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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand
Autoren: Gunnar Staalesen
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dieser Geschichte mit Holger und allem, es war nicht meine Schuld, daß
es schiefgegangen ist!«
»Nein, das höre ich.«
»Oh? Was meinen Sie damit?«
»Na ja, ich … Aber ein Freund ist also nicht im Spiel?«
»Nicht soweit ich weiß.«
»Haben Sie ihre Freundinnen auch danach gefragt? Die wissen
oft mehr als …«
»Jedenfalls hat keine etwas gesagt!«
»Hat sie sonst irgendwas mit … ich meine … Drogen, Alkohol, Polizei – zu tun gehabt?«
»Nein, sie …« Ihr Blick wich einen Augenblick zur Seite. »Es
kam natürlich vor, ein paar Mal, daß sie nach Hause kam und
nach Bier roch, und rauchen tut sie schon lange.« Sie sah mit
Widerwillen auf ihre Zigarette, die schon beträchtlich geschrumpft war.
»Aber ich kann nicht sagen – nicht – sie war nie, ich meine,
betrunken …«
»Das hört sich nicht ganz ungewöhnlich an – nein – leider. Sie
ist – sechzehn, sagten Sie?«
»Ja, im Januar geworden.«
»Dann geht sie also in die Neunte?«
»Ja. In Nattland. Wir wohnen im Furudal, auf der Seite zum
Natlandfjell hin.«
»Aha.« Ich hatte begonnen, mir Notizen zu machen.
Sie sah mich an, während ich schrieb. »Die Klassenlehrerin
heißt Sandal. Helene Sandal.«
»Das hab ich. Besonders enge Freundinnen?«
»Das muß … Åsa sein.«
»Mmh?«
Sie sah auf meinen Block. »Åsa Furubø. Sie und … ihre
Eltern, das waren gute Freunde von – Holger und mir, bevor …
Aber eigentlich waren Holger und Trond befreundet, ursprünglich, und nachdem – aber ich habe Randi in der Stadt getroffen,
mit ihr Kaffee getrunken, also, wir reden schon miteinander.«
»Und wo wohnen sie?«
»Unten in … Birkelundsbakken. Nicht weit von der Stabkirche, ich meine, wo die Stabkirche, bevor sie abbrannte …«
»Aber Sie haben mit ihr gesprochen? Mit Åsa?«
»Sie war die erste, die ich angerufen habe.«
»Und sie konnte Ihnen auch nichts sagen?«
»Nein, Torild war nicht bei ihr.«
»Aber … Donnerstag, Freitag … Das ist jetzt fast eine Woche
her.« I
»Ja, ich … Zuerst dachte ich, das Wochenende, sie kommt
sicher am Wochenende zurück, aber dann, dann dachte ich, na
ja, Montag fängt ja die Schule wieder an, und dann …«
»Aber ehrlich gesagt, ein Mädchen, das noch nie vorher in
dieser Weise weggeblieben ist – oder ist sie das?«
»Torild? Weggeblieben? Nein, nicht – so.«
»Nicht – so?«
»Nein, sie – sie ist nur ein paar Mal spät nach Hause gekommen.«
»Wie spät?«
»So – morgens, aber das war nach Feten, und ich, ja, beim
ersten Mal bekam sie Hausarrest, aber dann, beim nächsten Mal
– man kann seine Kinder ja schließlich auch nicht einsperren,
oder?«
»Nein, wohl kaum. Wo war sie dann gewesen, haben Sie
darüber gesprochen?«
»Nein. Das heißt, doch, in der Diskothek und so, unten in der
Stadt, und ab und zu auf privaten Feten.«
»Jetzt neulich – oder früher?«
»Na ja … Im letzten Jahr jedenfalls.«
»Auch als sie noch fünfzehn war, mit anderen Worten?«
»Ja!« Einen Moment lang funkelte es in ihren Augen. »Holger
war ja selten vor Mitternacht zu Hause, jedenfalls, nachdem er
Verantwortlicher geworden war, wie es so schön heißt. Aber mit
wem er das war, das wissen die Götter, und ich, ich hatte an die
beiden anderen zu denken, an Vibeke, die ein völlig anderer Typ
ist, viel häuslicher sozusagen, und Stian, ja, er ist ja noch so
klein, man will schließlich das Beste für seine Kinder, oder?«
»Natürlich wollen wir das.«
»Haben Sie …?«
»Einen Sohn. Aber er ist jetzt erwachsen.«
»Und das geht gut?«
»Es geht gut. Er studiert in Oslo.«
»Glauben Sie, daß Sie sie finden können?«
»Tja, ich … Aber eine Frage noch. Sie haben doch die Polizei
eingeschaltet?«
»Ja, wir … Das heißt, ich bekam … Holger rief aus der Redaktion an, jeden Tag, um zu hören, ob es etwas Neues gäbe, wissen
Sie, so wie das halt immer ist.«
»Ja, ich verstehe, aber – keine amtliche Vermißtenmeldung
also?«
»Nein, Holger meinte, so wie die Lage war, würde sie sicher
wieder auftauchen.«
»Und Sie haben nicht mit ihnen gesprochen?«
»Mit der Polizei? – Nein.«
»Aber wenn Ihr Mann nicht will, daß die Polizei eingeschaltet
wird, wie glauben Sie, wird er wohl reagieren, wenn er erfährt,
daß ich …«
»Aber Sie brauchen doch nicht mit ihm zu sprechen, oder?«
»Vielleicht nicht sofort, aber … Ich kann nicht dafür garantieren.«
»Wenn Sie sie nur finden, dann … Zwischen Holger und mir
ist es – sowieso … Es spielt keine Rolle.«
»Ich werde mein
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