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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin.
Autoren: Marlene Streeruwitz
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Schaute nur mehr auf die Tankanzeige. Der Zeiger bewegte sich nicht. Sie fuhr dann doch auf den nächsten Parkplatz und rief beim Onkel Schottola an. Sie ließ den Motor laufen. Sie hatte plötzlich die Vorstellung, nicht mehr starten zu können. Der Onkel lachte über ihre Sorgen. Das mit dem Tanken. Das müsste sie mitrechnen. Also. Wie viel wäre sie denn gefahren. Wann hätte sie denn das letzte Mal getankt. Wie weit müsse sie noch kommen. Sie habe mehr als genug bis Deggendorf. Er schaue das im Internet mit. Das müsste reichen. Und sie wisse ja. Diesel. Diesel tanken. Aber das wisse sie ja. Hätte sie ja oft genug gemacht. Er müsse sich das vorsagen, wenn er ihren Kia auftanke. Benzin, müsse er sich vorsagen. Benzin und nicht Diesel. Aber beim großen Wagen ginge das gar nicht anders. Dieses Modell hätte eine Tanköffnung, in die nur ein Dieseltankstutzen passe. Aber sie sollte trotzdem daran denken. Sonst wäre es mit diesem Auto vorbei. So alt wie das schon wäre. Wie es ihr denn ginge. Die Tante Trude und er. Sie säßen auf dem Balkon und schauten auf die bucklige Welt hinunter. Ihnen ginge es gut, und die Tante Trude habe ein ganzes Kipferl zum Frühstück essen können. Was aber mache sie auf dieser Autobahn. Eigentlich.
    Sie fahre, ihre Sachen zu holen. Sie habe noch Sachen in Kötzting und bei Allsecura. Sie habe sich gedacht, dass sie Zeit hätte. Der Gino wäre nämlich erst später wieder besuchbar. Nach dieser Operation. Seine Mutter sei bei ihm. Für sie. Es wäre mehr um die Fahrt nach Murnau gegangen. Dass sie die alle nach Murnau führe. An diese Klinik. Weil die Mutter von Gino kein Auto hatte. Am Abend wollte sie aber wieder dort sein. Sie war am handy erreichbar. Und ciao.
    Sie fuhr weiter. Nach Deggendorf auf der B20. Beim Tanken an einer OMV -Tankstelle. Der Tank war noch zu einem Viertel voll gewesen. Sie musste lachen. In dieses Auto gingen 100 Liter hinein. Sie hätte sich wirklich keine Sorgen machen müssen. Sie kaufte Cola und Wasser und fuhr weiter.
    Sie kam dann über Cham herunter in Richtung Kötzting. Sie hätte über Regen fahren wollen. Aber sie war nun wieder zu weit nach Westen geraten. Es war aber auch die schnellere Straße. Hier waren die Straßen leer. Mittagszeit. Sie schwang sich um die Kurven. Kannte diese Windungen hügelauf und hügelab. Vor Kötzting. Sie fuhr zum Hotel. Kam von oben den Hügel herunter. Fuhr mit Schwung auf die Hotelzufahrt. Parkte. Stieg aus. Ein einziges Auto. Mülltonnen. Container.
    Die Eingangstür glitt auf. In der Halle. Links die Rezeption. Keine Möbel. Keine Bilder an den Wänden. Fleckige Tapeten. Abgetretener Spannteppich. Chlorgeruch. Die Bar. Die Regale herausgerissen. Die Holzverkleidungen abmontiert. Müllsäcke. Übersiedlungskartons. Sie schaute sich um. Wollte schon umkehren. Sie hörte Schritte. Gertrud kam von hinten durch den Gang zur Küche nach vorne. Sie sagte »hallo.«. Aber die Frau antwortete nicht. Sie trug einen weiß und schwarz gestreiften Waschbeutel. Sie warf ihn in eine Schachtel am Boden. Beugte sich über die Schachtel. Schob die Dinge in der Schachtel zurecht. Sie fragte, ob denn jemand im Haus sei. Gertrud richtete sich auf. Blickte sie an. Nein. Hier sei niemand. Schon längst nicht mehr. Warum sie da sei. Was sie hier wolle. Gertrud hob die Schachtel auf. Hielt sie vor ihrem Bauch. Ging zur Tür. Dann hielt sie inne. Drehte sich um. Abrupt. Wütend. Einen Augenblick konnte sie die Wut in Gertruds Gesicht sehen. Sie trat einen Schritt zurück. Wollte Gertrud sich auf sie stürzen. Sie hatte sich bei Gertrud bedanken wollen. Wegen der e-mails. Aber so. Es war alles noch unverständlicher. Sie wandte sich zum Gehen. Machte einen Schritt in Richtung des Lifts. Gertrud trat auf sie zu. Stellte ihre Schachtel ab. Verstellte ihr den Weg. Hier gäbe es nichts mehr. Sie würde hier abschließen und den Schlüssel der Maklerin vorbeibringen. Hier wäre es aus. Sie müsste gehen, und es wäre besser für sie, wenn sie wegbliebe. Überhaupt.
    »Ich weiß, wie wenig Sympathie Sie für mich gehabt haben. Aber dann. Sie haben mir doch diese e-mails geschickt. Warum?« Gertrud stand hinter ihrer Schachtel. Schob sie mit dem Fuß in Richtung Eingang. Nein, antwortete sie. Das stimme nicht. Das mit der Sympathie, und die e-mails. Ja. Das hätte sie gemacht. Aber sie hätte alle e-mails an alle Betroffenen weitergeleitet. Und sie habe das nicht aus Freundlichkeit getan. Das solle sie nur ja nicht glauben. Sie hatte
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