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Die Schmerzmacherin.

Die Schmerzmacherin.

Titel: Die Schmerzmacherin.
Autoren: Marlene Streeruwitz
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nehmen können und sich an der Mauer hochziehen. Sie konnte sich aber nicht erinnern, ob die Mauer irgendwie gesichert worden war, und ihre Hände und ihre Knie. Glasscherben. Stacheldraht. Aber der Apfelbaum. Ein Ast in Kniehöhe. Die nächste Gabelung in Schulterhöhe. Auf dem breiten Ast direkt auf die Mauer hinauf. Sie konnte sich an den dünneren Ästen darüber festhalten. Grüne flachgedrückte Äpfelchen mit roten Streifen hingen in den Zweigen. Es waren Glasscherben eingemauert. Oben. Hellgrüne Glasscherben. Sie balancierte auf die Mauer. Handy und Autoschlüssel noch in den Händen. Sie stand oben. Kurz. Verstaute handy und Autoschlüssel in der Brusttasche des Sommerkleids. Dann sprang sie von der Mauer. Sie kam gut auf. Auf allen vieren. Sie richtete sich auf. Kontrollierte, ob sie den Autoschlüssel noch hatte. Ihren Schlüsselbund. Das handy.
    Sie war hinter einer Baracke gelandet. Sie konnte in die Baracke sehen. Die Baracke ein einziger Raum, und sie konnte durch die Fenster auf der anderen Seite hinaussehen. In der Baracke Stockbetten. Der Hof. Ein riesiger Platz. Die Geräte für das circuit training. Das alte Gebäude dahinter. Hoch aufragend. Die alten Zubauten nach links. Die neuen nach rechts. Die Baracken in einer langen Reihe nach hinten. Ganz am Ende riesige Antennen. Dahinter Wiesengrund. Die Wälder. Das Gras rund um die Baracken hoch und dürr. Raschelte beim Durchgehen. Sie ging auf den Platz. Sie erinnerte sich, dass es eine kleine Tür zum Turnsaal gegeben hatte. Von da konnte sie zum Umkleideraum kommen. Die Windstopperweste musste im Garderobenkästchen sein. Wenn es das alles noch gab. Sie ging die Mauern entlang. Sie kehrte zum Rezeptionsvorbau zurück. Ging die innere Wand entlang. Ging da, wo drinnen der Verbindungsgang zum Hauptgebäude verlief. Bog nach links. Der Gang zum Turnsaal drinnen. Sie draußen. Die undurchsichtigen Glasfenster. Sie wanderte dahin. Ein leichter Wind kam von den Hügeln herunter. Angenehm auf der Haut. Machte alles selbstverständlich. Selbstverständlicher. Die Hände nicht mehr so zittrig. Normal atmen kein Problem. Normaler atmen. Sie holte tief Luft. Da war diese Tür.
    Sie stand vor der Tür. Einen Augenblick. Sie zögerte. Das reichte doch. Warum wollte sie weiter. Sie drückte die Klinke nieder. Versperrt. Sie schaute das Schloss an. Sie zog den Schlüsselbund aus der Brusttasche. Der Schlüssel zu ihrem Zimmer in der Wohnung. Sie steckte ihn in das Schloss. Er passte nicht richtig. Aber der Schlüssel im Türschloss fiel auf der anderen Seite zu Boden. Sie versuchte, mit ihrem Zimmerschlüssel aufzuschließen. Aber der Schlüssel war kaum zu bewegen und ließ sich dann nur noch schwer aus dem Schloss herausziehen. Sie kniete nieder und schaute unter der Tür. Der Spalt war sehr schmal. Sie brauchte einen Stecken. Einen Ast. Warum hatte sie ihre Tasche nicht mit. Da hätte sich ein Gerät gefunden. Irgendetwas. Sie setzte sich auf. Lehnte sich gegen die Tür. Es war schön, so dazusitzen. Den Vögeln zuzuhören. Dem Windsäuseln. Sie saß im Gras. Lange. Schaute nach hinten hinaus. Zur Wiese. Lange.
    Sie bekam dann Durst. Sie rappelte sich auf. Zog sich an der Türklinke hinauf. Stützte sich am Türrahmen ab. Sie hörte ein Rieseln hinter dem Türstock. Die Tür bewegte sich mit dem Brett des Türrahmens. Sie rüttelte am Holzrahmen. Die Mauer unter dem Türrahmen war mürbe. Der Türrahmen ließ sich in die einzelnen Bretter auseinandernehmen. Das Brett vom Außenrahmen löste sich von der Mauer ab. Nägelstarrend. Die Mauer zerbröselt. Die Kiesel im Mauerwerk zu sehen. Sie drückte gegen das Brett, in dem das Schloss verankert war. Das Schloss blieb fest versperrt. Aber das Brett die Mauer hinauf ließ sich verschieben. Sie warf sich gegen die Tür. Stieß an der Klinke. Trat gegen die Tür. Die Mauer war verrottet. Sie konnte dann mit einem Tritt gegen das Schloss Tür und Türrahmen von der Mauer trennen. Ein Spalt entstand. Hinter dem Türrahmenblatt. Sie trat weiter gegen die Tür. Drängte die Tür ins Haus. Der Spalt reichte dann, sich in den Gang zu zwängen. Sie schob den verrotteten Türrahmen mitsamt der Tür zurück. Sie stand im Gang. Der Turnsaal. Die hohen Fenster. Sie ging in die Garderobe. Der Schlüssel zum Garderobenschränkchen am Schlüsselbund. Wie gut, dass sie nie Ordnung machte. Andere hätten diesen Schlüssel längst vom Schlüsselbund genommen. Sie brauchte lange. Es war aber auch wegen der Anzahl der Schlüssel
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