Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
vernichten. Er hatte Höfe zu Fall gebracht, Städte in Schutt und Asche gelegt und kleinere Kriege angezettelt, nur um sich im Zuge seiner Schlafzimmerspiele an jemandem zu rächen.
    Dorothea bestrafte ihn, verletzte ihn und verkaufte ihn an immer neue Höfe, doch letzten Endes waren Maris und ihresgleichen entbehrlich. Er war es nicht. Dorothea und
die anderen Schwarzen Witwen von Hayll hatten einen hohen Preis gezahlt, um ihn zu erschaffen, und sie waren nicht in der Lage, noch einmal zu tun, was immer sie in seinem Fall getan hatten.
    Das Blut von Hayll schwand. In seiner Generation gab es nur sehr wenige, welche die dunkleren Juwelen trugen – was kaum verwunderlich war, da Dorothea unter den stärkeren Hexen gründlich aufgeräumt hatte. Jenen Hexen, die ihre Herrschaft hätten anzweifeln können, nachdem sie Hohepriesterin geworden war. Stattdessen blieben ihr als Gefolgschaft lediglich Haylls Hundert Familien – und somit waren die Einzigen, die sich mit einem Blutmann verbinden und gesunde Blutkinder in die Welt setzen konnten, entweder Hexen, die hellere Juwelen trugen und keinerlei soziales Ansehen genossen, oder andere Frauen des Blutes mit wenig Einfluss.
    Nun benötigte sie eine dunkle Blutlinie, die sich mit ihren Schwestern, den Schwarzen Witwen, verbinden konnte. Während sie Daemon also liebend gerne erniedrigte und quälte, würde sie sich gleichzeitig hüten, ihn zu vernichten, denn sofern auch nur der Hauch einer Möglichkeit bestand, wollte sie seinen Samen im Körper ihrer Schwestern wissen. Sie benutzte Närrinnen wie Maris, um ihn so lange zu zermürben, bis er sich ihrem Wunsch fügte.
    Er würde sich niemals fügen.
    Vor siebenhundert Jahren hatte Tersa ihm gesagt, dass der lebende Mythos kommen würde. Siebenhundert Jahre des Wartens, Ausschauhaltens, Suchens und Hoffens. Siebenhundert herzzerreißende, ermüdende Jahre. Er weigerte sich, aufzugeben oder sich zu fragen, ob sie sich getäuscht haben könnte, weigerte sich, da sein Herz sich zu sehr nach dem fremden, wunderbaren, beängstigenden Wesen namens Hexe verzehrte.
    Tief in seiner Seele kannte er sie. Er sah sie in seinen Träumen. Ihr Gesicht stellte er sich nie vor, denn sobald er sich darauf konzentrierte, verschwamm es vor seinem
geistigen Auge. Doch er sah sie in einem wallenden Gewand aus dunkler, durchsichtiger Spinnenseide vor sich; einem Gewand, das ihr von den Schultern glitt, wenn sie sich bewegte, und das sich beim Gehen öffnete und schloss und den Blick auf nackte, nachtkühle Haut freigab. Ihr Duft würde den Raum erfüllen, ein lieblicher Duft, der ihn beim Erwachen begrüßte, sodass er das Gesicht in ihrem Kopfkissen vergraben würde, nachdem sie aufgestanden war.
    Lust war es nicht – das Feuer des Körpers verblasste im Vergleich zur Umarmung von zwei Geistern –, obwohl körperliches Vergnügen ein Teil davon war. Er wollte sie berühren, die Beschaffenheit ihrer Haut spüren und ihre Wärme schmecken. Streicheln wollte er sie, bis sie beide lichterloh brannten. Er wollte sein Leben mit dem ihren verweben, bis sich nicht mehr sagen ließe, wo das eine begann und das andere aufhörte. Er wollte die Arme um sie legen, stark und beschützend, und wollte sich selbst beschützt fühlen; wollte sie besitzen und von ihr besessen werden; wollte sie beherrschen und beherrscht werden. Er sehnte sich nach jenem kühlenden Schatten über seinem Leben, während jeder Tag inmitten der Frauen, die ihm nichts bedeuteten und niemals etwas bedeuten konnten, einen brennenden Schmerz zurückließ.
    Tief in ihm verankert war der unerschütterliche Glaube, dass er geboren worden war, um Hexe zu lieben.
    Daemon zündete sich eine weitere Zigarette an und streckte den Ringfinger seiner rechten Hand nach vorn. Geschmeidig glitt der Schlangenzahn aus seinem Kanal und lag an der Unterseite des langen, schwarz gefärbten Fingernagels. Er lächelte. Maris hatte sich gefragt, ob er Krallen besaß? Nun, dieses schöne Kleinod würde sie bestimmt beeindrucken; wenn auch nicht für sehr lange, da das Gift unter seinem Fingernagel äußerst wirksam war.
    Es war sein Glück gewesen, dass er seine sexuelle Reife ein wenig später als die meisten Hayllier erreicht hatte. Der Schlangenzahn hatte sich zusammen mit den übrigen Veränderungen
seines Körpers eingestellt, eine schockierende Überraschung, denn er hatte es nicht für möglich gehalten, dass ein Mann von Natur aus eine Schwarze Witwe sein könnte. Damals hatte er an einem Hof
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher