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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute
Autoren: bonn
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graue Kutte war nicht mehr sauber, die Tonsur aber sorgfältig geschoren. ťIch weiß nicht, ob ich dir da helfen kann. Die Federfuchser sehen unsereinen ja kaum als Menschen an.Ť
    ťWenn ich nur einmal so weit komme, dass ich mit einem von ihnen reden kann.Ť Baldwins Stimme nahm einen flehenden Ton an.
    Noch immer blieb der Bote missmutig. ťGerade so weit habe ich es heute geschafft. Morgen soll ich wiederkommen.Ť Dann fiel ihm etwas ein. ťAber wenn du mit den Kanzlisten auf Lateinisch reden kannst, nehmen sie dich vielleicht für voll
    Ť Er brach ab. ťKannst du das denn?Ť
    ťCerte.Ť Baldwin fuhr in der gewünschten Sprache fort. ťIch kann ihnen erzählen, dass du der schnellste und klügste Bote bist, der je im Dienst der Stadt Worms gestanden hat.Ť
    Wie erwartet sah ihn der Mann verständnislos an, doch er sagte: ťDas klingt nicht schlecht. Komm morgen zur Frühmesse, dann sehen wir, wie weit sie uns vorlassen.Ť
    Baldwin nickte. ťIch danke dir, du sollst es nicht bereuen.Ť
    Zufrieden verließ er das Kloster.

MONTAG NACH LAETARE
    Während Baldwin sich zur Frühmesse ins Karmeliterkloster begab, blieb Alheit Wolfram auf den Fersen. Das war an diesem Morgen schwieriger, denn er verließ seine Unterkunft bald. Dennoch war sie sicher, dass er sie nicht entdeckt hatte. Er trug nun einen einfachen braunen Mantel und eine ebensolche Kappe im weißen Haar. Unter dem Arm hatte er ein Bündel, das sein alter, schwarzer Mantel sein mochte. Damit ging er zielstrebig an den Ständen und Läden vorbei, die gerade öffneten. Schließlich bog er in eine enge Gasse ein, die auf einen kleinen Platz führte, eher eine Lücke zwischen den schmalen Häusern. Mehrere Buden, an denen mit Altkleidern gehandelt wurde, drängten sich an den Wänden.
    Alheit zögerte, Wolfram dort hinein zu folgen. Er konnte kaum anders als sie zu bemerken. Warum musste er so auf jeden Heller bedacht sein? Konnte er den Mantel nicht einfach einem Bettler schenken? Nein, im Gegenteil, er ging auf ein bieder gekleidetes Paar zu, dem ein Knecht mit einer Kiepe folgte.
    Einzeln hätte Alheit wohl keinen der drei wiedererkannt, doch zu dritt riefen sie unangenehme Erinnerungen wach. Henne der Krämer aus Lindenfels begleitete seine geschäftstüchtige Schwester Guda beim Einkauf für das nächste halbe Jahr. Unwillkürlich zog sich Alheit einen Schritt weiter zurück, gerade so, dass sie die vier noch sehen konnte. Während sie die schon reichlich abgetragenen Gewänder am Stand vor ihr zu begutachten schien, beobachtete sie, wie Wolfram sein Bündel öffnete. Das Dunkelrote war wohl seine alte Cotte, aber was blinkte da in seiner Hand? Alheit ging einen Stand weiter, ohne auf das Schimpfen der Händlerin zu achten, die sie ohne Kauf stehen ließ.
    Nun hielt Guda das funkelnde Stück in der Hand. Ein Gürtel aus nachgedunkeltem Leder, verziert mit grünen Emailblättern. Die Krämerin nickte und machte offenbar ein Angebot.
    Wolfram feilschte nur wenig, und bald steckte das ganze Bündel in der Kiepe von Gudas Knecht.
    Alheit atmete tief durch. So gingen ihre wenigen fadenscheinigen Beweise dahin. Aber wäre nicht Guda ein geeignetes Opfer für Roberts Plan? Sie musste deren Herberge in Erfahrung bringen. Die Frage war nur, wie lange sie sich auf diesem engen Platz aufhalten konnte, ohne aufzufallen. Es gab mehrere Möglichkeiten, ihn zu verlassen. Daher durfte sie auf keinen Fall vor Guda und Henne gehen.
    Die beiden gehörten natürlich nicht zu einem der großen Geleitzüge aus den Handelsstädten, sondern wohnten in einem Haus, das sich nur zur Messe in einen Gasthof verwandelte. Alheit sah sich die Umgebung an, versuchte, sich die Besonderheiten im Fachwerk, die Umrisse der hohen Bauten zu merken. Da kehrte die kleine Gesellschaft auch schon mit leerer Kiepe zurück.
    ťSieh an, das eingebildete Spielweib.Ť Gudas schneidende Stimme ließ Alheit zusammenzucken. ťWas suchst du hier? Die Frankfurter Messe ist zu groß für dich. Hier wird es dir nicht gelingen, Unfrieden zu stiften.Ť Die Krämerin ging vorüber, ohne eine Antwort abzuwarten.
    ťDas werden wir noch sehenŤ, zischte Alheit. ťUnd du wirst es als Erste merken.Ť
    Anstatt in ihre Herberge zum Apfelbaum zurückzukehren, machte sie sich auf die Suche nach dem Haus zum Lamm, zu Robert. Alheit hatte ein geeignetes Opfer ausgespäht, jetzt war es an der Zeit, genauere Pläne zu schmieden. Doch der Apotheker war noch in seinen eigenen Geschäften unterwegs.
    Anscheinend traf das auf
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