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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin.
Autoren: Marlene Streeruwitz
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und das ganze Schloss brach heraus. Die Tür schwang nach draußen. Der Türrahmen hing schief. Sie stürzte ins Freie. Sie begann zu laufen. Konnte nicht. Sie musste mitten auf dem Platz stehen bleiben. Unter der rechten Rippe ein solcher Schmerz. Sie ging weiter. Steif. Gino hatte schon lange nichts gesagt. Wie sollte sie über die Mauer kommen. Sie suchte die Stelle, an der der Apfelbaum herüberhing. Sie seufzte. Seufzen war gut. Sie ging tief seufzend an die Baracke heran. Sie zog den rechten Schuh aus. Zog ihn über die rechte Hand. Ein Handschuh, schoss es ihr durch den Kopf. Sie begann zu kichern. Sie schlug ein Fensterglas ein. Sie hielt das handy in der linken Hand. Fragte Gino, ob er noch da sei. »Wo sonst.« fragte er. Was sie mache. Wo sie sei. Gino klang schläfrig. Matt. »Ich mache das jetzt schon.« sagte sie. »Ich muss das handy einstecken. Ich brauche beide Hände. Dann ist es gut.« »Good luck.« Sie schaltete auf Lautsprecher. Gino sprach mit sich selber. Das klinge alles nicht gut, was er da höre. Was sie denn mache. »Ich breche ein.« rief sie. Sie zog den Schuh wieder an. Sie hatte das Fenster aufgebracht und kletterte in den Raum. An einem Tisch standen 4 Sessel. Die Betten waren roh gezimmert. Der Tisch und die Sessel. Die waren von Ikea. Sie trug einen Sessel an das Fenster. Sie brauchte drei Sesselhöhen, um da hinaufzukommen. »Ich mache jetzt einen Zirkusakt.« Sie stapelte zwei weitere Sessel übereinander. Brachte sie zum Fenster. Hievte die Sessel durch das Fenster auf das Gras. Sie kletterte aus der Baracke hinaus. Trug die Sessel an die Mauer. Türmte die Sessel aufeinander. Es ging immer nur, 3 Sesselbeine auf der Sitzplatte des unteren Sessels aufzustützen. »Ich weiß jetzt, warum man uns immer verboten hat, zwei Sessel aufeinanderzutürmen und dann darauf herumzuklettern. Es ist wirklich nicht sicher.« Er sei ja dankbar für das Adrenalin, das sie in ihm ausgelöst habe mit diesem Abenteuer. Aber langsam werde er müde. Die Reaktion setzt ein. Er sagte das, wie der George-Clooney-Charakter in » E.R. «. Die ersten Folgen. »Wir verlieren ihn.« Sie wiederholte den Schreckensruf aus dieser Serie. Sie wiederholte es. »Wir verlieren ihn. Wir verlieren ihn. Wir verlieren den Patienten.« Sie stieg auf den ersten Sessel. Turnte auf den zweiten. Sie hielt sich an der Mauer fest. Mit dem dritten Sessel kam sie nicht annähernd in die Höhe der Mauer oben. Aber sie konnte sich hinaufziehen. Ein Klimmzug. Sie suchte eine Stelle, an der die Glasscherben nur Glaskiesel waren. Sie griff hin. Stieß sich von dem Sesselturm ab. Die Sessel fielen um. Polterten ins Gras. Sie hing aufgestützt an der Mauer. Gino fragte aus ihrer Brusttasche, warum sie so schnaufe. Sie musste lachen. Sie hing da und lachte. Dann sah sie das Blut unter der linken Hand herausquellen. Das Lachen hörte auf. Sie zog das rechte Bein hinauf. Verlor fast den Schuh dabei. Der Ballerina zu locker. Rechts. Aber sie konnte den Schuh mit hinaufbalancieren. Sie zerschnitt sich das rechte Knie. Sie richtete sich auf. Bekam einen Ast vom Apfelbaum zu fassen. Zog sich hinauf. Sie musste sich beherrschen, nicht schon zu laufen zu beginnen. Im Rücken. Eine klirrende Verwundbarkeit. Sie stand auf der Mauer. Mit dem Rücken zum Gebäude. Sie begann zu zählen. Gino zählte mit. Sie brauchte bis 14, bis sie über den Ast des Baums zu den Astgabelungen gelangt war und dann hinuntergestiegen. Was sie jetzt noch machen müsse, fragte Gino. »Die Mauer entlang zum Parkplatz.« Dann solle sie das tun. Sie nahm das handy wieder in die Hand. Ans Ohr. Sie keuchte. Gino summte »New York. New York.« Sie keuchte. Hastete. Sie lief um die Mauer auf den Parkplatz. Sie hätte sich umschauen sollen. Sie stürzte zum Auto. Riss am Zippverschluss der Windstopperjacke. Fummelte den Schlüsselbund heraus. Sperrte auf. Die Hände steif und ungelenk. Aufgeschürft und links blutig. Im Auto. Sie startete sofort. Sie drückte die Sicherungsknöpfe herunter. Die Vorstellung. Jemand käme gelaufen und risse die Autotür auf. Sie fuhr hinaus. Gino summte weiter. Sie fuhr genau. Als führe sie das erste Mal. Doch zu wenig Praxis. Gino stimmte ihr zu. Sie kam an die asphaltierte Straße durch das Tal. Sie bog nach links. Wo sie jetzt sei, fragte Gino. Noch in Tschechien.
    »Ich fahre durch ein breites Tal. Es gibt keine Häuser. Ich bin ganz allein. Jetzt fahre ich über eine Brücke und dann den Hügel hinauf.«
    »Kandidatin Amy.« Gino machte
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