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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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fiel nach unten. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er ihr mit diesem unwiderstehlichen Lächeln und diesem sagenhaften Körperbau angetan hatte.
    Simon hatte ihr etwas Furchtbares angetan, das wusste er. Aber die Lady hatte es nicht besser verdient, faustdicke Lügen, die sie erzählte. Auf Tigerjagd in Indien? Mit einem einzigen Schuss den Sohn des Radschas gerettet? Ziemlich dick aufgetragen. Sogar
er
hasste Mortimer Applequist.
    Ah, doch es gab gar keinen Mortimer Applequist, nicht wahr? Es gab nur die hübsche
Mrs
Applequist und ihren Hang zum Flunkern. Sie war genauso verheiratet wie die Schauspielerinnen von der Drury Lane. Und er hätte gewettet, dass sie auch im Bett genauso gut war.
    Doch sie war keine gewöhnliche junge Frau. Sie log schön, wenn auch etwas übertrieben. Sie gab sich große Mühe, die kleinsten Einzelheiten ihrer Geschichten zu erhärten. Und was am erstaunlichsten war, sie agierte in der Gesellschaft echter Ladys ohne jede Verunsicherung.
    Simon wusste aus Erfahrung, wie schwer es war, ein Leben voller klassenbedingter Minderwertigkeitskomplexe hinter sich zu lassen und wie ein Angehöriger der Oberschicht aufzutreten.
    All das roch nach jeder Menge Training. Einem Training, das sehr wahrscheinlich von französischer Seite kam. Ihm war zwar nie zu Ohren gekommen, dass der französische Geheimdienst Frauen beschäftigte, aber das hieß nicht, dass es keine gab. Napoleon war überaus einfallsreich.
    Für Simon spielte das so oder so keine Rolle. Ob sie nun James Cunningtons Geliebte oder Gehilfin war, er hätte gewettet, dass sie ihn ohnehin nicht zu James führen konnte.
    Wie dem auch sei, er hatte seinen Job erledigt und war mit dem Grundriss des Hauses jetzt gut vertraut. Er hatte oben sogar ein geeignetes Fenster entriegelt. Für eine gründliche Durchsuchung war es heute Nacht früh genug. Er würde sich in Acht nehmen. Wenn er irgendwelche Spuren hinterließ, war er der Erste, den man verdächtigen würde.
    Nicht, dass sie ihn je gefunden hätte. Aber er würde sie beobachten.
    Er nickte ihr im Vorübergehen freundlich zu. »Schön, dass ich helfen könnt, Madam. Ich dank auch für das Bad. Ich pack noch meine Sachen und bin schon weg.«
    Nur Zentimeter von seinem Gesicht flog die Salontür zu. Simon sah eine rundliche Hand die Tür zuhalten.
    »Jetzt aber! Ich dacht wir wärn fertig.«
    »Fertig?
Fertig?
Nachdem Sie mir diesen Schlamassel eingebrockt haben? Mussten Sie so charmant sein? Mussten Sie so lächeln… so… so?«
    Verdammt. Er tat es schon wieder.
    Agatha zog sich der Magen zusammen, als Mr Rain auf sie herablächelte.
    »Charmant war ich? Wo ich doch kein Wort gesagt hab? Wie soll das gehen?«
    Seine Stimme war tief und verführerisch, und seine Augen glitzerten, als würden sie ein Geheimnis verbergen. Tatsächlich zog er nur einen Mundwinkel nach oben, doch der Anblick verursachte ihr heiße Wallungen.
    Aber diese Wallungen beschränkten sich nicht mehr auf den Magen. Ein weitaus größerer Teil ihrer Person schien davon betroffen.
    Sie leckte sich die Lippen.
    Er lachte, und sie spürte seinen warmen Atem im Gesicht. Er roch nach Zimt. Wonach würde er schmecken?
    Lieber Gott, was tat sie da?
    Agatha duckte sich schnell unter seinem Arm hindurch und hastete durch den Raum. Ja, der Abstand tat gut. Genug Abstand, seine Hitze nicht mehr auf der Haut zu spüren.
    Sie strich mit feuchten Handflächen ihren Rock glatt, setzte wieder das künstliche Lächeln auf und drehte sich zu Mr Rain um. Sie bedeutete ihm, seinen Platz auf dem blauen Samtsofa wieder einzunehmen und setzte sich dahin, wo Lady Winchell gesessen hatte.
    Abstand.
    Mr Rain bewegte sich zum Sofa, setzte sich aber nicht. Stattdessen stellte er sich dahinter und stützte die Ellenbogen auf die Lehne. Er sagte nichts, studierte sie nur eingehend, immer noch dieses verrutschte Lächeln auf den Lippen.
    »Sie dürfen sich setzen, Mr Rain«, sagte Agatha mit einer neuerlichen majestätischen Handbewegung Richtung Sofa.
    »Oh, weiß ich. Ich halt mir nur den Weg zur Tür frei, falls Sie mich wieder reinlegen wolln.«
    »Ich versichere Ihnen, Mr Rain, ich habe nicht die Absicht, irgendjemanden ›reinzulegen‹.« Frechheit!
    Abgesehen davon, dass sie ihn tatsächlich hereingelegt hatte, oder nicht? Gütiger Himmel, was tat sie da? Schlagartig ließen Entrüstung und Steifheit sie im Stich, und Agatha sackte zusammen.
    Sie stützte das Gesicht in die Hände, blendete den Raum, den Mann und ihre hoffnungslos
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