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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen
Autoren: Phillip Margolin
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Mutter zwang sie dazu, den Spielverderber zu spielen.
    »Zeit fürs Bett!« rief Ami, als die Sonne schließlich unterging »Kann ich nicht noch ein bisschen aufbleiben?« bettelte Ryan.
    Morelli richtete sich auf und fuhr dem Jungen durchs Haar. »Wir arbeiten morgen an dem Curveball weiter. Versprochen.«
    »Aber ich hätte es fast geschafft.«
    »Stimmt, aber es ist jetzt schon zu dunkel, und der alte Mann hier wird müde. Also hör auf deine Mutter.«
    »Okay.« Zögernd schlurfte Ryan die Treppe zur Veranda hoch und verschwand im Haus.
    »Danke, dass Sie mit Ryan spielen«, sagte Ami. »Wenn er ihnen zur Last fällt, sagen Sie es mir.«
    »Er ist keine Last. Er passt gut auf und gibt sich große Mühe.« »Aber er kann sehr anstrengend sein. Ich weiß, wovon ich rede. Es ist schön, dass Sie so viel Zeit mit ihm verbringen, doch genieren Sie sich nicht, ihn ab und zu auch wegzuschicken.«
    »Keine Sorge. Er ist ein guter Junge, und es macht Spaß, sich mit ihm zu beschäftigen.«
    »Möchten Sie einen Kaffee?« erkundigte sich Ami. »Ich setze einen auf, sobald ich Ryan ins Bett gebracht habe.«
    »Das klingt gut.«
    »Ich hätte auch ein Stück Kuchen, wenn Sie mögen.«
    »Danke, Kaffee genügt.«
    »Dann setzen Sie sich. Ich komme raus, sobald Ryan schläft.«
    Auf der Veranda standen mehrere Korbsessel. Morelli ließ sich in einen fallen und streckte die Beine aus. Es war ein milder Frühlingsabend, und er schloss die Augen. Er war fast eingeschlafen, als die Fliegentür aufklappte und Ami ihm einen Becher Kaffee reichte.
    »Habe ich Sie geweckt?« scherzte sie
    »Ich wäre tatsächlich beinahe eingedöst. Es ist ein so schöner Abend.«
    »Wie läuft die Arbeit?«
    »Vor zwei Tagen habe ich den Schreibtisch geliefert. Mr. DeWitt war sehr zufrieden.«
    »Gut. Vielleicht vermittelt er Ihnen ja noch mehr Aufträge.«
    »Hat er schon. Der Immobilienmakler im Büro nebenan will, dass ich ihm auch so einen Schreibtisch für sein Arbeitszimmer baue.«
    »Großartig.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und nippten an ihrem Kaffee.
    »Das Wetter ist perfekt«, meinte Ami schließlich.
    »Den Frühling und Sommer in Oregon kann nichts und niemand toppen«, antwortete Morelli.
    »Es ist auch eher der Winter, der mir zu schaffen macht. Aber hat man erst einmal Dezember, Januar und Februar überstanden, ist das Wetter erträglich.«
    Ami hatte sich zu Morelli umgedreht, als sie sprach, und sah, wie ihm erneut die Augen zufielen. Sie lachte.
    »Sieht aus, als hätte Ryan Sie geschafft.«
    Morelli grinste. »Ich bin wirklich erledigt. Ich habe den ganzen Tag geschuftet.«
    »Wenn Sie schlafen wollen, lassen Sie sich von mir davon abhalten.«
    »Nein. Ich würde gern noch einen Moment hier sitzen bleiben. Ich bin meistens allein und genieße ein bisschen Gesellschaft.«
    »Haben Sie jemals überlegt, sich irgendwo niederzulassen und ein Geschäft zu eröffnen? Ihre Möbel sind gut. Sie könnten sich sicher rasch einen festen Kundenstamm aufbauen.«
    »Ich bin ein Herumtreiber, Ami. Ich werde schnell rastlos.« Ami glaubte, einen Hauch von Traurigkeit in Morellis Stimme wahrzunehmen, als er ihr seine Wanderlust gestand. Sie stellte sich vor, wie einsam jemand sein musste, der immerzu von Ort zu Ort zog. Dann erinnerte sie sich an die einsamen Männer, die den Westen erschlossen hatten, gerade weil sie die Weite und Einsamkeit liebten. Morelli war eine moderne Ausgabe von Waldläufern wie Jim Bridger und Joe Meek. Mit seinem langen Haar und seinem markanten, scharfen Gesicht sah er sogar so aus, wie sich Ami diese Pioniere des Westens vorstellte.
    Morelli bedankte sich für den Kaffee und ging über den Rasen zu seiner Wohnung. Als Ami ihm nachsah, fiel ihr eine Bemerkung ein, die er gemacht hatte, als sie über das Wetter sprachen. Er hatte gesagt, der Frühling und Sommer in Oregon wären nicht zu toppen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er bei ihrer ersten Begegnung auf der Kunsthandwerksmesse behauptet hatte, er wäre noch nie in diesem Staat gewesen

2. KAPITEL
    Washington, D. C. - Zwei Monate sp äter
    Vanessa Kohler hatte vor, das Interview mit Terri Warmouth in der Cruise On Inn zu führen, aber nicht, weil die sechsunddreißigjährige Speditionsangestellte behauptete, auf dem Parkplatz vor dem Restaurant entführt worden zu sein. Vanessa hatte sich für diese Kneipe entschieden, weil der Scotch hier billig war und sie rauchen konnte, ohne missbilligende Blicke ihrer Kollegen zu riskieren.
    Vanessa war eine
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