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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Autoren: Anne Bishop
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Laken mental abgetastet hatte. »Du bist dir nicht sicher«, wiederholte er höhnisch. »Was soll das heißen? Weißt du nicht mehr, wo du dein Opfer verscharrt hast? Du musst schon versuchen, überzeugender zu lügen.«
    »Sie ist nicht tot!«, brüllte Daemon.
    In der Nähe erklang ein Schrei, gefolgt von sich rasch nähernden Schritten.
    Daemon hob die rechte Hand. Das schwarze Juwel blitzte auf, und vor den Stallungen, in denen die Sklaven untergebracht waren, stieß jemand ein gequältes Heulen aus. Dann herrschte wieder Stille.
    Es würde nicht lange dauern, bis die Wächter den Mut fanden, die Stallungen zu betreten, und so entblößte Lucivar die Zähne und suchte weiter nach einem Schwachpunkt in der Verteidigung seines Gegenübers. »Hast du sie einfach auf den Boden geworfen und genommen? Oder hast du sie verführt und ihr vorgelogen, du würdest sie lieben?«
    »Ich liebe sie.« In Daemons Augen lag der Anflug eines Zweifels, eine Spur von Angst. »Ich musste sie belügen. Sie weigerte sich, mich anzuhören. Ich musste lügen.«
    »Und dann hast du sie verführt, um nahe genug an sie heranzukommen und sie töten zu können.«
    Daemon sprang abrupt auf und ging in der kleinen Zelle auf und ab, wobei er heftig den Kopf schüttelte. »Nein«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Nein, nein, nein !« Er wirbelte herum, packte Lucivar an den Schultern und drängte ihn gegen die Mauer. »Wer hat dir erzählt, sie sei tot? Wer? «
    Mit eine ruckartigen Bewegung machte Lucivar sich von Daemons Griff frei. »Dorothea.«
    Daemon trat einen Schritt zurück, das Gesicht schmerzverzerrt. »Seit wann hörst du auf Dorothea?«, fragte er verbittert.
»Seit wann glaubst du diesem verlogenen Miststück auch nur ein Wort?«
    »Tue ich nicht.«
    »Warum …«
    »Worte lügen. Blut nicht.« Lucivar wartete, bis Daemon den tieferen Sinn seiner Aussage verstanden zu haben schien. »Du hast das Laken zurückgelassen, Bastard«, sagte er grimmig. »All das Blut. All der Schmerz.«
    »Hör auf«, flüsterte Daemon mit einem Zittern in der Stimme. »Lucivar, bitte. Du begreifst nicht. Sie war bereits verletzt und litt solche Schmerzen. Und ich …«
    »Und du hast sie verführt, sie belogen und vergewaltigt.«
    »Nein!«
    »Hast du es genossen, Bastard?«
    »Ich habe sie nicht …«
    »Hast du es genossen, sie zu berühren?«
    »Lucivar, bitte …«
    » Hast du? «
    » Ja! «
    Unter Wutgeschrei warf Lucivar sich mit solcher Gewalt auf Daemon, dass die Ketten rissen – doch er war nicht schnell genug. Er fiel zu Boden, wobei er sich die Haut an Handflächen und Knien aufschürfte. Es dauerte eine Minute, bis er wieder zu Atem kam. Eine weitere Minute verstrich, bevor er begriff, warum er am ganzen Leib zitterte. Er starrte auf die dicke Eisschicht, welche die steinernen Zellenmauern bedeckte. Dann erhob er sich langsam und unbeholfen, während er tief in seinem Innern eine Bitterkeit verspürte, die so tief ging, dass sie seine Seele zu ersticken drohte.
    Daemon stand nicht weit entfernt von ihm, die Hände in den Hosentaschen vergraben, das Gesicht eine ausdruckslose Maske. Der Blick aus seinen goldenen Augen wirkte leicht glasig und verschlafen.
    »Ich hasse dich«, flüsterte Lucivar heiser.
    »Im Augenblick beruht dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit, Bruder«, sagte Daemon ruhig, beinahe zärtlich. »Ich werde sie finden, Lucivar. Ich werde sie finden, nur um zu beweisen,
dass sie nicht tot ist. Und nachdem ich sie gefunden habe, komme ich zurück und reiße dir deine lügnerische Zunge heraus.«
    Bei diesen Worten explodierte die vordere Wand der Zelle, und Daemon verschwand.
    Lucivar ließ sich zu Boden fallen, die Flügel eng an den Körper gelegt, und barg den Kopf in den Armen, während Kieselsteine und Sand auf ihn herabregneten.
    Nun waren erneut Schreie zu hören. Schritte.
    Er sprang auf, als die Wächter durch die Öffnung strömten. Mit entblößten Zähnen stieß er ein Knurren aus. Seine goldenen Augen glänzten wutentbrannt. Die Wachen wichen vor ihm zurück, als sie ihn in diesem Zustand sahen. Sie verließen die Zelle und versperrten die restliche Nacht über die Maueröffnung, allerdings ohne es zu wagen, sich ihm erneut zu nähern.
    Lucivar beobachtete sie. Sein Atem drang pfeifend durch zusammengebissene Zähne.
    Er hätte sich an ihnen vorbeikämpfen und Daemon folgen können. Wenn Zuultah versucht hätte, ihn aufzuhalten, indem sie ihm durch den Ring des Gehorsams Schmerzen zufügte, hätte Daemon seine
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