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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Skudders Gesicht noch weiter verdüsterte. »Richte nie wieder eine Waffe auf mich, Knirps«, sagte er, während er versuchte, den in einem Ameisenkostüm steckenden Mann vor sich mit Blicken zu durchbohren. »Laß es gut sein, Skudder«, sagte Charity. »Sie haben völlig recht.« Skudder knurrte irgendeine Antwort, die Charity nicht zu verstehen vorzog, hob aber gehorsam die Hände in Schulterhöhe und stellte sich neben ihr, Gurk und Stone auf, während die vermeintlichen Ameisen mit angelegten Waffen einen Halbkreis um sie bildeten. French ließ mit einem Knopfdruck das innere Tor aufgleiten. Düsteres, flackerndes rotes Licht und ein deutlicher Brandgeruch schlugen ihnen entgegen; aus der Ferne drangen die undeutlichen Geräusche eines Kampfes zu ihnen. Der Boden zitterte ganz leicht. Offensichtlich waren die Moroni noch immer dabei, sich gegenseitig umzubringen. »Wohin?« wandte sich French an Charity. Sie überlegte einen Moment, dann deutete sie mit einer Kopfbewegung auf die Sauerstoffflasche auf Frenchs Rücken. »Wo finden Sie diese Dinger normalerweise?« French deutete den Gang hinab. »Es ist nicht sehr weit. Aber die meisten Stellen, wo es Luft gibt, sind erschöpft. Deshalb mußte ich ja so weit in die Spinnenwelt vordringen.« »Das spielt keine Rolle«, antwortete Charity. »Wir brauchen nur die Anzüge.« »Ohne Sauerstoff?« fragte Gurk und zog die linke Augenbraue hoch. »Wir müssen die Leute nur irgendwie hier herüberschaffen«, sagte Charity. »Für die paar Augenblicke reicht der Luftvorrat im Anzug. Außerdem können wir schlimmstenfalls die Flaschen tauschen.« Das Zittern des Bodens nahm an Heftigkeit zu, während sie tiefer in die Orbit-Stadt eindrangen. Ein paarmal glaubte Charity, Schatten und Bewegungen vor sich zu sehen, aber sie waren niemals deutlich genug, um sie zu identifizieren. Unbehelligt erreichten sie die Kammer, von der French gesprochen hatte. Es war ein alter Vorratsraum, wie Charity angenommen hatte. Die großen Regale mit den Sauerstoffflaschen waren leergeräumt, aber in einem Schrank daneben hingen fast zwei Dutzend völlig intakter Raumanzüge. Während einer von Frenchs Begleitern draußen an der Tür Wache hielt, nahmen Charity und Skudder die Anzüge aus dem Schrank und verpackten sie hastig in eines jener durchsichtigen Transportbehältnisse, die den Bewohnern des Hortes bisher als Raumanzüge gedient hatten. Obwohl die Anzüge nur aus dünner Kunststoffolie bestanden, bekamen sie ein ansehnliches Paket zusammen, das sie nur mit Mühe durch die Tür wieder auf den Gang bugsieren konnten. Als sie die Luftschleuse beinahe wieder erreicht hatten, stießen sie dann doch auf Ameisen. Die Wand rechts neben Skudder, der die Spitze übernommen hatte, glühte plötzlich in einem grellen, lodernden Rot auf, und bevor noch einer von ihnen Gelegenheit fand, zu reagieren, brach ein ganzes Dutzend vierarmiger Insektenkrieger aus dem Loch, das in dem dünnen Aluminiumblech entstanden war. Skudder riß seine Waffe in die Höhe. »Skudder! Nein!» Skudders Bewegung war zu schnell, als daß er noch auf Charitys Schrei reagieren und sie zurückhalten konnte: Sein Finger riß den Abzug des Lasergewehres durch, und die vorderste der heranstürmenden Ameisen flammte auf wie ein Stück trockenes Holz und zerfiel zu Asche. Zwei, drei weitere Moroni warfen sich blitzschnell zur Seite, um nicht von den lodernden Flammen getroffen zu werden, aber aus der gewaltigen Bresche in der Gangwand strömten ununterbrochen weitere Insektenkrieger heran, eine Flut schwarzglänzender Gestalten, die rasend schnell und mit angeschlagenen Waffen einen Halbkreis um sie herum bildeten. Drei Dutzend der kleinen, gefährlichen Laserpistolen richteten sich auf Skudder. Aber keine von ihnen wurde abgefeuert. Skudder erstarrte für eine halbe Sekunde. Sein Gewehr schwenkte herum und zielte auf eine weitere Ameise. Aber auch er drückte nicht noch einmal ab. Für die Dauer eines Herzschlages stand er einfach reglos und zutiefst verwirrt da, dann drehte er den Kopf und sah Charity an, als begriffe er erst jetzt wirklich, daß sie es gewesen war, deren Schrei er gehört hatte. Er war nicht der einzige, der Charity verblüfft anstarrte. Auch French und seine Freunde hatten ihre Harpunenwaffen in Anschlag gebracht, zögerten aber ebenso wie Charity, abzudrücken. Es wäre Selbstmord gewesen. Charity machte eine beruhigende Handbewegung, zog die linke Hand, die sie ebenso wie Skudder zu ihrem
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