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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes
Autoren: Stephen Booth
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mitten im Getümmel, rechts und links von zwei Kollegen aus der Kriminaltechnik flankiert. Weitere Männer kamen von hinten, um sie zu unterstützen. Ihre Gesichter waren grimmig, zu allem entschlossen. Es war ein schier aussichtsloser Kampf, ein Rückzugsgefecht, das sie fast schon verloren hatten.
    Die Studenten stürmten ihnen als geschlossene Masse entgegen und zwangen sie zurückzuweichen. In dem Gedränge, dem Chaos, konnte alles Mögliche passieren. Ein Stich mit dem Finger ins Auge, ein Tritt in den Unterleib, ein Biss ins Ohr. Die Polizisten hatten weder Schilde noch Helme oder Körperpanzer, weder knurrende Schäferhunde noch Pferde, um die Studenten in Schach zu halten. Sie konnten weder auf besondere Waffen noch auf Tränengas zurückgreifen.
    Erschwerend kam für die Polizisten außerdem noch die Lärmkulisse hinzu – Anfeuerungsrufe, Gejohle, Gebrüll und Beleidigungen aus der ihnen feindlich gesinnten Menge.
    Cooper zog die Hände aus den Jeanstaschen und klappte seinen Jackenkragen hoch, so unerträglich war das Geschrei. Am liebsten hätte er auch noch die Augen zugemacht, um das Schlachtfest nicht länger mit ansehen zu müssen. Nicht auszudenken, wie der Kampf enden würde, wenn die Polizeifront einbrach. Die Division E der Derbyshire Constabulary stand kurz vor der vernichtendsten Niederlage ihrer Geschichte. Und bis jetzt noch keine einzige Festnahme.
    »Was sollen wir machen, Sarge?«, fragte er.
    Sergeant Rennie war ein alter Hase. Es gab nichts, was er nicht schon gesehen hatte. Er rieb sich das Kinn und verkroch sich tiefer in seinen Anorak. Gequält verzog er das Gesicht, als einer der Constables zu Boden gerissen und niedergetrampelt wurde.
    »Eine Meinungsumfrage«, sagte er. »Wir schicken einen Fragebogen rum.«
    Cooper nickte. »Okay. Aber ist das nicht ein bisschen wenig?«
    »Hauptsache, es gibt genügend Kästchen zum Ausfüllen.«
    »Trotzdem …«
    Rennie seufzte und zuckte mit den Schultern. »Mehr können wir nicht machen, Ben. Immer noch besser, als tatenlos zuzusehen und die Hände in den Schoß zu legen.«
    Die Polizisten sammelten sich. Wie eine Mauer standen sie da und erwarteten den nächsten Angriff. Am Berghang hinter den gegnerischen Reihen erhoben sich die Hauptgebäude des High Peak College. Wie gutmütige Riesen blickten sie auf Edendale hinunter.
    Cooper kramte in seinen Taschen nach einer Schachtel Pfefferminzbonbons. Er hatte einen üblen Geschmack im Mund, den er unbedingt loswerden wollte. Taschen hatte er genug, in der Jeans, im karierten Hemd, in der Wachsjacke. Aber keine Bonbons. Bloß ein paar Belege vom Geldautomaten, zwei leere Schrotpatronen und ein halbes Päckchen Hundekuchen.
    Dass in dem College am Berg nicht nur Bildung vermittelt wurde, wusste Cooper aus eigener Anschauung. Er hatte dort den Schulabschluss gemacht, den er brauchte, um Polizist zu werden. Bei seinen Mitschülern war er als Streber verschrien gewesen, als ob sein Fleiß gegen sie persönlich gerichtet wäre, um ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie selbst mehr an Partys und Gelegenheitssex interessiert waren. Dabei wurde Ben Cooper von einem Dämon getrieben, von dem seine Altersgenossen nichts ahnten – von einem eifersüchtigen Gott, der keine Partys duldete.
    Dave Rennie lehnte sich bequem zurück und schraubte seine Thermosflasche auf. Er bot Cooper einen Becher Kaffee an, doch der lehnte dankend ab, als ihm der metallische Geruch des Getränks in die Nase stieg. Der Sergeant machte ein ernstes Gesicht, als ob eine schwere Verantwortung auf ihm lastete.
    »Es ist doch so. Wenn sie die Küche schließen und das Kantinenpersonal entlassen, dann stellen sie stattdessen Automaten auf«, sagte er. »Und was ist dann? Die Frage ist doch, ob die Dinger überhaupt angenommen werden. Wozu so viel Kohle für Automaten ausgeben, wenn keiner sie benutzt? Die reinste Geldverschwendung, und das heute, in Zeiten knapper Kassen. So was würde sich nicht besonders gut machen.«
    Cooper sah, wie Todd Weenink den Kopf einzog und wie ein Rammbock auf einen Studenten mit Stachelfrisur losging, der ihm schon den ganzen Nachmittag zugesetzt hatte. Es gab einen dumpfen Ton, als ihre Schädel aneinander krachten, und ein Knallen, als ihre Füße zustießen.
    Die Menge hinter Cooper fing an zu toben. Die Polizei trat den Rückzug an. Beamte stürzten und wurden getreten. Weenink löste sich aus dem Gewühl und blickte verwirrt um sich. Er sah aus, als ob er einen Schlag auf den Kopf bekommen
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