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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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ein paar Wochen, vielleicht ein wenig länger, eigentlich überhaupt keine Zeit, wirklich. Und ich werde Sie für Ihre Anstrengungen überaus stattlich bezahlen.«
    Die Lady strahlte ihn an und seufzte schwer. Simon musste sich zwingen, den Blick von ihrem Dekollete zu reißen.
Anstrengungen?
Hatte er eingewilligt, ihren Ehemann zu spielen? Er war so abgelenkt gewesen, er hatte es gar nicht mitbekommen.
    Sie war clever. Zu clever für eine einfache Mätresse. Ihr Einfallsreichtum und ihre Hartnäckigkeit waren alles andere als normal. Simon sah sich gezwungen, sie von der »Zuschauerin« zur »Komplizin« zu befördern.
    Die Gesellschaft in Lord Winchells Haus passte ohnehin in seine Planung. Umso besser, wenn er dabei auch noch die Frau im Auge behalten konnte. Winchell kam unbedingt in Frage, denn der Mann lebte sehr gut und war sowohl in der Gesellschaft als auch im Kriegsministerium hoch angesehen. Allein Winchells Nähe zum Premierminister reichte aus, ihn zu einem wertvollen Untersuchungsgegenstand zu machen.
    So wie dem Liar’s Club derzeit die Leute ausgingen – Simon unterdrückte den Schmerz über die Verluste –, musste jeder Mann mehr als nur eine Aufgabe übernehmen. Er konnte auf der Gesellschaft zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Simon konzentrierte sich auf die anstehenden Probleme und unterdrückte seine sonderbare Verwirrung. In ihren Plan einzuwilligen, konnte ihm eine Menge Informationen bescheren.
    Doch er fragte sich, worin
genau
er eingewilligt hatte.

Kapitel 3
    Es war ein höchst angenehmer Traum.
    Warmer Atem streichelte Agathas Hals, und sie seufzte. Sie drehte sich der Wärme zu und streckte sich verzückt. Sie streckte die Hand aus und streichelte…
    …das kalte Holz des Bettpfostens.
    Aus dem Schlaf gerissen, schoss Agatha hoch. Der Knoten des Nachtzopfes hatte sich gelöst, und das Haar hing ihr ins Gesicht. Sie schob es hastig fort, saß ganz still und lauschte.
    Der Raum war so unschön wie eh und je, die Schatten machten die grobschlächtigen Möbel auch nicht besser. Im Gegensatz zu Jamies Schlafzimmers hatte sie sich bei ihrem eigenen Zimmer kaum Mühe gegeben.
    Das Fenster war zu und sperrte die letzte Frühlingskälte aus, und im Ofen glühten noch die Kohlen. Also warum zitterte sie? Warum ging ihr Atem kurz und heftig, und warum prickelte ihr vor Aufregung der Nacken?
    Warum roch es im Raum schwach nach Zimt?
    Simon.
    Für dich immer noch Mr Rain
, schalt sie sich selbst,
dass du mir das nicht vergisst.
Außerdem steckte Mr Rain die nächste Woche über in sicherer Entfernung am anderen Ende des Ganges, in Jamies großem Schlafzimmer.
    Die Vorstellung, hier im Haus zu bleiben, hatte ihm nicht gefallen, und Agatha hatte ihn nur dazu überreden können, indem sie ihm versicherte, dass kein erzürnter Vertreter des männlichen Geschlechts erscheinen und ihre Ehre verteidigen würde. Es war wirklich die einzig praktikable Lösung.
    Es war schön, wieder einen Mann im Haus zu haben. Eine tiefe Stimme, ein schwerer Schritt, eine kraftvolle Präsenz, die die Leere füllte. Agatha biss sich einen Augenblick lang auf die Unterlippe. Sie vermisste Jamie und Papa schrecklich.
    So sehr sie Appleby auch liebte, so war das Anwesen in den letzten Jahren doch eher eine einsame Last als ein einladendes Zuhause gewesen. Noch bevor er in den Krieg gezogen war, hatte Jamie schon eine ganze Zeit nicht mehr dort gewohnt.
    Und den armen Papa, der vor gerade einmal zwei Jahren gestorben war, hatte der Tod seiner Frau vor fünfzehn Jahren so mitgenommen, dass er sich völlig hinter seinen Büchern und seiner Mathematik verschanzt hatte. Selbst wenn er mit seinem Sohn und seiner Tochter zusammen war, schien er kaum da zu sein.
    Es blieb Agatha überlassen, sich um die Schafherde und den Obstgarten zu kümmern, und es war ausgesprochen sonderbar, nicht ständig an Lämmer und Äpfel denken zu müssen. Sonderbar und trotz des schlechten Gewissens eine Erleichterung.
    Aber sie konnte sich den Rest ihres Lebens frohgemut um beides kümmern, wenn nur ihr Bruder wieder zu Hause wäre. So wie früher. Agatha rieb sich die Augen, die ein klein wenig brannten.
    Sie zog sich die Entschlossenheit wie ein Schutzschild gegen den Schmerz über. Papa war für immer fort, aber Jamie war irgendwo da draußen, und es lag an Agatha, ihn zu finden.
    Mr Rain war kein Ersatz, sondern ein Werkzeug, das ihr über den Weg gelaufen war und ihr bei ihrer Mission half.
    Sie war nahe dran, sie wusste es. Sie konnte sich
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