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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gewehr gehoben hatte, wieder zurück und machte einen zögernden Schritt. Die Moroni starrten sie aus ihren ausdruckslosen Insektenaugen an. Zwei, drei Waffen bewegten sich und folgten mit der Präzision von Maschinen jedem ihrer Schritte. Dann teilte sich plötzlich die Front der Insektenkrieger. Skudder sog überrascht die Luft zwischen den Zähnen ein, und auch French ließ einen halblauten, verblüfften Ruf hören. Eine der dunklen Gestalten war kein Moroni. Es war Leßter. Charity war nicht einmal sehr überrascht – aber sie war im ersten Augenblick selbst verblüfft, daß sie ihn überhaupt als Menschen erkannt hatte. Der Mann, der gebrannt hat ... Sie begriff erst jetzt, was French wirklich damit gemeint hatte. Leßter hatte gebrannt. Er war verbrannt. Er war ein lebendes Wesen aus Fleisch und Blut, und kein lebendes Wesen konnte solche Verletzungen überstehen. Und trotzdem stand Leßter ruhig da und blickte ihr entgegen. Seine Kleider und seine Haut waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Fast ein Dutzend faustgroßer Wunden bedeckte seinen Körper, von denen eigentlich jede einzelne hätte tödlich sein müssen, und zumindest einer der Laserstrahlen mußte sein Gesicht getroffen haben, denn Mund und Kinn waren nur noch eine einzige, vernarbte Masse, bei deren Anblick sich etwas in Charity zusammenzog. Zwei Schritte vor dem Jared blieb sie stehen. Sie wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Sie schien auch ihr Gesicht nicht so gut unter Kontrolle zu haben, wie sie glaubte, denn Leßter sagte plötzlich: »Ich weiß, welchen Anblick ich biete, Captain Laird. Es tut mir leid, Sie damit konfrontieren zu müssen. Ich hätte es Ihnen gerne erspart, aber die Zeit reicht nicht mehr aus.« Charity starrte ihn an. Der Anblick seines zerstörten Gesichts schnürte ihr die Kehle zu; das Entsetzen war so stark, daß sie Mühe hatte, an irgend etwas zu denken. Doch wieso lebt er noch? »Leßter?« fragte sie unsicher. »Sie ...« »Bitte, Captain Laird«, unterbrach sie Leßter. Er hob die Hand, um sie vollends zum Schweigen zu bringen, und trat auf sie zu. Seine Bewegungen waren ungelenk. Offensichtlich hatte er Mühe, überhaupt zu gehen. »Sie und Ihre Freunde müssen diese Station verlassen«, sagte er. »Sofort. Es bleibt keine Zeit mehr für Erklärungen.« Charity hörte, wie Skudder neben sie trat und abermals scharf die Luft einsog, als sein Blick in Leßters Gesicht fiel. Sie betete, daß er keinen Fehler machte. »Wer sind Sie?« fragte sie leise. Leßters zerstörtes Gesicht verzerrte sich, als er zu lächeln versuchte. »Aber das wissen Sie doch längst, Captain Laird«, sagte er. »Sie haben gedacht, ich wäre Kyle, nicht wahr?« Charity nickte schwach. »In gewissem Sinne stimmt das auch«, fuhr Leßter fort. Er stöhnte. Sein zerstörtes Gesicht verzog sich einen Moment vor Schmerzen. »Ja, ich bin Kyle, Charity. So, wie er ich ist. Leider bin ich in mancher Hinsicht nicht ganz so gut wie er.« Er versuchte ein Lächeln, brachte aber wieder nur eine schreckliche Grimasse zustande. »Wer zum Teufel sind Siel« fragte Skudder. Er sprach ganz leise, aber seine Stimme zitterte vor Erregung. Charity sah, daß seine Hände noch immer das Gewehr umklammerten. »Bitte, Mister Skudder«, sagte Leßter. »Wir haben keine Zeit. Man wird Ihnen alles erklären, aber jetzt müssen Sie von Bord gehen.« Er deutete mit einer Hand, die wenig mehr als ein verkohltes Stück Fleisch war, auf die Luftschleuse. »Draußen steht ein Schiff für Sie bereit.« »Und French und seine Leute?« fragte Skudder. »Der Gleiter ist groß genug für alle«, antwortete Leßter. Seine Stimme klang noch immer gepreßt, aber Charity glaubte jetzt, eine deutliche Spur von Ungeduld oder Nervosität herauszuhören. Er machte einen mühsamen Schritt und wies auf die Ameise direkt neben sich. »Das ist Kias. Er wird Sie begleiten. Er spricht Ihre Sprache, wenn auch nicht sehr gut. Er wird Ihnen alle Fragen beantworten.« »Er?« fragte Charity. »Und Sie, Leßter? Sie begleiten uns nicht?« »Ich wollte, ich könnte es«, antwortete Leßter. »Aber ich werde hier gebraucht. Ich hätte gar nicht kommen dürfen, aber wir haben jemandem versprochen, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Und jetzt gehen Sie. Der Kampf ist noch nicht vorbei. Ich bin nicht einmal sicher, ob wir ihn gewinnen.« »Was ist mit der Bombe?« fragte Charity. »Werden Sie sie entschärfen?« »Das ist unmöglich« antwortete Leßter. Er deutete
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