zorn gerät.«
    »Habt ihr die Leiche gefunden?«
    Dorothea zögerte. »Nein. Das hier ist alles, was die Krieger vorfanden.« Sie wies auf das Laken. »Vertraue nicht allein auf mein Wort. Sieh selbst, ob du verkraftest, was sich in diesem Blut eingeschlossen befindet.«
    Lucivar holte tief Luft. Das Miststück log. Dorothea musste lügen. Denn, süße Dunkelheit, wenn sie die Wahrheit sprach …
    Man hatte Daemon die Freiheit geboten, wenn er Jaenelle umbrachte, aber er hatte die Offerte abgelehnt – oder jedenfalls hatte er das behauptet. Doch was, wenn er
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