Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
Verfolger brauchten, um nach ihm zu suchen, könnte reichen, seine Hände frei zu bekommen.
    Donnergetöse ertönte aus dem Wald, und bei jedem Einschlag erbebte die Erde. Er war dankbar darüber, dass der Lärm sein angestrengtes Atmen übertönte. Harris vernahm Sweeney und McBean, die im trockenen Gebüsch herumirrten. Dabei stießen sie Flüche gegen ihn und sich selbst aus. Mit seinen tauben und nahezu unbeweglichen Fingern zog und zerrte er an dem Strick, der um seine Handgelenke verknotet war. Bald würden sie ihn haben.
    “Feuer!” Gedämpft von dem allgemeinen Tumult klang der Ruf von der Straße her. “Das ganze Gebiet um den Miramichi steht in Flammen! Zum Fluss, solange ihr noch könnt!”
    Erneut krachte ein Donner aus den Wäldern, und ein Regen von glühender Asche ging hernieder. Sweeney und McBean drehten sich um und rannten davon, ohne weiter nach ihm zu suchen.
    Mit einem letzten verzweifelten Zerren gelang es Harris, seine Hände zu befreien. Er biss vor Schmerz die Zähne zusammen, als das Blut wieder zu pulsieren begann.
    Neben ihm entzündete die glühende Asche einen ausgetrockneten Farn, der sofort in Flammen aufging. Harris trat die Flammen aus, doch dann sah er, dass es um ihn herum bereits überall loderte.
    Er musste zurück nach Chatham, um sicherzustellen, dass Jenny auf der
St. Bride
war.
    Roderick Douglas war nun das geringste Problem.
    Als die Schritte von Harris und seinen Häschern auf dem Flur verklangen, raffte Jenny ihre Kleider zusammen. Atemlos verfluchte sie das aufwendige Seidenkleid. Was würde sie dafür geben, wenn es aus solider Baumwolle wäre.
    “Zieh dich nicht so schnell an, Janet.”
    Jenny unterdrückte den Schrei, der aus ihrer Kehle zu entweichen drohte. “Zum Teufel mit dir, Roderick Douglas! Du steckst hinter allem! Wohin bringen diese Männer Harris?”
    Aus dem Schatten tauchte eine Hand auf und traf Jennys Wange, sodass ihr schwindlig wurde und alles vor ihren Augen verschwamm.
    “Halt den Mund, du Hure! Weißt du eigentlich, wie sehr du mich in der Kirche blamiert hast? Vor Leuten wie Billings und Pruitt. Ich werde zum Gespött von ganz Halifax und Boston und natürlich von Chatham.”
    Seine Stimme änderte sich plötzlich. Ruhig, beinahe wehmütig meinte er: “Wir hätten ein schönes Leben zusammen haben können, Janet. Warum hast du das alles für diesen Habenichts weggeworfen? Du hast meine Liebe verraten.”
    Ihre Wange schmerzte von dem Schlag und drängte Jenny dazu, keine vorlauten Bemerkungen zu machen, damit er nicht nochmals zuschlug – oder ihr noch Schlimmeres antat. Doch die weiß glühende Flamme des Zorns verzehrte sie wie trockener Zunder.
    “Liebe? Weißt du überhaupt, was dieses Wort bedeutet, Roderick Douglas? Ich habe deinen Stolz verletzt, und ich bedauere das nicht. Diese Art von Stolz ist eine Sünde.”
    Sie rang nach Atem, als er sie grob bei den Haaren packte und sie nahe zu sich heranzog.
    “So mag ich dich, Janet”, flüsterte er. “Hitzig und trotzig. Du warst zuvor ein demütiges Mäuschen, sodass es kein
Vergnügen
machte, es zu quälen.”
    Wieso hatte sie so schnell ihren Widerspruchsgeist wiedergefunden? Vielleicht, weil sie nicht mehr abhängig von Roderick Douglas war. War es die Bestrafung dafür, wie er sie in den vergangenen Wochen gemaßregelt und behandelt hatte? Oder konnte es Kraft sein, die aus ihrer Liebe zu Harris erwachsen war?
    Sie spuckte Roderick ins Gesicht.
    Jenny machte sich darauf gefasst, von ihm erneut geschlagen zu werden, und konnte es daher kaum verstehen, dass er nur lachte.
    “Ich fürchte, du wirst bald Witwe sein, meine liebste Janet. Und das ist kein Land für eine Frau allein. Ich kann dich jetzt natürlich unmöglich heiraten. Doch du wirst mir gute Dienste als meine Mätresse leisten, während ich mich nach einer passenden Frau umsehe.”
    Er ließ ihr Haar los und presste brutal seinen Mund auf ihren.
    Grenzenlose Wut erfasste Jenny. Mit dem Knie trat sie ihm zwischen die Beine. Als er sich vor Schmerz und Wut krümmte, stieß sie mit der Faust gegen seinen Adamsapfel. Dann fasste sie den Wasserkrug, der auf dem Waschtisch stand, und zertrümmerte ihn auf seinem Kopf.
    Sie hörte, wie Roderick auf dem Fußboden aufschlug. Ein leises Stöhnen machte ihr bewusst, dass er nicht tot war, und das war auch gut so. Sie wollte ihm noch etwas sagen.
    “Hör mir gut zu, Roderick Douglas. Wenn meinem Gemahl auch nur ein Haar gekrümmt wird, werde ich nicht eher ruhen, bis du dafür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher