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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes
Autoren: Stephen Booth
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hätte. Plötzlich bemerkte er einen Studenten, der direkt an ihm vorbeirannte. Instinktiv packte er zu. Unter Weeninks zwei Zentnern Lebendgewicht knickten dem Studenten die Beine weg. Im nächsten Augenblick lagen beide Männer japsend und keuchend im Schlamm.
    Cooper grinste. Rein zufällig hatte Weenink in seinem leicht benebelten Zustand genau den richtigen Studenten erwischt. Der Stürmer vom High Peak College war mit dem Ball auf dem Weg zur Mallinie gewesen. Wenige Sekunden später hätte er den spielentscheidenden Versuch gelegt. Während sich die beiden Männer wieder hochrappelten, pfiff der Schiedsrichter die Partie auch schon ab. Weenink hatte das Spiel gerettet, Endstand 12:10 für die Polizei.
    »Gott sei Dank«, seufzte Cooper.
    »Wenigstens ist unsere Ehre heil geblieben«, sagte Rennie und packte seine Thermosflasche weg.
    »Na, ich weiß nicht, Sarge. Aber stellen Sie sich doch bloß mal vor, wie das Clubhaus nachher aussehen würde, wenn unsere Jungs verloren hätten. Sie würden Kleinholz daraus machen.«
    Cooper stand auf und steuerte das Vereinsheim an. In seiner Anfangszeit bei der Division E hatte er sich überreden lassen, im Rugbyteam mitzuspielen. Groß und fit genug war er, aber, wie seine Kollegen meinten, zu zaghaft und unentschlossen, wenn es hart auf hart ging. So hatten sie ihn dazu verdonnert, auf den Siegesfeiern in der Kabine für den Biernachschub zu sorgen. Aus Loyalität opferte er dafür seinen Sonntagnachmittag, auch wenn er sich viel lieber zu Hause mit seinen kleinen Nichten ein paar Videos angesehen hätte.
    Coopers Zeit am High Peak College lag nun schon zehn Jahre hinter ihm, und wenn er daran zurückdachte, überkam ihn fast so etwas wie Wehmut. Damals hatte er ein festes Ziel vor Augen gehabt: erst den Abschluss schaffen, dann bei der Polizei anfangen. Das Gefühl, dass sein Leben einen Sinn hatte, begleitete ihn noch als einfacher Streifenpolizist und während seiner ersten Zeit bei der Kripo, wo er die Polizeiarbeit aus einer anderen Perspektive kennen lernte. Sein Weg war Schritt um Schritt aufmerksam verfolgt und meistens für gut befunden worden. Meistens, aber nicht immer. Die Fehler, die er hin und wieder gemacht, und die Zweifel, die er zum Ausdruck gebracht hatte, hafteten ihm bis heute im Gedächtnis.
    Doch vor zwei Jahren war auf einen Schlag alles anders geworden. Nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters, Sergeant Joe Cooper, war er plötzlich auf sich allein gestellt. Und er fühlte sich wie befreit. Die Hand, die ihn geführt hatte, war nicht mehr da. Er hatte die Kontrolle über sein Leben zurückbekommen. Aber da war es für Ben Cooper schon zu spät gewesen. Er war genau das geworden, was sein Vater aus ihm hatte machen wollen.
    »Deshalb müssen wir die Meinungsumfrage zur Nutzung der Verkaufsautomaten machen«, sagte Rennie, der neben ihm ging. »Um eine Vorstellung von der Akzeptanz des geplanten neuen Erfrischungsangebots zu bekommen. Damit in der Verwaltung eine fundierte Entscheidung gefällt werden kann. Eine Entscheidung, die durch ein konstruktives Feedback von Verbraucherseite gestützt wird.« Es klang wie aus einem Management-Handbuch.
    Cooper sah die Hausmitteilung, aus der Rennie zitierte, förmlich vor sich. Der Sergeant hatte einen kaffee-feuchten Schnauzbart. Und überhaupt, wie er aussah mit seinen selbst gestrickten Wollhandschuhen. Wie ein Opa auf Kaffeefahrt in der Nachsaison.
    Coopers dreißigster Geburtstag zeichnete sich bereits am Horizont ab. Im nächsten Jahr war es so weit. Ein beklemmendes, bedrohliches Gefühl, als ob seine Jugend schon fast wieder vorbei wäre, nachdem er sich noch nicht einmal richtig daran gewöhnt hatte, in den Zwanzigern zu sein. Vielleicht würde er eines Tages auch so sein wie Dave Rennie.
    »Könnte sein, dass Todd sich eine leichte Gehirnerschütterung geholt hat, Sarge.«
    »Wieso? Der sieht doch immer so belämmert aus«, meinte Rennie.
    »Er hat einen Schlag auf den Kopf gekriegt.«
    »Keine Sorge – Weenink lässt sich von keinem was gefallen. Der kriegt immer seine Revanche.«
    Schon wahr, Todd Weenink war aus einem anderen Holz geschnitzt. Seit den jüngsten Umstrukturierungen in der Division vor einigen Monaten war er Coopers Partner. Man arbeitete so eng zusammen, dass man sich fast vorkam wie ein altes Ehepaar. Man stand nicht allein gegen den Rest der Welt.
    Wenn man auf sich gestellt war, konnte es passieren, dass man im falschen Moment nicht aufpasste. Jeder brauchte einen Partner, dem
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