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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Deborah Hale
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bezahlt hast.”
    Nach dieser kühnen Drohung eilte Jenny davon. Der Bootsmann der
St. Bride
wartete bei der Hintertür der Herberge auf sie.
    “Sie haben mich von hinten niedergeschlagen, Ma’am.” Er rieb sich die Beule an seinem Hinterkopf. “Ich bin gerade zu mir gekommen, als sie Ihren Gatten davonzerrten. Sie müssen Thomas auch erwischt haben. Ich werde euch beide sicher auf die
St. Bride
bringen und dann die Mannschaft zusammenrufen, um nach Mr Chisholm zu suchen.”
    “Nein”, sagte sie nach einer kurzen, doch heftigen Auseinandersetzung mit sich selbst. “Ich kann nicht mit Ihnen kommen, Bootsmann. Suchen Sie Thomas, und bringen Sie
ihn
zurück auf die Bark. Ich kenne Chatham besser als jemand von der Mannschaft, und ich habe keine Zeit zu verlieren, um Harris zu finden. Haben Sie gesehen, wohin sie gegangen sind?”
    Der Bootsmann zeigte hinab zum Fluss. Jenny raffte ihre hinderlichen Röcke und lief los.
    Nachdem sie den Kai erreicht hatte, suchte sie jemand, der ihr Auskunft geben konnte.
    “Haben Sie drei Männer gesehen?”, rief sie einem Fährmann zu, der in seiner Schaluppe herumlungerte.
    “Ich habe viele Männer gesehen.” Er spuckte in den Fluss. “Schiffe sind voll davon. Wen suchen Sie, Miss?”
    “Zwei von ihnen arbeiten für Mr Douglas. Einer ist dick, und der andere hat eine gebrochene …”
    “Sweeney und McBean? Ich habe sie den Fluss übersetzen sehen, das ist keine Viertelstunde her. Jetzt erinnere ich mich, da könnte noch ein anderer Bursche dabei gewesen sein. Er stolperte herum, als wäre er betrunken.”
    Jenny kletterte in den Kahn. “Können Sie mich bitte hinüberbringen? Ich muss sie finden.”
    Der Mann streckte sich und kratzte sich am Kopf. “Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, möchte die zwei finden, Miss. Sie handeln sich damit nur Ärger ein. Doch wenn Sie einen Penny haben, dann rudere ich Sie hinüber.”
    “Ich habe kein Geld.” Noch nie hatte Jenny sich so hilflos gefühlt. Nur ein Penny stand ihr im Weg, Harris wiederzufinden, und sie hatte nicht einmal das. Nicht einmal ein Stück Geschmeide hatte sie, das sie tauschen konnte.
    “Bitte, Sir. Ich verspreche, ich bezahle Sie, sobald ich kann. Ich
muss
über den Fluss. Der dritte Mann war nicht betrunken. Er war mein Ehemann, und Sweeney und McBean haben den Befehl, ihn umzubringen. Vielleicht kennen Sie ihn – er ist während der vergangenen Wochen in der Stadt gewesen, Harris Chisholm?”
    Der Fährmann holte den Bootshaken ein. “Setzen Sie sich, Miss. Ich habe Chisholm in der Stadt gesehen. Scheint ein guter Kerl zu sein. So manches Glas hat man heute auf sein Wohl getrunken, dafür, dass er den Mut hatte, Black Roderick die Braut direkt in der Kirche zu stehlen.”
    Als Jenny sich zur Überfahrt niederließ, brannten ihre Augen. Waren es unterdrückte Tränen oder der Staub, der in der Nachtluft hing? Oder war es Ruß?
    Sie erinnerte sich an die Worte, die Harris Roderick Douglas heute zugerufen hatte.
Kein Mann ist hilflos, wenn er Freunde hat.
Harris hatte viele Freunde und Verehrer in dieser Stadt gewonnen, dafür, dass er bereit gewesen war, sich dem Tyrannen des Ortes entgegenzustellen.
    Die Fähre hatte kaum das gegenüberliegende Ufer des Miramichi erreicht, als ein unheilvolles Dröhnen vom Wald her erklang. Über den Baumwipfeln flackerte ein orangerotes Licht, vergleichbar einem Sonnenuntergang. Doch die Oktobersonne war schon vor mehreren Stunden untergegangen.
    Und keine Sonne ging jemals im Norden unter.
    Harris humpelte die Straße entlang. Dabei versuchte er, seine wachsende Angst zu unterdrücken. In der Ferne vernahm er das Knistern der Flammen. Dichter Rauch hing in der Luft. Ab und zu regte sich eine schwache Brise, die einen Funkenregen mit sich brachte.
    Seine Vernunft riet ihm, die Straße zu verlassen und sich zum Fluss zu begeben. Harris entschied sich dagegen. Sweeney und McBean waren zum Fluss gelaufen. Er wagte es nicht, dorthin zu gehen.
    Hinter sich hörte er das Klappern von Hufen. Harris wandte sich um und sah eine Clydesdale-Stute, die auf ihn zugaloppierte. In wilder Aufregung warf sie den Kopf hin und her. Das Pferd zog einen kleinen Karren hinter sich her.
    Er brannte.
    “Ho, Mädchen.” Er wich den mächtigen Hufen aus, dann hievte er sich selbst auf den Karren. Es musste die Fügung des Allmächtigen sein, dass es ihm gelang, das Geschirr auszuhängen, ohne dass er sich die Kehrseite verbrannte oder ihm dabei die Arme ausgerissen wurden.
    “Ho,
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