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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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Wem abfüllen, auf den Einbruch der Dämmerung warten und ihn zum Wasser schaffen. Es ist nicht weit, außerdem wird in Zeiten wie diesen niemand auf ein paar Männer achten, die einen Betrunkenen über die Straße tragen.«
    Sie diskutierten über meinen Tod, doch ich protestierte nicht. Mir war es recht, solange ich noch ein wenig länger atmen durfte. Wer wusste schon, was geschehen würde? Ich arbeitete an meinen Fesseln. Sie hatten Lederriemen benutzt, die ein wenig nachgaben. Ein Mann wurde losgeschickt, um Wein zu beschaffen, was an diesem Tag wohl keine große Suche erfordern dürfte.
    »Ich bin neugierig«, sagte ich. »Wer von euch hat Silvanus ermordet? Und warum? Es schien doch alles zur Zufriedenheit aller geregelt. Ist er ein bisschen zu gierig geworden? Oder hatte er Angst, dass man ihm auf die Schliche kommen und in Rom den Prozess machen würde? Es hat in letzter Zeit ein paar ziemlich unangenehme Anklagen wegen unautorisierter Plünderungen gegeben.«
    »Mich musst du nicht ansehen«, erwiderte Marcinus. »Mit diesem Mord hatte ich nichts zu tun.«
    »Erzähl mir nicht, du würdest vor Mord zurück schrecken«, gab ich zurück. »Du hast beinahe eine ganze Insel ausradiert, nur um die Leute so einzuschüchtern, dass sie nicht mit mir zusammenarbeiten würden.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es waren schließlich keine Bürger«, meinte er abfällig. »Diese Inselbewohner waren kaum mehr als Vieh. Damals wusste ich nicht, dass ich das Gewerbe so bald aufgeben würde, sonst hätte ich mir die Mühe nicht gemacht.«
    »Ja, da haben sie wohl einfach Pech gehabt, was?« sagte ich wütend. »Und du, Nobilior? Vor ein paar Tagen hast du deinen großen und engen Freund Rabirius erwähnt, den Finanzminister von König Ptolemaios, verantwortlich für die Eintreibung der gigantischen Darlehen. Ich habe kürzlich erfahren, dass Rabirius die Getreideernten und ›diverse andere Waren‹ als Rate auf die Gesamtschuld beschlagnahmt hat. Könnte darunter vielleicht auch das Weihrauchmonopol gewesen sein?«
    »Das hast du also auch herausbekommen«, sagte Nobilior giftig. »Ja, es stimmt. Aber Rabirius hat entdeckt, dass die Weihrauchlieferungen vor dem Erreichen Alexandrias umgeleitet wurden. Sie wurden via Judäa und Syrien hierher nach Zypern gebracht, wo Silvanus sie der Heiligen Gesellschaft des Dionysos übertragen hat, die sie wiederum in die ganze Welt verschifft hat.«
    Kein Wunder, dachte ich, dass der Kaufmann Demades, angesehenes Mitglied dieser Gesellschaft, nicht erwähnt hatte, dass die Verschiffung nach Alexandria unterbrochen war. »Judäa und Syrien?« fragte ich. »Das ist Gabinius' altes Territorium.« »Genau«, sagte Nobilior. »Er hat die alten Handelswege für Seide und Weihrauch des Großen Königs aus der vorptolemäischen Zeit wieder eröffnet. Er und Silvanus haben in dieser Sache mit einander konspiriert, und Rabirius war außer sich. Er hat mir aufgetragen, der Sache ein Ende zu bereiten, und sogar genau bestimmt, wie Silvanus sterben soll.« »Dann warst du es also?« sagte ich. »Und Gabinius hatte gar nichts damit zu tun?«
    »Das will ich doch hoffen!« sagte der Bankier. »Sie waren Freunde!«
    Ich war ein wenig geknickt, dass mein Hauptverdächtiger nun doch nicht der Mörder war. Aber damit war er noch längst nicht vom Haken. Seine Feindseligkeit mir gegenüber war nicht zu übersehen.
    Der Mann kam mit einem Schlauch Wein zurück, eine Hand packte von hinten in meinen Schöpf und riss meinen Kopf zurück. Die Schilfrohrtülle wurde in meinen Mund gestoßen, und irgend jemand drückte auf den Schlauch. Ich schluckte hastig, würgte und spuckte, und der Mann sprang zur Seite. »Ihr Idioten!« schimpfte ich, als ich wieder sprechen konnte. »Kein Mensch wird glauben, dass ich diesen billigen Fusel freiwillig getrunken habe!«
    »Am nächsten Tag riecht alles gleich«, versicherte Marcinus mir. »Gebt ihm noch einen Schluck.« Der Schlauch wurde wieder angesetzt und dann ein weiteres Mal. Der letzte Versuch war eher kontraproduktiv, führte er doch dazu, dass ich mich krampfhaft übergeben musste.
    »Jetzt müssen wir noch mal ganz von vorne anfangen«, klagte der Grieche mit dem Weinschlauch und genehmigte sich selbst einen Schluck.
    »Er muss nicht wirklich betrunken sein«, meinte Alpheus. »Er muss nur so aussehen und riechen, und das tut er sowieso schon.«
    »Wir verschwenden unsere Zeit«, knurrte Nobilior. »Warum schlagen wir ihm nicht einfach auf den Kopf? Wenn er die
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