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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen
Autoren: Phillip Margolin
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trinkfeste, spindeldürre Kettenraucherin mit verfilztem blondem Haar und blassblauen Augen. Die neunundvierzigjährige Reporterin pfiff auf ihr Aussehen und hüllte sich mit Vorliebe in ausgebeulte Jeans und weite Pullover, es sei denn, sie war beruflich unterwegs. Für diesen Termin hatte sie sich etwas zurechtgemacht. Über einem T-Shirt und einer engen Jeans trug sie eine schwarze Lederjacke.
    Die Reporterin schaute auf ihre Armbanduhr. Es war fast neun, und Warmouth hatte versprochen, gegen halb neun in der Kneipe aufzutauchen. Vanessa beschloss, ihr noch einen Scotch Zeit zu geben, bevor sie nach Hause fuhr. Ihr Freund Sam Cutler war sowieso unterwegs, um über irgendein Rockkonzert zu berichten. Und in der Glotze lief auch nichts. Sie konnte sich Schlimmeres vorstellen, als in einer Umgebung zu trinken, die vorwiegend aus Rauch, lauter Countrymusik und grölenden Billardspielern bestand.
    Ein kühler Luftzug verriet Vanessa, dass jemand die Tür der Kneipe geöffnet hatte. Sie blickte zum Eingang. Eine große Frau mit zu viel Make-up tauchte in das rotgrüne Licht der Jukebox
    Sie sah sich nervös um, bis Vanessa die Hand hob. Die Frau schob sich eilig zu ihrem Tisch durch.
    »Vanessa Kohler vom Exposed«, stellte sich Vanessa vor und reichte Warmouth ihre Karte.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, bat Warmouth. Sie setzte sich und legte Vanessas Visitenkarte neben eine Bierlache. »Heute ist Larrys Bowlingabend, und seine Mitfahrgelegenheit hat sich verspätet.«
    »Kein Problem«, erwiderte Vanessa.
    »Er darf nicht wissen, dass ich ausgehe. Dann hätte er mich ausgefragt, wohin ich will und mit wem ich mich treffe. Ich hoffe nicht, dass er aus dem Bowlingcenter anruft. Wenn ich nicht zu Hause bin, wird er mich die ganze Nacht ausfragen.«
    Vanessa schenkte der anderen Frau ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es weibliche Solidarität signalisierte. »Darf ich Ihnen ein Bier spendieren?«
    »Klingt gut.«
    Vanessa winkte der Kellnerin und bestellte. Sie wartete, bis die Frau wieder gegangen war. »Also, Terri, wollen Sie mir jetzt Ihre Geschichte erzählen?«
    »Ja, klar«, antwortete die Frau, aber sie klang alles andere als zuversichtlich.
    Vanessa legte ein Diktiergerät auf den Tisch. »Stört es Sie, wenn ich es aufnehme? Dann kann ich das, was Sie mir erzählen, genau berichten.« Sie verschwieg der Frau absichtlich, dass eine Tonbandaufnahme als stichhaltiger Beweis vor Gericht galt, falls einer dieser vielen Idioten auf die Idee kam, das Magazin zu verklagen.
    Warmouth zögerte kurz. »Ja, klar.«
    Vanessa drückte die Aufnahmetaste.
    »Das kommt doch in Ihr Magazin, stimmt's? Mit meinem richtigen Namen und alles?« wollte Warmouth wissen
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
    »Das ist nämlich der einzige Weg, damit Larry es glaubt. Wenn es im Exposed steht. Er liest das Magazin jede Woche wie die Bibel. Er sagt immer, Exposed wäre die einzige Zeitung, der er vertrauen kann.«
    »Wie schön, dass wir so treue Leser haben.«
    »Deshalb habe ich Sie ja angerufen. Weil Larry so ein treuer Leser ist.«
    »Klar. Also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie schwanger?«
    Warmouth starrte auf die Tischplatte und nickte.
    »Sie müssen etwas sagen, für die Aufnahme, Terri«, erinnerte Vanessa sie.
    »Ach ja. Ja, ich ... ich bin ... schwanger.«
    »Und das war eine ... Überraschung?«
    Warmouth wurde rot. »Allerdings.« Sie sah hoch, ihr Blick bettelte um Verständnis. »Larry wird sofort wissen, dass es nicht von ihm ist. Wir haben es nach der Hochzeit wie verrückt probiert.« Warmouth zögerte. »Davon schreiben Sie doch nichts in dem Magazin?«
    »Nicht, wenn Sie es nicht wollen.«
    »Nein. Es würde ihn irgendwie schrecklich in Verlegenheit bringen.«
    »Was?«
    »Der Arzt hat uns gesagt, dass ich okay bin, aber Larrys Spermien schwimmen irgendwie nicht schnell genug. Ich hab nicht alles verstanden, aber er fühlte sich damals schrecklich, irgendwie unmännlich, verstehen Sie? Deshalb weiß er sofort, dass es nicht sein Kind ist.«
    »Und wessen Kind ist es dann?«
    »Eben das der Aliens.« »Derjenigen, die Sie vom Parkplatz der Cruise Ort Inn entführt haben?«
    »Ja.« Warmouths Stimme klang so kläglich, dass Vanessa sie in dem Lärm der Kneipe kaum verstehen konnte.
    »Erzählen Sie mir, wie es passiert ist.«
    »Ich war hier ...«
    »Wann war das?«
    »Auch an einem Abend, als Larry Bowling spielte.«
    »Also wusste Larry nicht, dass sie ausgegangen
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