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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Berggrün.
Fürs Erste habe ich keine Fragen mehr an Sie. Ich bin morgen um Punkt neun Uhr
wieder bei Ihnen.«
    Ferschweiler verabschiedete sich und verließ den Tatort. Die Spurensicherung
würde den Rest erledigen.
    Ferschweiler hatte eigentlich de Boer das Verhör mit
Ulrike Kinzig, die die Leiche von Melanie Rosskämper gefunden hatte, überlassen
wollen, doch er entschied sich anders. Er beauftragte de Boer stattdessen mit
der Befragung einiger Kursteilnehmer, die inzwischen von ihrer Exkursion nach
Luxemburg zurückgekehrt waren und eigentlich für die Heimfahrt in ihre Autos
hatten steigen wollen, die Anwesenheit der Polizei aber dann doch interessanter
gefunden hatten. Ihre Dozentin Frau Weiß würde de Boer erst nach ihrer Rückkehr
über das Geschehene informieren können. Sie sei diesen Abend, wie einer der
Kursteilnehmer berichtete, noch in Luxemburg im Restaurant von Lea Linster zum
Essen verabredet gewesen. Voraussichtlich würde sie erst am nächsten Morgen wieder
in Trier sein.
    Die Kollegen von der Schutzpolizei hatten Ulrike Kinzig zur
Befragung ins Keramikatelier – so stand es zumindest an der Tür – gebracht.
Als Ferschweiler den Raum betrat, fielen ihm die vielen Töpferscheiben auf, die
wie wild und ohne jede erkennbare Ordnung herumstanden. Auch auf den mit Ton
überkrusteten Arbeitstischen herrschte blankes Chaos. Alles war mit getöpferten
Vasen und Schüsseln vollgestellt. Und was waren das für sonderbare Gegenstände
da in der hinteren Ecke? Ferschweiler erinnerte sich an einen Abend mit Rosi,
an dem sie gemeinsam den Katalog eines norddeutschen
Ehehygieneartikelherstellers durchgeblättert hatten. Rosi hatte gemeint, sie
sollten ihre etwas in die Jahre gekommene Beziehung einmal durch neue Ideen
auffrischen. Er hatte nicht so recht gewusst, was er sagen sollte. Aber die
Dinger, die er hier sah, waren aus Ton und riesengroß. Ferschweiler war
sprachlos. Wer leitete denn diese Kunstklasse?
    Doch bevor er über das, was sich ihm hier bot, weiter nachdenken
konnte, rief eine uniformierte Kollegin seinen Namen und winkte ihn hinter eine
spanische Wand, die einen Teil des Ateliers abtrennte.
    Dort saß Ulrike Kinzig in Begleitung einer weiteren Beamtin. Als
Ferschweiler hinter den Paravent trat, hob Ulrike Kinzig den Kopf und sah ihn
an. Ferschweiler konnte deutlich erkennen, dass sie geweint hatte, hemmungslos,
wie er vermutete. Ihr Lidschatten war verlaufen, die Wangen gerötet, die
Augenlider geschwollen. Ferschweiler schätzte Ulrike Kinzig auf Mitte dreißig.
Sie hatte blonde, halblange Haare, die jedoch gefärbt waren. Ferschweiler
konnte deutlich den dunklen Haaransatz erkennen. Er war etwas überrascht angesichts
ihrer Erscheinung, entsprach sie doch ganz und gar nicht dem landläufigen
Klischee einer Putzfrau, das er im Kopf hatte. Zwar war sie mit einem blauen,
an den Schößen abgewetzten und fleckigen Arbeitskittel bekleidet, aber darunter
trug sie eine modische beigefarbene Cordhose und eine geblümte Bluse und an den
Füßen schwarze Lederstiefel.
    »Guten Abend, Frau Kinzig«, sagte Ferschweiler. »Entschuldigen Sie
bitte, dass Sie so lange warten mussten.«
    »Schon gut, ist nicht schlimm«, antwortete sie und zündete sich eine
Zigarette an. Sie war nervös, das konnte Ferschweiler erkennen. Er sah, wie
ihre Hände zitterten. Doch sie benutzte das Feuerzeug, das sie aus der Tasche
ihres Arbeitskittels gezogen hatte, äußerst routiniert.
    Nachdem Ferschweiler die üblichen Formalitäten wie die Fragen nach
Wohnort und Alter abgehandelt hatte, ging er zum Eigentlichen über.
    »Frau Kinzig, bitte schildern Sie noch einmal, wie Sie die Leiche
von Frau Rosskämper gefunden haben.«
    Die Putzkraft zögerte einen Augenblick lang, bevor sie antwortete.
Offensichtlich musste sie sich erst sammeln.
    »Ich bin«, begann sie dann, »wie üblich durch alle Ateliers gegangen,
um die Mülleimer zu leeren und das ganze Zeug wegzuräumen, das die Teilnehmer
so liegen lassen. Sie glauben nicht, was ich da so alles finde … In
Atelier C bin ich wie immer als Letztes gegangen.«
    »Wieso immer als Letztes? Hat dies einen besonderen Grund? Atelier C
liegt doch nicht am Ende des Ganges?«
    »Ja, aber da arbeitet Frau Rosskämper immer. Nein«, korrigierte sie
sich umgehend, »sie hat dort immer gearbeitet. Sie war stets sehr lange darin,
weil sie es abends quasi als ihr privates Atelier nutzen durfte. Sie hatte
diesbezüglich ein Abkommen mit Frau Dr.   Berggrün.« Erneut nahm sie einen
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