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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra
Autoren: John Maddox Roberts
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diktieren und sah, dass Hermes die Augenbrauen hochzog. Er mochte Milo. »Ich bin nach Zypern versetzt worden, um Piraten zu jagen. Auf dem Wasser bin ich ein absoluter Trottel und brauche deshalb verzweifelt deine Hilfe. Immerhin ist Zypern nicht Gallien, was allein schon ausreicht, den Ort liebenswert zu machen. Außerdem besteht die Aussicht auf richtig Geld, und wir werden von unseren Frauen weg kommen und jede Menge Spaß haben.« »Das habe ich gehört!« rief Julia aus den Tiefen des Hauses. Die Frau hatte Ohren wie ein Fuchs.
    »Wenn du diesen Brief erhältst«, diktierte ich weiter, »bin ich schon auf dem Weg nach Tarentum. Wenn du dort nicht ankommst, bis ich in See steche, werde ich Befehl hinterlassen, dir eine schnelle Liburne zur Verfügung zu stellen. Ich weiß, dass du dich in Lanuvium zu Tode langweilst, also tu gar nicht erst so, als wäre es anders. Uns beiden würde ein kleines, einigermaßen sicheres Abenteuer in angenehmer Umgebung gut tun. Ich freue mich darauf, dich in Tarentum oder aber auf Zypern zu sehen.«
    »Dienst zur See?« fragte Hermes unglücklich. Er hatte eine noch größere Phobie vor dem Meer als die meisten Römer. »Nur ein bisschen an der Küste entlang segeln«, versicherte ich ihm. »Wenn alles nach Plan läuft, sollten wir weder eine einzige Nacht auf See verbringen noch je außer Sichtweite der Küste segeln müssen. Du bist doch mittlerweile ein geübter Schwimmer, dir kann absolut nichts passieren.«
    »Gegen das Meer habe ich ja auch gar nichts«, erwiderte mein langgedienter Sklave. »Ich mag nur nicht an Bord eines Schiffes sein. Von den Wellen wird man seekrank, die Stürme können einen an Orte verschlagen, die nicht mal Odysseus besegelt hat, und selbst wenn das Wetter gut ist, ist man von einem Haufen Matrosen umgeben!«
    »Möchtest du lieber zurück nach Gallien?« fuhr ich ihn an. Das brachte ihn zum Schweigen.
    »Na also, dann pack deine Sachen.«

II
    Die Überfahrt nach Zypern ist eine leichte Reise, wenn das Wetter gut ist, und unseres war perfekt. In Tarentum hatte ich Neptun ein überaus spendables Opfer dargebracht, und er muss freundlich gestimmt gewesen sein, denn er vergalt es mir großzügig.
    Von der Ostspitze Italiens aus überquerten wir die Meerenge zur griechischen Küste, wobei wir jeden Abend in kleinen Häfen vor Anker gingen und uns selten weiter als ein paar hundert Fuß von der Küste entfernten. Nicht einmal Hermes wurde seekrank. In Piräus machten wir Station, und ich unternahm die lange Wanderung nach Athen und bestaunte ein paar Tage lang die dortigen Sehenswürdigkeiten. Ich habe nie verstanden, wie es die Griechen geschafft haben, derart prachtvolle Städte zu bauen und sie dann nicht regieren zu können.
    Von Piräus aus kreuzten wir zwischen den lieblichen griechischen Inseln, die sich wie ein Band von Edelsteinen über das Meer erstrecken und aussehen, als könnte jede von ihnen die Heimat von Calypso oder Circe sein. Von den Inseln ging es weiter nach Asia und an der kilikischen Küste entlang, wo wir besonders auf der Hut waren, weil Kilikien eine Heimat der Piraten war. Die Überfahrt von der Südspitze Kilikiens nach Zypern war das längste Stück offenen Meeres auf der gesamten Reise. Kurz nachdem das Festland hinter uns außer Sichtweite war, tauchten vor uns die Höhenzüge Zyperns auf, was mich befreiter atmen ließ. Das Gefühl, ohne Land in Sicht auf dem Meer unterwegs zu sein, habe ich noch nie ertragen können. Ein Grund für meine Herumtrödelei war die Tatsache, dass Milo in Tarentum nicht aufgetaucht war. Ich hoffte, er würde mir auf dem Fuße folgen und mich bald einholen. Ich hatte schon jetzt das bestimmte Gefühl, dass ich ihn brauchen würde. Das Problem war meine Flottille mit ihren Seeleuten und - Soldaten sowie mein Steuermann, ein gewisser Ion. Das tiefer liegende Problem bestand darin, dass ich Römer war und sie nicht.
    Für einen Römer waren der Dienst bei der Legion und der bei der Marine so verschieden, wie zwei militärische Alternativen überhaupt sein können. Zu Lande waren wir absolut selbstbewußt und hatten uns im Laufe der Jahrhunderte zu wahren Spezialisten entwickelt. Die Römer waren schwere Infantrie. Wir bildeten das Zentrum der Schlachtformation und waren bekannt für Spitzenleistungen in militärischer Baukunst, für die Errichtung von Brücken, Wällen, Festungen und die Konstruktion von Belagerungsmaschinen. Wenn römische Soldaten sonst gerade nichts zu tun hatten, verbrachten sie
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