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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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schienen die beiden mit der Einrichtung nicht zu sein.
    Der Ältere blickte unlustig auf, als Baldwin ihre Namen nannte und die Sache, in der sie gekommen waren. Eilig nahm der Mann einen gefalteten, versiegelten Brief aus seinem Pult und reichte ihn Baldwin. Den Dank dafür wehrte der Schreiber ab, offenbar wollte er die Störung so schnell wie möglich beenden. Baldwin steckte das Schreiben in den weiten Ärmel seiner Kutte und ging mit seinem Gesellen nach draußen.
    Der grinste. ťNa siehst du. Kaum hat man einen dabei, der lateinisch redet, kommt man bei den Kerlen voran. Schade, dass sie keine Arbeit für dich haben.Ť Erwartungsvoll streckte er die Hand aus.
    ťOh, in irgendeiner Kirche hier werden sie schon jemanden brauchen.Ť Baldwin zog den Brief aus dem Ärmel und gab ihn dem Boten.
    ťWenigstens können wir noch einen trinken, bevor ich mich auf den Weg mache. Auf die eine Stunde wird es kaum ankommen.Ť
    Baldwin teilte diese Ansicht zwar nicht, dennoch folgte er dem Reiter zu einem billigen Weinausschank und ließ sich einen Becher des blassen, faden Getränks bezahlen. Er begleitete den Mann noch zur Stadt hinaus und segnete seine Reise.
    Alles Weitere lag in Gottes Hand.
     
    Alheit raffte das Bündel aus Wolframs abgelegten Kleidern zusammen und suchte das Haus des Löffel schnitzenden Alten auf, wo Guda und Henne Quartier genommen hatten. Diesmal wartete sie nicht ab, ob sie Henne allein treffen würde. Sie ging trotz der Warnung des Alten, er habe die Frau noch nicht weggehen sehen, die Treppen hinauf.
    Guda sah bei ihrem Eintreten so gleichgültig auf, als hätte sie Alheit erwartet. ťBrauchst du dein Geld doch wieder?Ť, fragte sie anstelle eines Grußes.
    ťSo ist es.Ť Alheit drückte ihr den Mantel samt Inhalt in den Schoß.
    Ohne ein Wort reichte Henne ihr den abgegriffenen Beutel mit dem kläglichen Rest ihrer 70 Heller.
    ťHast du dir nicht noch mehr ausgeborgt?Ť, fragte Guda lauernd.
    ťNein, wieso?Ť
    ťEtwas Schmuck vielleicht? Bei Gregor aus Wächtersbach?Ť
    Alheit gab sich Mühe, das Gesicht nicht zu verziehen. ťKenne ich nicht.Ť
    ťEs reicht, wenn du eine hübsche Fibel erkennst, sobald du sie siehst.Ť
    ťNun, blind bin ich nicht. Aber wo dein Gregor seine Habseligkeiten verwahrt, kann ich dir nicht sagen.Ť
    ťDem Marktrichter wirst du es sagen müssen.Ť Drohend betonte die Krämerin das letzte Wort. ťEs wäre besser für dich, wenn sich die Fibel ganz schnell wiederfindet, und nicht in deiner Nähe.Ť
    Alheit zuckte die Schultern. ťIch werde sie nicht suchen. Das soll der tun, der sie verloren hat.Ť
    Sie wandte sich schwungvoll um und lief die Treppe hinunter. Es ärgerte sie, dass nun nicht Guda nach ihrem gestohlenen Schmuck suchte. Und dass man die Fibel, wenn überhaupt, beim Falschen finden würde.
     
    Werner verfluchte sein Schicksal. Tagelang hatte er bei dem übellaunigen Sackpfeifer ausgeharrt, hatte mühsam dessen überspannte Musik eingeübt, in der Hoffnung, am Ende einen guten Dienst zu bekommen. Nun lag er wieder allein an der Landstraße und durfte sich einige Zeit nicht sehen lassen. Der Kerl war ein gesuchter Dieb und Mörder gewesen. Wer hätte das ahnen können, so großspurig, wie er in Worms aufgetreten war?
    Nicht einmal die neue Schalmei, die Meister Wolfram bezahlt hatte, taugte viel. Mehr als zwei saubere Töne zu treffen, war Glückssache. Werner bereute es fast, dass er Franz sein Instrument zurückgebracht hatte, wenn doch nur der Drache darauf spielte.
    Das Bündel, das er sich in Frankfurt gegriffen hatte, als er fliehen musste, enthielt immerhin einen warmen braunen Mantel, ein sauberes, abgewetztes Hemd, ein Tonfläschchen mit ungenießbar riechender Flüssigkeit und eine Kreuzfibel mit roter Emaileinlage. Diese beiden konnte er irgendwo im Odenwald zu Geld machen und weiter nach Süden ziehen. Vielleicht fand er doch noch einen Gesellen, mit dem sich auskommen ließ.
     
    Im Gasthaus zum Lamm herrschten Übermut und Freude, als Alheit eintraf. Gottfrid war zurückgekehrt mit der Nachricht, dass er während des Reichstags im Lager des Grafen von Geldern bleiben und dann mit ihm den Rhein hinabziehen würde.
    ťGott gebe seinen Segen dazuŤ, murmelte Alheit. Sie konnte sich nicht in den Überschwang der anderen finden, während Wolfram ihnen vielleicht endgültig entkam.
    Gottfrid und Katherine schmiedeten eifrig Pläne, gegen die Marjorie halbherzige Einwände erhob. Alheit nutzte die Gelegenheit, Robert beiseitezunehmen. Doch seine Suche
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