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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin.
Autoren: Marlene Streeruwitz
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sich doch so geschäftstüchtig vorgekommen waren. Die seien wirklich sauer. Die hatten doch gedacht, sie hätten den Kapitalismus neu erfunden. Aber. Sie müsse jetzt gehen. In der Ferne. Türen schlugen. Gertrud sah sich um. Sie hob ihre Schachtel wieder auf. Ging zur Tür. Wartete in der Türöffnung.
    Sie drehte sich einmal um sich. Es erinnerte nur der Chlorgeruch an die früheren Zeiten. Sie ging zu den Säcken an der Wand, da wo früher die Bar gleich neben der Rezeption gewesen war. Sie öffnete die Müllsäcke. Papier. Akten. Aktenordner. Vorhänge. Handtücher. Zeitungen. Bilder. Manche Müllsäcke enthielten nur Papier. Oder Aktenordner. In manchen Müllsäcken war alles durcheinander. Handtücher. Bilder. Holzornamente. Kleine Engelchen, wie sie an der Wand montiert gewesen waren. Gestickte Trachtenmotive in Bilderrahmen. Gertrud rief, sie wolle hier abschließen. Sie riss noch einen Sack auf. Aber da waren gebrauchte Hotelhausschuhe drinnen. Sie ging zur Tür. Gertrud wippte ungeduldig und ging voran. Sie wartete, bis die Türen hinter ihnen zugeglitten waren. Dann schloss sie an der Seite ab. Die Sicherheitsanlage schnarrte. Das Hotel war gesichert. Gertrud zog den Schlüssel ab. Was sie denn vorhabe, fragte die Frau. Sie ging aber schon auf ihr Auto zu. Die Frau hätte sie gar nicht mehr hören können. Sie schaute der Frau zu. Die stellte die Schachtel auf den Beifahrersitz. Ging um das Auto. Setzte sich hinters Lenkrad. Schaute in den Rückspiegel. Strich sich die Haare aus dem Gesicht. Schnallte sich an. Dann startete sie und fuhr langsam los. Rollte zur Ausfahrt. Schaute sorgfältig in beide Richtungen. Fuhr ins Tal.
    Stille. Sie stand vor dem Hoteleingang. Schaute zum Hügel hinauf. Die Obstbäume hoben sich gegen den blauen Himmel ab. Sie ging zum Auto. Blieb wieder lange stehen. Dann fuhr sie los. Sie fuhr in die andere Richtung. Rechts hinauf. In Richtung Tschechien. Ließ den alten Grenzübergang hinter sich. Die zwei grauen Häuser. Leer. Einmal ein Bollwerk gewesen. Sie bog ab. In den Wald. Felder. Wieder Wald. In das Tal. Sie gab kaum Gas. Rollte dahin. Mehr ein Segeln als ein Fahren.
    Sie hatte Angst. Sie hatte schon im Hotel Angst gehabt. Bei den Schritten. Im Haus da. Sie ließ das Auto ausrollen. Stieg auf die Bremse. Stand mitten im Tal auf der Straße. Sie hatte auf der Brücke über dem kleinen Bach gehalten. Sie konnte rechts das sprudelnde Wasser sehen. Über das Brückengeländer hinweg. Weißsprudelnd schäumend stürzte das Wasser unter die Brücke. Die Angst. Sie war immer da. Sie war immer dagewesen. Jetzt. Die Angst begann in den Händen. Weißklingelnd. Die Hände. Die Angst kroch in die Brusthöhle. Ließ die Arme hohl werden. Kraftlos. Sie fuhr wieder an. Nahm das Lenkrad in die Hände. Zwang die Arme, sich zu heben. Die Hände, das schwarze Leder des Lenkrads zu umfassen. Sie hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest. Schaute vor sich. In das Tal vor sich. Die Obstbäume nach rechts zu den Wäldern hinauf. Das Gras um die Obstbäume grauaschig verdorrt. Links vom Bach und der Straße die Wiesen gemäht und grün. Kein Haus. Weit und breit. Kein Auto. Niemand.
    An der Kreuzung nach dem Tal. Auch da kein Verkehr. Sie bog nach rechts. Dann wieder links. Das Tor. Offen. Sie fuhr auf den Parkplatz. Niemand hier. Kein Auto. Sie hielt. Ihr handy läutete. Unbekannte Nummer. Sie drückte das Gespräch weg. Sie stieg aus. Warf die Autotür zu. Stand da. Also gut. Sie war hierhergefahren. War das nicht genug. Während sie sich das fragte, hatte sie zu gehen begonnen. Sie ging zum Eingang. Die Tür verschlossen. Sie schaute durch die Glasscheibe. Alles leer. Keine Möbel. Ausgeräumt. Sie ging um den Vorbau der Rezeption. Nach links. Ihr handy läutete wieder. Wieder eine unbekannte Nummer. Sie ließ das handy läuten. Trug das schrillende Ding in der Hand. Die Einfahrt zum compound. Alles versperrt. Sie ging an den Rand des Parkplatzes. Es war alles versperrt. Sie stieg in das Gras an der Mauer. Ging die Mauer entlang. Ein schmaler Pfad ausgetreten. Das große Gebäude nach rechts. Hinter der Mauer die Dächer der einstöckigen Baracken gerade noch zu sehen. Sie spazierte dahin. Die Mauer erstreckte sich weit nach hinten. Ihr handy war wieder still. Dann das kurze Schrillen. Eine Nachricht. Der Pfad führte weiter. Unter einem Apfelbaum durch. Es war gleich zu sehen. Beim ersten Blick war es klar. Dieser Baum war wie eine Brücke über die Mauer. Sie hätte einen kleinen Anlauf
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