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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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zum Lamm.Ť
    ťUnd ihr?Ť
    ťWir auchŤ, erwiderte Katherine.
    Der eine Wächter nickte. ťAber bleibt hier, bis die Sache aufgeklärt ist.
    Schweigend holte Gottfrid seine Schalmei und ließ sich neben den beiden Nürnbergern nieder, die vor ihm gespielt hatten. Sie gaben sich keine Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen.
     
    Alheit hatte gerade begonnen, sich mit ihrem schwarzen Bündel in den Armen nach vorn zu arbeiten, als Wolfram aus dem Kreis stürmte. Sie war zu weit entfernt, um ihn einzuholen. Nicht einmal an Werner kam sie heran. Er war ebenso unauffällig untergetaucht wie vorher Robert.
    Die Waffenknechte des Grafen schafften mit Spießen und Stangen schnell wieder Ordnung. Dann rief ein Pfeifer, der bereits den goldenen Löwen des Grafen auf seinem bunten Rock trug, den nächsten Spielmann auf, als ob nichts vorgefallen wäre.
    Wenig später kehrten Emich der König und seine Leute von der vergeblichen Verfolgung zurück. Sie versuchten, ebenso wie Alheit, zu Gottfrid vorzudringen, doch bewaffnete Knechte versperrten ihnen den Weg. ťLasst es gut seinŤ, warnte einer. ťBringt nicht noch mehr Unfrieden ins Lager.Ť
    Alheit überließ es Emich, Widerworte zu geben. Ihr würde es nicht helfen. Sie musste Wolfram finden. Daher fragte sie einen der Verfolger: ťHabt ihr gesehen, wo er hin ist?Ť
    Der eine zuckte die Achseln, der andere vermutete: ťZum Hafen vielleicht.Ť
    Es traf Alheit wie ein Schlag. Dort konnte der Gesuchte noch leichter untertauchen als sonst in der Stadt oder gar unbemerkt abreisen. Mit einem Mal erschien ihr der schwarze Mantel unerträglich schwer. Schleppend setzte sie einen Fuß vor den anderen.
    Neben ihr erschien Marjorie, wenig später Baldwin.
    ťDen Hafen absuchen?Ť, fragte Baldwin ungläubig, als sie die Auskunft des fremden Spielmanns weitergab. ťDa bleibt uns nicht mehr viel Zeit, bis es dunkel wird.Ť Er schritt schneller aus und zog die anderen mit.
    Unterwegs gesellte sich Robert zu ihnen, mit finsterem Gesicht. ťWolframs Bündel ist wegŤ, berichtete er. ťIch hatte die Fibel gerade hineingesteckt, als das Geschrei losging. Ich habe mich eine Weile treiben lassen, und danach war alles weg.Ť
    ťWolfram wird es mitgenommen habenŤ, vermutete Marjorie.
    Alheit schüttelte den Kopf. ťDazu war keine Zeit.Ť
    Am Hafen angekommen, wurde ihr erst klar, wie viel sie sich vorgenommen hatten. Auch wenn sie sich aufteilten, konnten sie kaum alle Schiffe, Lagerhäuser und Herbergen durchkämmen. Schnell zeigte sich, dass sie Antwort auf direkte Fragen nur gegen Geld bekamen, und Alheit hatte nichts mehr. Ihr Beutel lag bei Henne. Baldwin versuchte daraufhin, mit Segenssprüchen zu handeln, doch offenbar wussten diejenigen, die sich darauf einließen, am allerwenigsten.
    Als die ersten Fackeln angezündet wurden, gaben sie die Suche auf und kehrten in die Stadt zurück wie ein geschlagenes Heer. Immerhin ließ sich Marjorie nun überreden, ihr Lied vom Spielmann als Giftmischer zu singen. Als Grundlage hatte sie die Melodie eines bekannten Trinkliedes gewählt. Doch der Text war ein einziges Kauderwelsch. Alheit stürzte sich auf jeden Vers wie auf einen Feind, an dem sie ihre Wut auslassen konnte.
    Marjorie wurde immer kleinlauter. ťDas musst du mir morgen früh noch einmal vorsingenŤ, bat sie, als sie sich vor dem Haus zum Lamm trennten. ťSo viel kann ich mir nicht merken.Ť Leiser fügte sie hinzu: ťIch dachte, ich hätte alles so gesagt, dass man es versteht.Ť
    ťVerse schmieden in einer fremden Sprache ist nicht leichtŤ, tröstete Alheit. Sie musste sich selbst immer wieder die Worte vorsagen, die sie im Zorn so leicht gefunden hatte.

DIENSTAG NACH LAETARE
    Rechtzeitig zur Frühmesse machte sich Baldwin auf den Weg zum Karmeliterkloster, um dort den Boten aus Worms zu treffen. Der erwartete ihn bereits an der Kirchentür.
    ťWas glaubst du: Haben die Herren Schreiber heute eine Antwort für uns, oder müssen wir morgen wiederkommen?Ť, fragte der Reiter, ťund übermorgen, und am Freitag, meinetwegen bis Ostern?Ť
    Baldwin lachte. ťWer erwartet dich denn in Worms, dass du so schnell nach Hause willst?Ť
    ťAuf jeden Fall mein Lohn.Ť
    ťDas ist ein WortŤ, bestätigte Baldwin. ťOhne Geld lebt es sich auch in Frankfurt nicht gut.Ť
    Einträchtig betraten sie die Kammer, in der die beiden Schreiber des Erzbischofs arbeiteten. Rechts und links neben dem hohen, schmalen Fenster standen zwei Pulte, in einer Truhe musste alles andere Nötige Platz finden. Glücklich
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