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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes
Autoren: Stephen Booth
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haben ein paar von Ihren Leuten beim Rugbyspiel aufgestöbert.«
    Fry schwante nichts Gutes. Garantiert war Ben Cooper auch bei der Partie gewesen, zusammen mit seinem Kumpel Todd Weenink und Sergeant Dave Rennie. Cooper selbst war nicht in der Mannschaft. Nach allem, was Fry mit ihm erlebt hatte, ging sie eher davon aus, dass er die Spieler in der Pause mit Getränken versorgte und ihnen die Stiefel putzte, allen in die Quere kam und hilfreiche Ratschläge verteilte. Aber er war bestimmt beim Spiel gewesen, um seine Kollegen anzufeuern. O ja, Kameradschaft war Ben Coopers starke Seite.
    »Und noch eine gute Nachricht. Unser Team hat gewonnen«, rief der Sergeant.
    Schnaubend vergrub Fry die Hände in den Jackentaschen und drückte kampfbereit die Schultern durch. Rennie, Cooper und Weenink. Das Dreamteam der Division E. Die ideale Besetzung, um eine Serie von Überfallen auf Frauen zu beenden.
    Wenigstens sah es inzwischen so aus, als ob irgendjemand eine andere Stelle zum Abstellen der Fahrzeuge gefunden hätte. Funkgeräte knackten, der Sergeant brüllte Befehle, und die Wagen fuhren los, unterstützt von der Lichthupe und mit im Gras dramatisch durchdrehenden Reifen. Kaum hatten die Streifenwagen und Transporter die Straße geräumt, traf ein weiterer Wagen ein. Es war ein ziviler Mondeo, ein Privatfahrzeug, kein Polizeiauto. Die Türen gingen auf, und ein warmer Mief quoll in die kühle Abendluft heraus. Vom Rücksitz kam eine empörte Männerstimme.
    »Ich kann es einfach nicht fassen, dass wir den Uniformierten das ganze Bier überlassen haben.«
    Fry erkannte Constable Weenink sofort. Seine Haare waren noch feucht, sein Gesicht gerötet. Er hörte sich an wie ein zu groß geratenes quengelndes Kind. Sie sah angewidert zu, wie er seine nackten, muskulösen Beine aus dem Wägen schwang und sich in seine Hose kämpfte, wobei fast zu befürchten war, dass er seine Boxershorts sprengen würde. Über seiner haarigen Brust stand das Hemd offen. Obwohl Fry einige Meter von ihm entfernt war, bildete sie sich ein, seine Alkoholfahne riechen zu können.
    Auf der Fahrerseite stieg Sergeant Rennie aus. Aber keine Spur von Ben Cooper. Immerhin ein kleiner Grund zur Freude. Fry lächelte verächtlich.
    »Wenn das die Kavallerie ist, setze ich auf die Indianer«, sagte sie. Hitchens lachte.
    Weenink blickte sich suchend um. Er grinste zu Fry hoch, den Hosenschlitz noch offen, eine Hand vor dem Gemächt, eher eine herausfordernde als verlegene Geste.
    »Entschuldigen Sie, Sergeant«, sagte er zu ihr. »Hätten Sie vielleicht Verwendung für mich?«
    Als Fry nicht reagierte, griente Weenink nur noch unverschämter. Sie drehte sich um und ging. Sie hatte keine Zeit für solche Spielchen – nicht jetzt, da oben im Moor das ganze Leben einer Frau ausgelöscht worden war. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was es hieß, Opfer einer Gewalttat zu werden. Aber das war einmal. So etwas sollte ihr nicht noch einmal passieren.
     
    Ben Cooper trank einen Schluck aus der Flasche. Er ging sparsam mit seinem Bier um, denn er wollte auf keinen Fall zu viel trinken. Er hatte keine Lust, als einsamer Säufer zu enden, auch wenn die Versuchung groß war.
    Vor ein paar Minuten hatte er in der Zentrale angerufen, um sich zu erkundigen, was passiert war. Er erfuhr, dass im Ringham Moor, fünfzehn Meilen südlich von Edendale, die Leiche einer Frau aufgefunden worden war. Vermutlich ein Tötungsdelikt. Der Kollege in der Zentrale hatte zwar selbst nichts davon gesagt, aber Cooper musste sofort an den anderen Überfall denken, der sich vor sechs Wochen nur eine Meile vom Fundort entfernt ereignet hatte. Das damalige Opfer hatte die mörderische Attacke überlebt, wenn auch nur um Haaresbreite.
    Cooper war mit seinen Gedanken schon längst nicht mehr in der nach Schweiß miefenden Rugbybar, sondern oben im Moor, wo die Absperrbänder flatterten und das Blaulicht blinkte, wo Befehle herumschwirrten und eine knisternde Spannung in der Luft lag. Die tiefe Befriedigung, die er empfand, wenn er Teil eines Teams sein durfte, konnte nur jemand verstehen, der dieses Gefühl selbst schon einmal erlebt hatte.
    Trotzdem würde er morgen früh nicht draußen im Moor sein, sondern an der monatlichen Strategiebesprechung teilnehmen und über die Zielvorgaben für das kommende Jahr, über die Umsetzung der Strategien für die Öffentlichkeitsarbeit und über Leistungsstandards diskutieren. Hin und wieder redeten sie bei diesen Besprechungen auch über
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