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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin
Autoren: Celeste Bradley
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und die Gäste begrüßen. Das Reden übernehme ich.« Agatha setzte sich zurück und lächelte. Na also. Recht forsch, wenn sie so sagen durfte.
    »Wozu?« Mr Rain runzelte die Stirn. »Ich mein, ich helf Ihnen gern, Madam, aber ich werd nichts Unrechtes tun. Das hier hört sich nich so an, als wär’s recht, kein bisschen.«
    »Oh, nein. Es ist nichts falsch daran. Ich werde Sie einfach nur als meinen Ehemann vorstellen, Sie werden sich vor den Damen verbeugen, und wir setzen uns für die üblichen fünfzehn Minuten zum Tee. Sie werden kein einziges Wort sagen müssen.«
    »Ihr
Ehemann
?« Mr Rain stand abrupt auf. »Aber wir sin nich verheiratet! Was, wenn’s Ihr Ehemann rausfindet? Wird jede Menge Schwierigkeit machen, wird er. Ich tat es, wenn Sie mir gehören täten.«
    »Das würden Sie? Ich wollte sagen, natürlich würden Sie das. Aber es gibt keinen Grund, sich wegen Mr Applequist zu sorgen. Er…«
    Durch die geschlossene Tür waren die ankommenden Gäste zu hören. Agatha verfiel in Panik. Oh, das hier würde schlimm werden!
    »Er existiert überhaupt nicht, Mr Rain!«, zischte sie, als Pearson schon die Tür öffnete und die Gäste ankündigte. »Ich bin
nicht
verheiratet, Sie werden
keine
Schwierigkeiten bekommen und Sie sagen
kein einziges Wort.«

Kapitel 2
    Agatha spürte eine Enge in der Brust, während sie starr die Besucherinnen anlächelte. Vielleicht war das Korsett zu fest geschnürt. Sicher lag es nicht an dem kräftigen Oberschenkel, der sich an ihren presste oder an dem sauberen Duft nach frisch gewaschenem Mann.
    Woran es auch lag, sie war ziemlich atemlos, während sie neben Mr Rain saß, Lady Winchell und deren beiden Begleiterinnen gegenüber.
    Agatha hatte sich alle Mühe gegeben, den Salon farbenfroh und einladend herzurichten, aber Lady Winchell saß auf der Kante ihres Brokatsessels, als fürchte sie, ihr Kleid zu beschmutzen.
    Die Lady begutachtete schmallippig ihren Tee, stellte Tasse und Untertasse ab. Die Bewegung unterstrich ihre eleganten, in ihr typisches Minzgrün gehüllten Formen, und Agatha sehnte sich nach ein wenig mehr geschmeidiger Grazie an Stelle ihrer rundlichen Formen.
    »Ich gebe zu, Mr Applequist, als Agatha uns von Ihnen erzählt hat, hielt ich Sie für zu gut, um wahr zu sein.« Sie richtete den stechenden Blick auf Agatha und ließ ihn auf deren unbehandschuhte Hände sinken. »Ich habe schon früher bemerkt, dass Sie keinen Ehering tragen, meine Liebe. Haben Sie ihn verloren?«
    Der Ring.
Sie hatte den Ring völlig vergessen. »Ach… aber, nein. Zur Arbeit im Krankenhaus nehme ich ihn immer ab. Ich habe Angst, ihn zu ruinieren. Er ist… er ist ein Familienerbstück der Applequists.« Einen Augenblick lang konnte Agatha den Ring förmlich sehen. Einen Saphir. So blau wie Mortimers Augen – Moment einmal, das waren Simons.
    Verdammt.
Es fehlte gerade noch, dass sie ihren eigenen Lügengeschichten glaubte.
    »Hm.« Die Lady schien nicht überzeugt. Sie wandte sich an Simon. »Sie glaubt, dass Sie die Sterne eigenhändig zum Leuchten bringen, wissen Sie das, Sir?«
    Alle Augen waren auf »Mortimer« gerichtet, und Agatha verfiel wieder in Panik.
    »Meine Augen bringt mein Mortie jedenfalls zum Leuchten!« Agatha grub die Nägel in den Arm ihres Komplizen. Er wandte sich ihr lächelnd zu, und zwei der drei Damen seufzten hörbar. Lady Winchell zog nur die Augen zusammen.
    »Ah, Sie müssen uns alles über Ihre Reisen erzählen, Mr Applequist. Dann verstehen wir vielleicht auch, wie Sie sich von Ihrer liebenden jungen Frau losreißen konnten.«
    Agatha sah entsetzt zu, wie ihr Kaminkehrer doch tatsächlich zum Sprechen ansetzte. Sie bohrte den Absatz in seinen Spann und beeilte sich, für ihn zu antworten.
    »Nun, denn! Wie könnte ich meine schlichte Gesellschaft mit den Abenteuern vergleichen, die eine Tigerjagd in Indien zu bieten hat, oder nicht, Liebling?« Die Ladys richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Agatha. Jetzt musste ihr schnell etwas einfallen!
    Papa hatte sie mit ihren phantastischen Geschichten immer ablenken können. Sicher würde sie auch anspruchsvollere Zuhörer in Bann schlagen. Ihre Mission hing davon ab. Sie senkte die Stimme, um ihrem Seemannsgarn Tiefgang zu geben.
    »Stellen Sie sich vor, hoch auf einem Elefanten zu schwanken, während das mächtige Tier sich seinen Weg durch den Dschungel bahnt. Spüren Sie, wie die Spannung steigt, als sich die Jagdgesellschaft ihrer bösartigen Beute nähert? Malen Sie sich den Anblick aus, als
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