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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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gezügelt und die Tempel wie die auf dem griechischen Festland und in den griechischen Kolonien in Süditalien in schöner Ausgewogenheit errichtet. Als wir die Mole passiert hatten, sahen wir ein Hafenbecken, umgeben von Schuppen für Kriegsschiffe aller Größen, doch sie waren leer, während im Handelshafen reger Schiffsverkehr herrschte. Zypern ist einem breiten Festlandsbogen vorgelagert, und Lykien, Pamphylien, Syrien und Judäa waren nur eine kurze Überfahrt entfernt. Diese günstige Lage macht die Insel zum natürlichen Knotenpunkt des maritimen Verkehrs, wodurch Zypern seit der Erstbesiedlung gewaltig prosperierte. Schon vor den Griechen hatten die Phönizier die Insel kolonisiert, und ihre Städte standen noch immer.
    »Setz uns am Handelskai ab«, befahl ich Ion. »Dann kannst du die Schiffe zum Marinedock bringen.«
    »Sieht so aus, als hätten wir, was einen Ankerplatz angeht, noch freie Auswahl«, bemerkte er.
    Die Ruderer legten geübt und sanft an dem steinernen Kai an, der mindestens zweihundert Schritte in den Hafen hinausragte. Unter den aufmerksamen Blicken der unvermeidlicherweise am Hafen herumlungernden Müßiggänger stieg ich die paar Stufen zum Kai hinauf, und die Matrosen trugen uns unser spärliches Gepäck hinterher. Normalerweise rief die Ankunft römischer Schiffe mit einem römischen Senator an Bord die einheimischen Magistrate mit wehenden Roben auf den Plan. Aber da Zypern mittlerweile römische Provinz war, fand der hiesige Landpfleger möglicherweise, dass ich ihm meine Aufwartung machen sollte, und nicht umgekehrt.
    »Wo ist die Residenz des Statthalters Silvanus?« fragte ich einen der Herumlungernden. Er blinzelte nur träge, so dass ich meine Frage auf griechisch wiederholte.
    Er wies auf einen flachen Hügel hinter sich. »Das große Haus gegenüber des Poseidontempels.« Ich konnte ihn nur mit Mühe verstehen. Der zypriotische Dialekt unterschied sich ebenso radikal von dem attischen wie der bruttische vom latinischen. »Komm, Hermes«, sagte ich. Ein paar Träger sprangen auf, um unsere Taschen zu nehmen, und im Gänsemarsch stolzierten wir zwischen Kisten, Ballen und Amphoren, die praktisch jeden Fußbreit verfügbaren Platzes verstellten, über den Kai. Überall stapelten sich braune Metallbarren in der Form winziger Ochsenhäute. Seit der Zeit der Phönizier waren die Minen von Zypern einer der wichtigsten Rohmetallieferanten und bis heute ein Grundpfeiler des Wohlstands auf der Insel.
    Der Meergeruch vermischte sich mit den Düften von Kräutern, Weihrauch und Gewürzen, hin und wieder überlagert von durchdringendem Essiggestank, wo ein ungeschickter Träger eine Amphore hatte fallen und zerbrechen lassen und dadurch untadeligen Wein vergeudet hatte. Das brachte mich auf einen Gedanken.
    »Hermes -«
    »Ja, ich weiß. Ich soll herausfinden, wo hier die guten Tavernen sind.« Ich hatte ihn doch recht gut ausgebildet. Eins spricht für jede kleine Kolonialstadt wie Paphos: Man muss nie weit laufen, um ans Ziel zu gelangen. Der Poseidontempel war ein anmutiger Bau im schlichten dorischen Stil, und ich nahm mir vor, mich dort so bald wie möglich mit einem Opfer für meine sichere Überfahrt und das perfekte Wetter zu bedanken.
    Die Residenz des Silvanus war eine zweistöckige Villa von Ausmaßen, wie sie sich im beengten Rom nur die Allerwohlhabendsten leisten konnten. Der Sklave an der Tür trug edles ägyptisches Leinen. Er rief nach dem Hausverwalter, der sich als ein kultivierter Grieche von makellosem Gewand und Gebaren herausstellte.
    »Willkommen, Senator«, sagte er und verbeugte sich würdevoll. »Senator Silvanus hat keinen Besuch von einem Kollegen erwartet, aber ich bin sicher, er wird hoch erfreut sein und zugleich zutiefst betrübt, weil er nicht hier war, um dich persönlich zu empfangen.«
    »Wo ist er denn?« fragte ich, wie stets verärgert, wenn Domestiken bessere Manieren haben als ich.
    »Er besucht heute einen Freund, den großen General Gabinius, dessen Villa direkt außerhalb der Stadt liegt. Er wird heute abend zurück kehren. Darf ich mir in der Zwischenzeit erlauben, das Haus zu deiner freien Verfügung zu stellen.« Er klatschte in die Hände, und zwei Sklaven kümmerten sich um unser Gepäck, während Hermes den Trägern vom Hafen ein Trinkgeld gab.
    »Bitte bedient euch an den Erfrischungen im Garten, während eure Gemächer bereitet werden. Oder wollt ihr vielleicht lieber zuerst ein Bad nehmen?«
    Das nannte ich Glück. Normalerweise war
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