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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes
Autoren: Stephen Booth
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vor dem Ende des Weges hob er leise schimpfend eine zerdrückte Cola-Dose auf und steckte sie in den Rucksack, in dem er schon einen Haufen Schokoriegelpapier und Bierdosenlaschen mit sich herumschleppte. Er würde sie später entsorgen, genau wie die leere Marlboroschachtel und die Zigarettenkippen, die er am Hammond Tower gefunden hatte. Mark hasste es, dass manche Leute ihren Abfall einfach in die Landschaft warfen. Das Einzige, was für diese Sorte zählte, war ihre eigene Bequemlichkeit.
    Wenn es nach ihm ginge, würde er solchen Menschen den Zutritt zum Nationalpark einfach verbieten. Man müsste an den Zugangsstraßen Mauthäuschen aufstellen und Tageskarten ausgeben. Möglicherweise würde es dazu eines Tages sowieso kommen. Der Nationalpark war mit den ständig steigenden Besucherzahlen überfordert.
    Auf der sandigen Erde waren Reifenspuren zu sehen. Das hieß, dass erst kürzlich ein Mountainbiker hier vorbeigekommen war. Mark kannte die Nationalparksatzung, er hatte die Vorschriften gründlich gelesen. Er wusste, was erlaubt war und was nicht. Die Parkbehörde war schon gerichtlich gegen Mountainbiker vorgegangen.
    Er grinste hämisch, doch dann überkam ihn auch schon das schlechte Gewissen. Owen sagte, die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Ranger brauchte, seien Takt und Diplomatie. Wozu einen Streit vom Zaun brechen, wenn man mit einem freundlichen Rat viel mehr erreichen konnte? Mark war klar, dass er noch viel zu lernen hatte. Manchmal wusste er wirklich nicht, wie er mit diesen Leuten umgehen sollte, über deren Dummheit und Leichtsinn er nur staunen konnte und deren Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Eigentum anderer und vor allem gegenüber der Natur und den Tieren ihm so verhasst war. Es war ein Verbrechen, wie sie die Moore schändeten. Das Letzte, was sie verdient hatten, war Diplomatie.
    Es war erst zwei Uhr nachmittags, aber schon in wenigen Stunden würde es anfangen, dunkel zu werden. Schon seit ein paar Tagen hatte Mark dieses sonderbare Zwielicht bemerkt, ähnlich wie Vollmondschein bereits um fünf Uhr nachmittags, in dem sich alle Farben veränderten und ein letztes Mal hell aufleuchteten, bevor sie von der Dunkelheit geschluckt wurden. Das Ende der Sommerzeit war für die Peak Park Ranger jedes Mal ein Grund zur Sorge. Es kam immer wieder vor, dass sich ein Wanderer verschätzte und noch draußen in den Bergen war, wenn es Abend wurde.
    Es war kälter geworden, aber Mark spürte nichts davon. Die rote Fleece-Jacke mit dem silbernen Nationalparkwappen, die er voller Stolz trug, hielt ihn warm. Außerdem war Rot eine Signalfarbe, die Hilfe verhieß – den Verirrten oder Verwirrten, den Erschöpften oder Verletzten, den falsch Gekleideten und den für eine Wanderung im Moor schlecht Ausgerüsteten. Der Anblick der roten Jacke war wie ein freundliches Leuchtfeuer. Es bedeutete, dass ein Ranger im Anmarsch war.
     
    Jenny Weston lächelte, als sie starb. Ihr Lächeln erstarrte und zerbrach; es verwandelte sich in eine Grimasse der Angst, als das Messer unter ihren Rippen eindrang.
    Die Klinge war scharf, mit Wolfram beschichtet. Sie hatte eine tödliche Spitze. Mühelos glitt sie durch das T-Shirt, die Haut und das subkutane Fett auf das Herz zu. Ein Handteller großes Stück Baumwolle färbte sich rot, ein Blutstrahl spritzte auf den Lenker des Mountainbikes.
    Als das Messer wieder herausgezogen wurde, schloss sich die Wunde sofort und hörte nach außen hin auf zu bluten. Jenny blickte erstaunt an sich hinunter und presste die Hand auf den roten Fleck. In ihrem Brustkorb füllte sich der Herzbeutel mit Blut, der Druck behinderte das Herz beim Schlagen. Dann kollabierte der linke Lungenflügel, und Ströme von Blut ergossen sich in den Hohlraum. Ihr wurde ein wenig schwindelig, Hände und Füße wurden taub; dann konnten ihre Beine sie nicht mehr tragen.
    Sie wehrte sich nicht, als sie unter den Armen gepackt und über die Lichtung geschleift wurde. Ihre Absätze zogen Furchen in die sandige Erde. Die Blutversorgung ins Gehirn und in die Extremitäten kam zum Erliegen, ihre Haut wurde fahl. Beine und Bauch sahen aus wie gekochter Fisch, als sie mit voller Absicht dem Licht ausgesetzt wurden.
    Die abgewischte Messerklinge hinterließ eine rote Schmierspur im Gras. Ein Rinnsal Blut war vom Lenker des Fahrrads auf das Vorderrad gelaufen. Langsam tropfte es von Speiche zu Speiche. Dunkel und schon halb geronnen wurde es vom Boden aufgesogen.
    Als der Angreifer von ihr abließ, lebte Jenny
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