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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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die Legionen und Hilfstruppen selbst ausheben, ausstatten und bezahlen, deshalb habe ich meine Zeit auf der Insel nicht müßig vertan.« Mallius' Ohren schienen zu doppelter Größe angeschwollen zu sein. »Das scheinen mir aber recht, ähm, wie soll ich sagen, vertrauliche Informationen zu sein«, stotterte er.
    »So ist es«, stimmte Gabinius ihm zu und lächelte listig. »Und ein kluger Mann könnte von dem Wissen um diese Dinge immens profitieren.«
    Ich war nicht ganz zufrieden. Es kam dem General ungemein zupaß, dass Marcinus, Nobilior und Alpheus allesamt tot waren. Und da waren auch noch die beiden Männer, die mich vor dem Poseidon-Tempel angegriffen hatten und dann auf mysteriöse Weise gestorben waren. Aber ich hatte nichts gegen ihn in der Hand. Wenn er sich schuldig gemacht hatte, dann hatten alle unsere anderen Politiker-Generäle weit größere Schuld auf sich geladen.
    »Nun«, sagte Milo, »wenn das jetzt geklärt ist, können wir uns ja daranmachen, Marcinus' Flotte zu zerschlagen. Mir steht der Sinn nach ein bisschen Vergnügen. Obwohl es ohne ihn als Kommandeur ein Kinderspiel werden wird.«
    Ich erhob mich und wollte gerade gehen, als mir noch etwas einfiel. »Aulus Gabinius, Manius Mallius, wenn ihr mir einen Gefallen tun könntet, ich möchte morgen eine Zeremonie begehen, die die Anwesenheit von drei Bürgern als Zeugen erfordert. Könntet ihr mich und Milo gleich nach Sonnenaufgang treffen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Mallius. Gabinius nickte nur. »Und, Manius Mallius«, fügte ich noch hinzu, »vergiß einfach all die schrecklichen Dinge, die ich über Aulus Gabinius gesagt habe.«
    Er sah mich kurz an und zuckte dann die Achseln. Politik. Der Nachmittag war so strahlend wie bisher jeder seit meiner Ankunft auf Zypern. Julia und ich nahmen unseren Platz in der ersten Reihe der Menschenmenge ein, die sich vor dem Tempel der Aphrodite versammelt hatte. Neben uns stand Hermes, der sich in seiner Toga und mit seiner phrygischen Kappe noch sichtlich unwohl fühlte. Ich hatte ihm seine Freiheit geschenkt, ihm die vollen Bürgerrechte übertragen und ihm seinen Namen als Freigelassener gegeben: Decius Caecilius Metellus, obwohl er für mich immer Hermes bleiben würde.
    Meine jüngsten Erfahrungen hatten mich daran erinnert, wie flüchtig das Leben sein kann und dass ich, wenn ich zu lange wartete, vielleicht nicht mehr die Gelegenheit bekommen würde, die Zeremonie selbst durchzuführen.
    Kleopatra stand umgeben von ihrem Gefolge in der Nähe. Als unsere Blicke sich trafen, nickte und lächelte sie. Ich war unsagbar erleichtert, dass sie mit den schmutzigen Geschäften auf Zypern nichts zu tun hatte. Zumindest nicht, soweit ich es beweisen konnte. Wenn sie in die Sache verwickelt war, zeigte sie mehr Umsicht, als sie sie in ihrem späteren Leben obwalten ließ.
    Dann begann der Chor die von dem verschiedenen Alpheus komponierte Hymne zu singen. Ich dachte, dass ich ihn vermissen würde. Er hatte seine Charakterfehler, war jedoch trotz allem höchst angenehme Gesellschaft gewesen. Während ich noch über sein jähes Ende sinnierte, kamen die Priesterinnen, nur in die goldenen Netze gehüllt, aus dem Tempel. Zuletzt kam lone, und die Prozession zog an uns vorbei, während die Leute die Köpfe neigten.
    Als sie uns erreicht hatte, blieb die Hohe Priesterin kurz stehen. Julia trat ängstlich vor und berührte mit einer Hand lones Haut durch das Netz. Dann zog die Prozession weiter, und wir fielen zurück. Weitere Frauen wurden aus der Menge nach vorn gerufen, um andere Priesterinnen anzufassen, aber außer Julia durfte niemand lone berühren.
    Als die Prozession das Ufer unweit des Tempels erreicht hatte, säumte die Menge den Strand und die umliegenden Klippen und Hügel. Am Wasser blieben die Priesterinnen einen Moment stehen, bevor sie langsam in die Fluten stiegen, erst bis zu den Knien, dann bis zur Hüfte und weiter bis zu den Schultern. Als der Chor zu den letzten Noten der Hymne anschwoll, tauchten sie ihre Köpfe unter Wasser. Zehn Herzschläge lang herrschte absolute Stille.
    Dann tauchten die Priesterinnen lächelnd wieder aus dem Wasser, und die Menschen sangen eine fürwahr altehrwürdige griechische Lobeshymne, in die wir Besucher einstimmten. Die Netze waren verschwunden. Nur von Meeresschaum bedeckt, kehrten die Priesterinnen geläutert und neugeboren auf ihre Insel zurück.
    Diese Begebenheiten ereigneten sich auf Zypern im Jahr 703 der Stadt Rom, dem Jahr des Konsulats von
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