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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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uns genauer erzählen.Ť Elbelin strahlte vor Begeisterung.
    ťNun ja, es war Pater Baldwin, der den Mörder gestellt hatŤ, wandte Alheit verlegen ein.
    ťDer fahrende Schüler?Ť
    Franz nickte und erzählte das Abenteuer, das sie im vergangenen Sommer erlebt hatten.
    Mit einem Schwall feuchtkalter Luft öffnete sich erneut die Tür, und ein einzelner Mann trat ein. Ein gelber Fleck an seinem Mantel wies ihn als Juden aus. Alheit schaute sich nach einem Lagerplatz für ihn um. Rund um den Schlot gab es keinen Raum mehr.
    Elbelin vertrat dem Neuankömmling den Weg. ťDich wollen wir hier nicht. Pack dich zu deinesgleichen.Ť
    Der Mann hob die Schultern unter seiner schweren Kiepe, wandte sich um und ging.
    ťHier kommen doch nur geladene Gäste herein?Ť, wunderte sich Franz.
    ťGeladen oder nicht, wir brauchen keine Juden hierŤ, erwiderte Elbelin böse.
    ťHabt ihr noch nicht von dem Knaben Werner gehört, den sie geschlachtet haben?Ť, fiel Gottfrid ein. ťHier am Rhein, bei Bacharach.Ť
    Abwechselnd brachten die beiden einen wahren Sturzbach von Schauergeschichten über Juden vor, die Hostien schändeten und christliche Kinder töteten. ťAber in den letzten Jahren haben ja der König Armleder und seine Leute ordentlich aufgeräumtŤ, schloss Gottfrid.
    ťGeh mir fort mit demŤ, fauchte Alheit. ťHast du vorhin nicht zugehört? Ein Armlederer hat sich an meine Tochter herangemacht und Hardo den Gaukler erschlagen. Die Armlederer sind unser Unglück.Ť
    Elbelin sah sie verwirrt an. Doch als ob er seine blutigen Reden schon wieder vergessen hätte, schlug er vor: ťKommt, wir schauen uns nach etwas zu essen um. Habt ihr keinen Hunger?Ť

MONTAG NACH INVOCAVIT
    Als Alheit und Franz am folgenden Tag durch die Gassen in der Nähe ihrer Herberge zogen, trafen sie auf zahlreiche weitere Spielleute. Einige kamen gerade erst an und suchten ein Quartier. Andere behielten die Stände und Zelte scharf im Auge, die überall aufgebaut wurden, wo sich genügend Platz fand.
    Alheit sah sich unter den Händlern um, erkannte aber keinen, auch keinen der drei bunt gekleideten jungen Burschen, die mit ausladenden Handbewegungen und absonderlichen Geräuschen die Bemühungen eines dicken Handwerkers beim Standaufbau begleiteten.
    ťBald zehn Dutzend von den Kerlen sollen in den nächsten Wochen hier herumstreunenŤ, beschwerte sich ein Bürger im Vorübergehen. ťDa heißt es, die Wäsche hereinholen und die Mädchen einsperren.Ť
    ťDabei dürfen wir nicht einmal unseren Spaß mit ihnen haben, vor lauter FastenŤ, murrte ein zweiter.
    ťHast du gehört, bei dem Alten gibt’s schöne Mädchen!Ť, rief einer der drei Burschen. Seine Genossen heulten und pfiffen. ťKommt, wir müssen sehen, wo er wohnt!Ť Sie ließen den fluchenden Handwerker allein aufbauen und folgten dem besorgten Vater.
    Franz schüttelte den Kopf. ťDass die jungen Leute aber auch immer auf Unfrieden aus sein müssen.Ť
    Alheit warf ihm einen fragenden Blick zu. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, dass Franz jemals über die Stränge geschlagen hatte, doch meist fand er solche Eskapaden nur erheiternd, so als wünschte er sich, doch daran teilzunehmen.
    ťIch glaube, so jung war ich nieŤ, fuhr er fort, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Versonnen schaute er einem Mann mit schmutzigbraunem Haar nach, der ein längliches Lederbündel im Arm trug wie ein Kind und am anderen Ende des kleinen Platzes in eine Gasse einbog. ťDas ist doch WernerŤ, sagte er leise. ťMöchte wissen, wo er wohnt. Ein Jammer, dass wir nicht zusammen auftreten dürfen.Ť
    Alheit überlegte, wann sie den Namen schon einmal gehört hatte. ťDoch nicht etwa der, der in Nürnberg mit euren gemeinsamen Einnahmen durchgegangen ist?Ť
    Franz lächelte, als sei das eine seiner schönsten Erinnerungen. ťEr hat wohl eine Gelegenheit gesehen, nach Prag zu kommen. Dort war ein hübsches Fräulein
    Schade. Er konnte singen – so habe ich noch keinen wieder gehört. Und Schalmei hat er auch gespielt, viel besser als ich.Ť
    Jedenfalls war dieser Werner kein Reisegenosse, wie ihn Alheit sich wünschte. Sie war sicher, dass sie in den nächsten Wochen noch andere, bessere Spielleute kennenlernen würden, mit denen sie in diesem Sommer reisen konnten. Vielleicht sogar welche, die gute Beziehungen zu dem einen oder anderen Hof hatten. Entschlossen schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein.
    Wenige Schritte weiter stand ein weißhaariger Alter am Tor einer Herberge zum Schwarzen Bären. Sein Mantel
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