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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen
Autoren: Phillip Margolin
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Blick in Glass' malträtiertes, blutüberströmtes Gesicht.
    Rotblaues Licht zuckte durch das Wohnzimmer, und Harney hörte, wie Wagentüren zugeschlagen wurden. Über Funk dirigierte er seine Kollegen zur Terrassentür, während er selbst in die Küche zurückkehrte. Die Frau saß noch da, wo er sie verlassen hatte. Sie hatte sich vorgebeugt und den Kopf in den Armen vergraben. Harney schloss die Terrassentür auf und setzte sich dann neben sie.
    »Wer hat das getan?« fragte er leise.
    Die Frau hob den Kopf. Ihre Augen waren gerötet, und die Tränen strömten ihr über die Wangen.
    »Carl hat ihn getötet«, antwortete sie. »Carl Rice.«
    Aaron Harney hörte den Hubschrauber lange, bevor er ihn sah. Er beschattete seine Augen mit der Hand und suchte den Himmel ab, bis er die Quelle des dumpfen Geräuschs ausfindig machte, die aus einigen Wolken auftauchte und sich dem Hubschrauberlandeplatz auf dem Krankenhausdach näherte. Earl Basehart stand neben seinem Deputy. Der Sheriff war nach einem kurzen Zwischenspiel als Officer in San Francisco nach Lost Lake zurückgekehrt. Dort hatte er einige Jahre als Deputy gearbeitet, bis er sich zur Wahl zum Sheriff aufstellen ließ, nachdem sein Vorgänger in Pension gegangen war. Es hatte keinen Gegenkandidaten gegeben. Mittlerweile hatte Basehart das Amt seit elf Jahren inne.
    Der Hubschrauber landete auf dem Dach. Der heftige Wind, den die Rotorblätter erzeugten, riss Basehart fast den Stetson vom Kopf. Er hielt mit einer Hand die Krempe fest, die sein bärbeißiges Gesicht beschattete. Die Tür des Helikopters schwang auf, und ein untersetzter, muskulöser Weißer in Jeans und hellbraunem Jackett sprang heraus. Ihm folgte ein großer, drahtiger, kahlköpfiger Schwarzer, der eine Khakihose und ein Jeanssakko trug. Sie suchten mit scharfen Blicken das Dach ab, bevor der Kleinere der beiden einer Person in dem Hubschrauber zunickte. Sekunden später stieg ein großer, breitschultriger Mann in der Uniform eines Generals aus, dem ein weiterer Passagier in einem anthrazitfarbenen Anzug folgte.
    General Morris Wingate sah den Sheriff und setzte sich in Bewegung. Unwillkürlich stand Harney stramm. Hätte der General ihm einen Befehl gegeben, hätte der Deputy ihn ohne das kleinste Zögern befolgt. Doch General Wingate ignorierte Harney. Er achtete nur auf den Sheriff. Die Leibwächter des Generals folgten ihm und dem anderen Mann in einigem Abstand. Ihre Blicke streiften dabei unaufhörlich über das Krankenhausdach, als tasteten sie sich durch eine Kampfzone. Harney sah den Griff einer Pistole, der unter der Jacke des Schwarzen hervorlugte.
    »General Wingate?« fragte Basehart.
    Der General nickte. »Dieser Mann hier ist Dr. Ernest Post, ein Psychiater. Ich möchte, dass er meine Tochter untersucht.«
    »Ich bin Earl Basehart, der Sheriff hier in Lost Lake. Ich helfe Ihnen, so gut ich kann.«
    »Danke, Sheriff. Wie geht es meiner Tochter?«
    »Genauere Informationen kann Ihnen Dr. Stewart geben. Mir hat er nur gesagt, dass sie unter Schock steht. Was mich, ehrlich gesagt, auch nicht wundert.« Er schüttelte den Kopf. »Nach einem solchen Erlebnis. Der Anblick hat sogar meine abgehärteten Beamten aufgewühlt.«
    »Hat sie Ihnen geschildert, was passiert ist?«
    Basehart deutete mit einem Rucken seines Kinns auf Harney. »Mein Deputy hat sie gefunden. Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, hat sie ihm erzählt, ein Mann namens Carl Rice hätte den Kongressabgeordneten umgebracht. Viel mehr konnten wir allerdings nicht aus ihr herausbringen. Sie war hysterisch, und wir mussten sie sofort ins Krankenhaus schaffen. Jetzt steht sie unter Beruhigungsmitteln.«
    »Haben Sie Rice schon gefunden?«
    »Noch nicht. Wir setzen bei der Fahndung Hubschrauber ein und haben auch die Behörden in den umliegenden Bezirken alarmiert. Bedauerlicherweise hat Rice einen beträchtlichen Vorsprung.«
    »Verfügen Sie über irgendwelche Informationen, aus denen sich schließen lässt, dass Rice sich vielleicht noch in der Gegend aufhält? Die Sicherheit meiner Tochter liegt mir sehr am Herzen, verstehen Sie?«
    »Wir wissen nicht, wo er ist, aber vor dem Krankenzimmer Ihrer Tochter hält ein Deputy Wache. Wir wollten kein Risiko eingehen.«
    »Danke, Sheriff«, meinte Wingate. »Meine Tochter ist mein Ein und Alles. Ich weiß die Gründlichkeit zu schätzen, mit der Sie Ihre Ermittlungen durchführen und mit der Sie sich um meine Tochter gekümmert haben.«
    »Sir, wissen Sie vielleicht etwas über
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