Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
Vom Netzwerk:
besetzte Armbanduhr.
    »Sind wir bald fertig?«, fragte sie und fügte, wie um sich zu
entschuldigen, noch hinzu: »Mein Hund ist ganz allein zu Hause. Und der müsste
jetzt dringend um den Block.«
    »Wir sind fast fertig, Frau Kinzig. Gleich können Sie endlich nach Hause
gehen. Aber halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung. Es könnte gut sein,
dass wir noch weitere Fragen an Sie haben. Eine hätte ich allerdings jetzt
noch. Fällt Ihnen jemand ein, der Ihrer Meinung nach Frau Rosskämper etwas
angetan haben könnte?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Ulrike Kinzig mit entsetztem
Gesichtsausdruck und weit aufgerissenen Augen. »Glauben Sie, dass jemand sie
umgebracht hat?«
    So weit hatte sie wohl nicht gedacht, überlegte Ferschweiler bei ihrem
Anblick.
    »Ob es Mord war oder nur ein schrecklicher Unfall, das wissen wir
noch nicht. Das werden erst die weiteren Untersuchungen ergeben. Bis dahin
können wir vorerst nichts ausschließen. Also noch mal: Gibt es Ihrer Meinung
nach jemanden, der ein Interesse am Tod von Frau Rosskämper gehabt haben
könnte?«
    »Wenn Sie mich so fragen …«, begann Ulrike Kinzig zögerlich.
»Ich will ja niemanden in Verruf bringen, aber wie gesagt, es gab beziehungsweise
es gibt hier so einige, die Frau Rosskämper wirklich gehasst haben. Ich hatte
sogar das Gefühl, dass Frau Dr.   Berggrün sie auch nie wirklich leiden konnte.«
    »Aber konkret fällt Ihnen niemand ein?«, fragte Ferschweiler.
    Ulrike Kinzig nestelte nervös an den Taschen ihres Arbeitskittels.
»Ich weiß es nicht, es gab einige Dozentinnen, die schon sehr eifersüchtig auf
die Rosskämper waren, weil alle sie und ihre Kunst so bewunderten, und das
obwohl sie selbst schon viel länger als Künstlerinnen gearbeitet und sogar an
staatlichen Kunsthochschulen studiert hatten. Von den anderen Teilnehmern mal
ganz zu schweigen. Alle aufzulisten, die die Rosskämper nicht leiden konnten,
das würde ganz schön lange dauern.«
    »Frau Kinzig, Sie sprechen von Dozentinnen. Hatten die männlichen
Lehrkräfte also keine Probleme mit Frau Rosskämper? Oder wie muss ich das
verstehen?«
    »Die Männer lagen ihr alle zu Füßen, die waren völlig verrückt nach
ihr. Sie haben sie doch gesehen, Herr Ferschweiler, sie war eine äußerst schöne
Frau, das muss man neidlos anerkennen. Aber ihre Schönheit beschränkte sich bei
ihr auf das rein Äußerliche. Aber Männer sind für so etwas ja blind. Die lassen
sich vom Aussehen blenden. Eine gute Figur, dicke Titten, blonde Haare, und schon
setzt der Verstand aus«, sagte Ulrike Kinzig im Brustton der Überzeugung.
    Ferschweiler fühlte sich ertappt. Auch er war beim Anblick von Melanie
Rosskämper überwältigt gewesen. Noch jetzt hatte er das Bild ihres
unbekleideten Körpers vor seinem inneren Auge.
    »Jetzt müsste ich wirklich nach Hause zu meinem Hund. Sind wir endlich
fertig?«, holte Ulrike Kinzig Ferschweiler aus seinen Gedanken zurück in die
Realität.
    »Gut, Frau Kinzig, ich danke Ihnen. Sie haben uns weitergeholfen.
Sie können jetzt gehen.« Ferschweiler bat eine der anwesenden Kolleginnen von
der Schutzpolizei, Ulrike Kinzig nach draußen zu begleiten.

ZWEI
    Über dem Fluss lag dichter Nebel. Der Wecker hatte ihn
heute entgegen seiner Gewohnheit schon um fünf Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen.
Nun stand er mit einer dampfenden Tasse Kaffee am Fenster seines
Zweizimmerapartments im sechsten Stock des Hochhauses an der Dauner Straße und
dachte an Rosi. Sie hatte ihn heute Nacht, noch während er schlief, verlassen
müssen, um sich im Großmarkt in Zewen für das anstehende Wochenende
einzudecken. Im »Standhaften Legionär« sollte es heute einen Biker-Abend geben.
    Biker-Abend, dachte Ferschweiler. Seit wann hast du das nicht mehr
gemacht? Mit dem Bock durch die Eifel jagen, im Beiwagen die Rosi. In der Nähe
vom Schwarzen Mann dann in die Raststätte »Zur Schneifel«, um einen gestandenen
Rostbraten zu verspeisen. Waren das noch Zeiten. Ja, lang ist’s her.
    Es schellte an der Tür. Ferschweiler blickte auf seine Wanduhr: fünf
Uhr zwanzig. Wer konnte das nur sein?
    Wie immer verzichtete er darauf, die Kette an der Tür festzumachen,
bevor er öffnete. Für Türspione hatte sein Vermieter damals kein Geld gehabt.
    »Hallo, Rudi.« Vor ihm stand Rolf-Dieter Graz, ein entfernter
Bekannter. »Haste kurz Zeit für einen alten Freund?«
    »Mhmm«, brummte Ferschweiler missmutig und ging zurück zu seinem
Kaffee, den er im Wohnzimmer abgestellt hatte.
    Graz war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher