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Die schottische Lady

Die schottische Lady

Titel: Die schottische Lady
Autoren: Heather Graham
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Heidekraut zum Ufer des Sees.
    Als sie wieder ein Rascheln hörte, drehte sie sich um und sah eine schattenhafte Gestalt hinter einen der Steine gleiten. Oder war es eine Sinnestäuschung gewesen? Hafte ihr etwa das Mondlicht einen Streich gespielt? »Wer ist da?«
    Nichts rührte sich.
    Und doch - irgend jemand oder irgendetwas schlich durch die Nacht. Daran zweifelte Shawna nicht.
    Wieder blickte sie zu den Druidensteinen zurück, und plötzlich spürte sie, dass sie beobachtet wurde. Ein eisiger Schauer rann über ihren Rücken. Wie leichtsinnig war es von ihr gewesen, das Schloss um diese Stunde zu verlassen ...
    Aber warum sollte sie sich fürchten? Hier kannte sie jeden Fels, jeden Baum, jeden Strauch. Niemals hatte sie Angst empfunden. Bis zu jener Nacht, in der das Feuer ausgebrochen war.
    Vor so langer Zeit.
    Und jetzt? Sie hielt den Atem an und betrachtete die Druidensteine, die wie stumme Wachtposten in die Finsternis ragten. Und dann hörte sie wieder ein Geräusch. Diesmal schrie sie entsetzt auf.
    Nein, sie hatte sich nicht getäuscht. Eine schemenhafte Gestalt im wehenden Umhang lief zu ihr.
     
    ***
     
    So still war die Nacht gewesen. Beim ersten Ruf hatte er geglaubt, der Wind würde flüstern. Dann hörte er die Stimme deutlicher, sah die Frau im silbrigen Mondschein aus dem Kreis der Druidensteine laufen.
    Sie trug ein Hemd aus elfenbeinweißer Baumwolle und Spitze, das in der Brise flatterte, und das ebenholzschwarze Haar glich einer wogenden Fahne. Leichtfüßig und anmutig wie eine Gazelle eilte sie auf nackten Sohlen dahin. Sie erschien ihm wie eine Waldnymphe aus alter Zeit, eine verführerische Elfe.
    Großer Gott, Shawna. Bei ihrem Anblick spannten sich alle seine Muskeln an. Wie oft hatte er von diesem Wiedersehen geträumt, von der Wut, die er verspüren würde, von dem heftigen Wunsch, das Mädchen zu packen und zu schütteln ... Oder einfach nur zu berühren. Denn jetzt, da er sie beobachtete, erwachte eine Leidenschaft in ihm, die 'von Zorn und Sehnsucht gleichermaßen entfacht wurde.
    Shawna .. . Nein, solche Emotionen würden ihn nicht von seinem Plan abbringen. Sein Entschluß war unerschütterlich, so wie der Felsen, auf dem sein Schloss stand.
    Warum kam sie mitten in der Nacht zum See? Und dann sah er, dass sie verfolgt wurde. Zwischen den Druidensteinen sprang eine große Gestalt hervor, in einem Umhang mit Kapuze. Wer, um alles in der Welt ... ?
    Verdammt wollte er sein, wenn ein anderer Mann über das Mädchen herfiel. Nicht jetzt, nachdem er aus der Hölle zurückgekehrt war, um Rache zu üben. Instinktiv duckte er sich am Wasserrand und wartete.
     
    ***
     
    Welch ein Wahnsinn, dachte sie. Hier war sie die Herrin, kannte jede Menschenseele,. die auf den Bergen und in den Tälern lebte. Und trotzdem -wurde sie verfolgt.
    Shawna musste träumen, doch es war ein sehr realistischer Traum. Unter den nackten Füßen spürte sie das taufeuchte Gras, ein kühler Wind streichelte ihre Wangen. Und sie hörte ihre beschleunigten Atemzüge und die heftigen Herzschläge.
    Nein, es war kein Traum. Sie fühlte, wie der Boden unter den Schritten des Verfolgers erzitterte. In wachsendem Entsetzen rannte sie am Ufer entlang, stolperte über einen Stein, stürzte schreiend ins Gras.
    Immer näher kamen die Schritte. Taumelnd sprang sie auf und lief weiter. Sollte sie ins Wasser springen und davon schwimmen? Aber wohin? Der See war eine Meile breit. Vielleicht konnte auch ihr Feind schwimmen, würde ihr folgen und sie in die Tiefe ziehen ...
    Ais sie ein seltsames Keuchen vernahm, drehte sie sich um und sah ein Schwert in der Hand ihres schattenhaften Peinigers blitzen.
    Plötzlich erlosch das silbrige Licht, denn der Mond verbarg sich hinter einer Wolke. Tiefes Dunkel verhüllte die Berge und Täler. In wilder Panik floh Shawna am Ufer entlang.
    jetzt war er so dicht hinter ihr, dass sie ihn beinahe spürte. Jeden Augenblick würde er nach ihr greifen. Der Mond glitt hinter der Wolke hervor, und sie wandte sich zum Wasser. Dort erschien eine andere Gestalt, fast überlebensgroß.
    Ein Mensch? Nein, ein Dämon. Er richtete sich auf, riesig und breitschultrig, nackt wie ein griechischer Gott, der den Wellen entstiegen war.
    Spielte ihr die Fantasie wieder einen Streich? Aber die Vision verschwand nicht. Und Shawna konnte auf der Uferböschung, die bergab führte, nicht stehenbleiben, dem nackten Mann nicht ausweichen.
    Schreiend prallte sie gegen seine Brust, und er umfasste ihre Schultern.
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